Kapitel 11 | Achtung! Tickende Zeitbombe

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WÄRE ICH IN EINEM SUPERHELDENFILM, würde an dieser Stelle dramatische Musik erklingen. Der Bösewicht – Tyron – würde in böses Gelächter verfallen und sich über meinen Niedergang amüsieren. Und mein bester Freund würde mich halten und mir aufmunternde Worte zu sprechen. Doch genau das tat er nicht. Er konnte nicht fassen, dass ich die Handys vertauscht hatte und hielt sich vor Lachen den Bauch.

Wie versteinert stand ich daneben. Was... was hatte ich getan? Wie konnte mir so etwas unheimlich Dummes nur passieren? Ich konnte es einfach nicht glauben! Wenn Dale mein Handy in seiner Tasche vorfand, dann war ich erledigt.

Arian wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Schätze, das war's mit deiner Mission«, prustete er.

»Kommt ja nicht infrage!«, gab ich heiser von mir und starrte zum Eingang, aus dem Dale geschritten kam. Er hielt seine Tasche in der rechten Hand und sah vollkommen ahnungslos aus. Er hatte offensichtlich noch nichts bemerkt. Ich musste mein Handy zurückkriegen. Auf der Stelle. Scheiß auf Hausarrest.

»Wir sehen uns morgen«, gab ich murrend von mir. »Und wenn nicht: Dann ist meine Mutter an die Decke geflogen und du kannst meine Leiche übermorgen abholen.«

Arian versuchte ernst zu bleiben, brach aber augenblicklich wieder in Gelächter aus. Ich stieß einen Seufzer aus und folgte Dale.

Ich brauchte einen Plan, um an dieses Handy zu kommen, bevor er es entdeckte. Aber ich konnte mir auf die Schnelle keinen Plan überlegen. Ich musste handeln. Und das sofort.

»Dale!«

Dale blieb stehen, dann bemerkte er, dass ich es war und lief einfach weiter.

»Hey!«, schrie ich. »Bleib sofort stehen!«

Er machte keinerlei Anstalten, also beschleunigte ich meine Schritte. »Du kannst mich nicht ignorieren!«, meckerte ich los. »Wir müssen an diesem Projekt weiterarbeiten. Das weißt du ganz genau. Ohne die 2 fallen wir beide durch!«

Dale würdigte mich nicht einmal eines Blickes. Immer wieder starrte ich auf seine Sporttasche. Ich musste sie nur in die Finger bekommen. Und dann... und dann? Das war eine gute Frage.

»Alter, ich rede mit dir!« Meine Stimme wurde schriller, »Hör auf so zu tun, als würde ich nicht existieren.« Ich hasste ihn. So, so sehr.

Auch jetzt machte er nicht einmal Anstalten, mich zu beachten. Ohne zu zögern, griff ich nach seiner Sporttasche und riss sie ihm aus der Hand. »Was zum–«, mehr hörte ich von Dales Worten nicht, denn ich lief einfach davon. Auf die Schnelle war mir nichts Besseres eingefallen.

»Branwyn!«, hörte ich ihn jetzt rufen. »Du kleine, verdammte...« Ich war mir nicht sicher, was für ein Schimpfwort er benutzte, aber bestimmt war es kein sicherlich Schönes.

Hysterisch rannte ich mit der Tasche davon und öffnete während des Laufens den Reißverschluss. Ohne zu zögern, ließ ich Dales Handy reinrutschen.

Weiter kam ich nicht. Entsetzt stöhnte ich auf, als ich am Arm gepackt und zurückgezerrt wurde. Keuchend blickte ich in Dales dunkle Augen, die so viel Hass in sich trugen, dass ich automatisch noch kleiner wurde.

»Was soll diese Kinderscheiße?«, knurrte er mich an und riss mir die Tasche mit so einer Kraft aus den Händen, dass ich mit nach vorne gezogen wurde und gegen seine Brust knallte.

»Ich...ich...«, stotterte ich und musste unweigerlich an den Kuss zurückdenken. Würde mich dieses traumatische Erlebnis jetzt für den Rest meines Lebens verfolgen?

Dale schnaubte auf, dann stieß er mich weg und ging wütend davon.

Auf der Stelle festgemeißelt blickte ich ihm nach. Mein Handy... es befand sich noch immer in seiner Tasche.

Fooling the Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt