Kapitel 38 | Epilog oder auch Ende genannt

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3 MONATE SPÄTER

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»Branwyn Caide!« Mrs. Miller erwischte mich auf frischer Tat bei dem Versuch, mich heimlich ins Klassenzimmer zu mogeln.

Verdammt. In der Bewegung erstarrend verzog ich das Gesicht. Vor zwei Wochen hätte ich die Ausrede mit der Schiene noch nutzen können, aber die Zeiten waren vorbei. Ich war wieder mobil. Mein Bänderriss war vollständig verheilt und ich durfte endlich wieder Fußball spielen. Einzige Bedingung meiner Eltern: Es langsam angehen zu lassen.

Das tat ich in diesem Moment ganz und gar nicht. »Sorry«, entschuldigte ich mich und sprintete auf meinen Platz neben Arian. Schwer atmend donnerte ich meine Tasche auf den Tisch und hielt mich fest. Ich war den ganzen Weg zur Schule gelaufen und trotzdem zu spät gekommen. Die lange Zeit ohne richtigen Sport hatte meine Fähigkeiten geschwächt, ich fühlte mich wie eine Anfängerin in allem, was mit Fußball zu tun hatte. Das musste ich schleunigst ändern. In schon drei Wochen stand wieder ein Spiel gegen Ophelia und ihr Pack an. Und das erste Spiel, das ich dieses Jahr spielen würde, sollte definitiv ein Sieg sein. Und Spaß machen, fügte ich in Gedanken dazu. Ich durfte Carries Worte nicht vergessen.

Ich bemerkte Arians skeptischen Seitenblick. »Was?«, fragte ich und blickte in seine grünen Augen, die mich von oben bis unten musterten.

»Kommst du jetzt jeden Tag im Sportanzug zur Schule?«, wollte er wissen und lehnte sich vor.

Ich blickte an mir herab. »Ja«, antwortete ich vollkommen ernst, »Carrie sagt, dass ich so automatisch mehr Sport mache.«

»Wenn du meinst«, erwiderte Arian und wandte sich wieder nach vorne, »ich dachte immer nur, das wäre Tyrons Style.«

Ich hielt inne, als mir klar wurde, dass er recht hatte. Tyron trug in der Tat gerne Sportanzüge. Quietschbunte. Der, den ich heute trug, war zufällig neonrot. Mit blassem Gesicht lehnte ich mich zurück. »Oh, mein Gott!«, stöhnte ich und wurde mir zum ersten Mal klar, dass ich seit exakt zwei Wochen im Tyron-Style durch die Gegend spazierte.

Kaum hatte ich diese Erkenntnis, ertönte ein lautes Knacken. Ehe ich mich versah, lag ich auf den Boden. Das nächste, was ich hörte, war das laute Gelächter der ganzen Klasse. Ich meinte sogar, Mrs. Miller lachen zu hören.

Stöhnend fasste ich an meinen Rücken, der bei meinem Sturz vom auseinanderbrechenden Stuhl eindeutig den meisten Schaden genommen hatte. »Was zum...«, fluchte ich und nahm die Schraube, die auf dem Boden lag, in die Hand.

Sofort verengte ich die Augen zu Schlitzen. Das konnte doch nur Tyron gewesen sein!

»Alles okay?« Arian bot mir seine Hand an, die ich dankend ablehnte. Ich richtete mich auf, schnappte mir unter den Blicken aller Mitschüler einen Stuhl und setzte mich murrend an meinen Platz. Dieses verlogene Schwein wagte es tatsächlich, ein Comeback zu machen.

Nachdem Tyron nach der Halloweenparty letzten Jahres sich den Ärger seines Lebens eingehandelt hatte, gab es eine Weile erst einmal keine Streiche. Bis zum 01. Januar blieben wir verschont. Dann flatterte eine Liste Neujahrsvorsätze á la Tyron in unseren Briefkasten. Punkt Nummer eins auf seiner Drei-Punkte-Liste: 1) Branwyn und Arian einhundert Streiche spielen.

Wir hatten Mitte Februar und ich hatte bereits zehn Streiche über mich ergehen lassen. Arian hatte schon zwölf hinter sich. Irgendetwas sagte mir, dass Tyron beabsichtigte jedem einhundert Streiche zu spielen und nicht insgesamt hundert.

»Branwyn«, meinte Mrs. Miller und schmunzelte, »brauchst du vielleicht eine Pause?«

Ich fuhr mir mehrmals durchs Haar. »Nein, alles bestens«, erwiderte ich matt.

Fooling the Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt