Kapitel 21 | Im Sturm des Ozeans

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»ICH HASSE DICH! Ich hasse dich! Ich hasse dich!«, schrie ich mein Literaturprojekt an und zerfetzte es in der Luft.

Verzweifelt ließ ich mich auf der Couch nach hinten fallen. Ich konnte es nicht. Es ging einfach nicht. Ich konnte keine Novelle schreiben. Egal, wie sehr ich mich bemühte, es klappte einfach nicht. Ich hatte keinerlei schriftstellerisches Talent. Noch dazu wollten nur mühsam Wörter kommen. Ich hatte nach Lösungen gegoogelt, aber der Begriff Schreibblockade hatte sich schon furchtbar genug angehört, dass ich ganz schnell wieder weggeklickt hatte.

»Gehe es ruhiger an, Schatz«, meinte meine Mutter und nippte an ihrem Kaffee.

Wenn sie nur wüsste, dass dieses Projekt darüber entschied, ob ich sitzenblieb oder nicht, sie wäre sicherlich nicht mehr so gelassen. Sie würde explodieren wie ein Vulkan und alles im Umkreis von 50 Metern in der Luft zerfetzen.

Ich legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Geschichtenschreiben ist blöd.«

Meine Mutter strich mir über den Arm. »Solltest du das Projekt nicht zusammen mit deinem Dale machen? Vielleicht kommt ihr gemeinsam besser voran.«

Ich schlug die Augen auf und starrte meine Mutter so an, als hätte sie soeben vorgeschlagen einfach aus dem Fenster zu springen.

»Nein, danke. Ich verzichte«, sprach ich knapp und ignorierte den Schmerz, der wieder durch meine Brust schoss.

Meine Mutter zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst.«

»Obwohl dieser Dale Wilson eine richtige Sahneschnitte ist. Du solltest dich ruhig öfter mit ihm treffen«, erklang plötzlich eine andere Stimme. Mein Vater betrat das Wohnzimmer und grinste mich an.

Meine Mom warf ihm einen finsteren Blick zu.

Ich verharrte auf der Couch und spürte, wie mir förmlich das Blut ins Gesicht kroch. »Auch darauf kann ich verzichten«, brachte ich gepresst hervor und versteckte mein Gesicht hinter meinem Block.

Und wie ich darauf verzichten konnte! Wieder hatte Dale Bonnie unzählige Nachrichten geschrieben, die ich ignoriert hatte. Bonnie war tot. Sie kam nie wieder zurück und schon gar nicht, um sich mit Dale zu treffen.

Ich hatte selbst Dales Bemühungen ignoriert, sich wegen des Projekts zu treffen. Noch vor zwei Wochen war ich diejenige gewesen, die alles dafür getan hatte, um ihn endlich dazu zu bringen, sich mit mir zu treffen. Jetzt sah es anders aus.

Ich vertiefte mich wieder in mein Projekt und versuchte, endlich einen gescheiten Anfang zu schreiben, aber es wollte einfach nicht.

»Branwyn«, unterbrach meine Mutter meine Verzweiflung und stellte mit einem Klirren ihre Kaffeetasse auf dem Tisch ab. »Dein Vater und ich wollen mit dir über ein Thema sprechen, das uns sehr am Herzen liegt.«

Ich schnappte nach Luft. »Was?«

Meine Mutter sah mich mit einem Lächeln auf den Lippen an. »Weißt du noch, die Überraschung, von der ich dir erzählt habe?«

Die Überraschung.

Vor Schock ließ ich meinen Block fallen. Innerhalb eines Wimpernschlags war ich auf beiden Beinen. »Oh, mein Gott!«, stöhnte ich, »ich habe das Treffen mit Arian vergessen!«

Ehe meine Eltern etwas sagen konnten, jagte ich aus dem Wohnzimmer, griff nach meinem Rucksack und versuchte in meine Stiefel und Jacke zu schlüpfen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.

Noch nie in meinem Leben hatte ich so schnell das Haus verlassen.

Draußen ging ich schnellen Schrittes davon und versuchte das unheimliche Pochen in meiner Brust zu ignorieren. Aber es war nicht zu ignorieren. Mein Herz schlug mir vor lauter Panik bis zum Hals.

Fooling the Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt