Kapitel 31 | Manche Menschen lieben nicht

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IRGENDWANN HÖRTE ICH STIMMEN. Schwer atmend richtete ich mich auf und schloss mein Fahrrad an die nächste Straßenlaterne. Mit zitterndem Unterkiefer setzte ich mir Bonnies Perücke auf den Kopf und humpelte die Straße weiter entlang. Um das Blut, das aus meinem Bein quoll, scherte ich mich nicht. Viel eher fragte ich mich, wo ich jetzt hinsollte. Ich wollte nicht nach Hause und zu Arian konnte ich auch nicht. Meine Eltern hatten ihn bestimmt schon angerufen. Zu Dale wollte ich auch nicht. Allein, wenn ich an ihn dachte, wurde mir kotzübel. Ich hatte nicht nur meine Eltern verletzt, ich würde auch ihn verletzen.

Mit gesenkten Schultern lief ich weiter. Sie hassten mich jetzt bestimmt genauso sehr wie meine leiblichen Eltern mich gehasst hatten. Wahrscheinlich hatten sie mich schon in dem Moment nicht mehr geliebt, als sie die freudige Nachricht erhalten hatten.

Ich wanderte weiter durch die Straßen, bis ich vollkommen die Orientierung verloren hatte. Ich hatte keine Ahnung, wo genau ich mich befand, die Häuser waren mir alle fremd. Wie weit war ich nur gefahren?

Mit zitternden Fingern bog ich in die nächste Straße ab und erstarrte, als ich sie wiedererkannte. Das war die Straße, in der... Zoe wohnte.

Mein Blick blieb an der Villa hängen, in der zwei Lichter brannten. Langsam näherte ich mich dem Haus. Zoe kannte mich kaum. Sie würde keine Fragen stellen. Zumindest nicht sofort. Und niemand würde mich dort finden. Denn wenn Arian Zoe eine Nachricht schrieb, könnte sie für mich lügen.

Lange verharrte ich vor der Tür und war unschlüssig. Die Schmerzen brannten nach wie vor in meiner Brust, es fiel mir unheimlich schwer, anständig zu atmen. Es war, als würde mir jemand jeglichen Sauerstoff nehmen.

Leise klopfte ich an und versuchte nicht an das zu denken, was meine Eltern gesagt hatten. Was meine leiblichen Eltern vor fünf Jahren von sich gegeben hatten, um mich so dermaßen zu kränken.

Die Tür öffnete sich. Zoes Mutter wollte mich freundlich begrüßen, aber das Lächeln erlosch noch im selben Moment, in dem sie sah. »Ach, du meine Güte«, seufzte sie, »Bonnie, was ist dir zugestoßen?«

Ich suchte nach meiner Stimme. »Nichts«, gab ich krächzend von mir, »ich muss zu Zoe.«

Sie verharrte im Türrahmen. »Nach nichts sieht das nicht aus, mein Kind. Soll ich einen Arzt rufen?«, fragte sie besorgt.

»Ich bin nicht Ihr Kind«, erwiderte ich harsch.

Die Frau sah mich erschrocken an, dann machte sie einen Schritt zur Seite, um mich hereinzulassen. »Zoe hat eigentlich keine Zeit für Besuch. Sie ist gerade erst vom Training wiedergekommen.«

Training? Ich dachte, Zoe hatte aufgehört Fußball zu spielen.

Ich ignorierte ihre Worte und machte mich auf direktem Weg in Zoes Zimmer. Ich war so am Ende mit den Nerven, dass ich nicht einmal anklopfe. Als ich hineinschneite, saß sie auf ihrem Bett und spielte mit ihrem Nintendo.

»Du kreuzt immer zu den interessantesten Zeiten auf«, grinste sie und erstarrte in selbem Moment. »Wow, was zur Hölle ist passiert?«

Ich verharrte an der Tür. Urplötzlich fragte ich mich, was ich mir dabei gedacht hatte. Natürlich fragte sie, was passiert war. Ich sah aus wie eine Vogelscheuche, weil ich so viele Tränen vergossen hatte. Außerdem blutete ich noch immer. Und ich humpelte.

»I-ich«, stotterte ich und versuchte nicht umzufallen. »Ich–« Ich bekam die Worte nicht über die Lippen, denn Zoes Handy vibrierte.

Ihr Blick huschte über den Bildschirm. »Das ist Arian«, sagte sie.

»Nicht rangehen!« Voller Entsetzen bewegte ich mich auf sie zu und griff nach dem Handy, ehe sie es in die Finger nehmen konnte. »Er darf nicht wissen, dass ich hier bin!«

Fooling the Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt