Kapitel 24 | Karma schlägt zurück

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»DIE FIESE NUMMER TUT MIR LEID«, entschuldigte ich mich erneut bei Dale, als ich neben ihm auf der Couch Platz nahm. »Ich habe mich heute total neben der Spur benommen.«

Das traf es nicht einmal annähernd. Praktisch war ich heute ausgeflippt. Ich hatte sogar meinen Eltern aus krankhafter Wut einen Streich gespielt und dann allen in der Schule. Ich hatte angenommen, es würde mir all meinen Schmerz nehmen und mir gleichzeitig meine Stärke zurückgeben, aber ich hatte mich geirrt. Das tat es nicht. Schmerz wurde man nicht los, indem man dafür sorgte, dass es allen anderen schlecht ging.

»Schon in Ordnung«, meinte Dale. »Ich kann verstehen, warum du es getan hat.« Er seufzte auf. »Ich tue auch oft schlimme Dinge, um mich besser zu fühlen.«

Ich lehnte mich gegen das Ende der Couch und zog meine Beine an mich. »Ach, ja?«, hakte ich nach. »Du auch?«

Ich konnte mir nicht vorstellen, was Dale damit meinte. Mir war nicht bekannt, dass er wie ein Irrer herumlief und anderen Streichen spielte oder dass er wie Harper aus Gewohnheit das ein oder andere aus einem Geschäft mitgehen ließ.

Dale mied meinen Blick. »Für gewöhnlich nehme ich jeden Tag ein anderes Mädchen mit nach Hause.«

Ich musste mich korrigieren: Das konnte ich mir gut vorstellen. Wirklich sehr gut. Denn für gewöhnlich tat er das auch.

»Warum?«, fragte ich, weil ich es wissen wollte. Warum tat Dale etwas, das er scheinbar nicht tun wollte, aber trotzdem tat, um seinen Kummer loszuwerden? Und generell: Was konnte einen Menschen wie Dale überhaupt belasten? Er war beliebt, hatte viele Freunde, eine schöne Wohnung und spielte gut Rugby. Naja, schulisch sah es vielleicht nicht so rosig aus, aber das konnte es ja nicht sein.

Dale spannte den Kiefer an, immer wieder. Ein tiefer Schatten legte sich über sein Gesicht. Erst nach einer Weile antwortete er. »Weil ich mit dem Gedanken, nichts Festes zu haben, leichter über eine bestimmte Sache hinwegkomme.«

Mich überraschte es, dass er so ehrlich war. Ich legte meinen Kopf auf meine Knie. »Und was ist diese Sache?« Vielleicht stand es mir nicht zu zu fragen, aber war neugierig.

Ich wusste, dass es etwas mit Zoe zu tun haben musste. Anders konnte ich mir nicht erklären, warum er damals so ausgeflippt war, als er meinetwegen ihren Anruf verpasst hatte.

Dale brummte. »Wenn ich es dir erzähle, bin ich der furchtbare Mensch. Glaub mir.«

Ich zwang mich zu einem Grinsen. »Schon in Ordnung. Ich zwinge dich nicht.«

Nicht nachdem, was ich ihm heute beinahe angetan hatte. Wie war ich überhaupt auf die Idee gekommen, seinen nackten Hintern der ganzen Schule zu präsentieren? Klar, er hatte das auch bei mir gemacht, aber für gewöhnlich spielte ich nicht solche fiesen Streiche. Das war eher Tyrons Terrain.

»Danke«, erwiderte Dale nur und sah jetzt wütend, traurig und verzweifelt zugleich aus. Ich hatte einen wunden Punkt getroffen.

Weil ich wusste, wie schmerzhaft es war, über etwas zu sprechen, über das man nicht sprechen wollte, wechselte ich das Thema. »Freust du dich schon auf Halloween?«

Dale starrte mich an und hob die Mundwinkel. »Woher kommt das denn plötzlich?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, ich dachte, das wäre eine gute Ablenkung. Außerdem ist Halloween cool.«

Dale überlegte. »Geht so. Ich glaube, ich bin aus dem Alter raus.«

Ich hob die Augenbrauen. »Willst du damit etwa sagen, dass Halloween kindisch ist?«

Dale verzog das Gesicht. »Nein, so war das nicht gemeint. Ich stehe nur nicht so auf dieses Verkleiden. Die Partys sind toll, aber in andere Persönlichkeiten zu schlüpfen ist nicht so meins.«

Fooling the Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt