Kapitel 26 | Schlimmer geht immer

22.3K 962 355
                                    

»BRANWYN, IST DA HINTEN ALLES IN ORDNUNG?«, hörte ich meine Mutter fragen.

»Ja, Mom!«, rief ich zurück und presste dann die Lippen zusammen. Nichts war in Ordnung. Brook, einer von Dales engsten Freunden, hatte mich erkannt. Ich war geliefert. Sowas von geliefert.

Brook starrte mich an und schien nicht genau zu wissen, ob er sauer oder besorgt sein sollte. Sein Blick wechselte von bedrohlich zu einfühlsam, von finster zu weniger finster.

Ich stöhnte auf. Es hatte keinen Sinn mehr zu lügen. Er hatte mich erkannt. Ergeben ließ ich mich auf den Stuhl in der Umkleide nieder. »Du hast mich erwischt. Ich bin eine Betrügerin«, gestand ich, »Ich bin Branwyn... Bonnie existiert in Wahrheit gar nicht.«

Brook gab mir meine Brille zurück. »Ich verstehe das nicht. Wieso ziehst du diese Nummer ab?«

Ich hob den Blick und musterte ihn eine Weile. Vielleicht verstand er es, vielleicht aber auch nicht. Aber verstehen würde er es nur, wenn ich ihm die ganze Wahrheit erzählte. Das war ich ihm schuldig.

Ich erhob mich von meinem Platz und bedeutete ihm, mir zu folgen. Vorbei am fragenden Blick meiner Mutter führte ich ihn hoch in unsere Wohnung. Kaum hatte er auf dem Schreibtischstuhl in meinem Zimmer Platz genommen, holte ich aus. Mir blieb keine andere Wahl. Er musste alles im Detail wissen. Nur dann würde er mich vielleicht nicht verraten.

»Mann, das ist echt krass«, meinte er, als ich fertig war, »Ich bewundere dich für diesen genialen Streich, aber gleichzeitig ist das so abgefuckt. Dale wird dich umbringen, wenn er es herausfindet.«

Ich rieb mir die Schläfen. »Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe. Wie soll ich das alles nur wieder geradebiegen, ohne ihn zu verletzen?«

Brook schüttelte den Kopf. »An deiner Stelle würde ich diese Perücke einfach loswerden und es sein lassen. Wenn er die Wahrheit erfährt, wird er dir nicht verzeihen.«

Er fuhr sich durch die blonden Strähnen und ließ sie dann wieder zurück auf sein Gesicht fallen. »Ehrlichkeit ist ihm wichtig. Seitdem er herausgefunden hat, dass Harper wieder klaut, scheißt er auf ihn. Vielleicht sollte ich das auch tun, aber ich kenne ihn viel länger als er.«

Seine Worte waren eiskalt, aber die Wahrheit. Zumindest versuchte Brook das, was ich getan hatte, nicht schönzureden. Ich war ihm dankbar für seine Ehrlichkeit.

Ich schloss die Augen. Aber jetzt konnte ich Dale erst recht nicht die Wahrheit sagen. Er würde ausrasten. Ich wollte keinen wütenden Dale erleben.

Aber verletzen wollte ich ihn auch nicht. Wo hatte ich mich bitte reingefahren?

»Ich weiß, dass ich damit zu viel verlange, aber ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du die Wahrheit für dich behalten könntest.« Wenn Brook schwieg, dann hatte ich vielleicht noch eine Chance, alles irgendwie wieder geradezubiegen.

Er blickte mich an. »Also eigentlich war ich hierhergekommen, um meinen besten Freund zu rächen, obwohl das falsch war. Ich verpfeife dich nicht. Du bist nämlich schwer in Ordnung, Bonnie«, er hielt inne, »ich meine Branwyn.«

Erleichtert atmete ich auf. »Du bist auch schwer in Ordnung.«

* * *

Allein die Tatsache, dass Brook mich gestern enttarnt hatte, war furchtbar genug, aber die Pechsträhne schien kein Ende zu nehmen. »Verdammt!«, fluchte ich, als Ophelia Marin geradewegs auf das Tor der gegnerischen Mannschaft zulief und ein so dermaßen perfektes Tor schoss, dass ich fast neidisch wurde.

»Was ist nur heute los mit denen?«, Carrie konnte sich nicht mehr auf ihrem Platz halten und schmiss ihre Cappie auf den Boden. »Haben die was genommen oder warum spielen die heute wie die Weltmeister?«

Fooling the Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt