Mein Kopf dröhnte, als ich versuchte mich aufzurichten. Ich lag auf dem Holzboden meines Zimmers. Verschwommene Erinnerungen von letzter Nacht kamen in mir hoch. Nachdem ich Nein gesagt hatte, ging alles so schnell, aber irgendwie auch langsam. Leon war blitzschnell aufgestanden und hatte mir eine verpasst. Er trat nach mir und sagte etwas wie 'Ich hatte dich gewarnt'. Dann urplötzlich stand Marek neben ihm und sagte, dass er aufhören sollte. Leon ließ von mir ab und beide verließen mein Zimmer.
Ich stand auf. Meine Beine waren wackelig, aber es ging mir schon einmal schlechter. Leon hatte wahrscheinlich einige blaue Flecken verursacht, aber nicht mehr. Ich sah nirgendwo Blut, noch war irgendetwas gebrochen.
Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich zu meiner Überraschung nicht viel. Das Feld und der Wald waren im dunkeln verborgen, der Mond und die Sterne waren das Einzige, das ich klar erkennen konnte. Wie spät war es? Ein schneller Blick auf meine Uhr sagte mir, dass es erst 4:23 Uhr morgens war.
Ich schaute an mir herunter. Ich hatte eine graue Jogginghose und ein einfaches blaues T-Shirt an. Mit diesen Anziehsachen konnte ich problemlos nach draußen gehen. Und das tat ich auch. Ich hatte meine schwarzen Kopfhörer und mein Handy noch schnell gepackt und lief in Richtung Wald. Es tat gut die frische, kühle Luft einzuatmen und dabei meiner Musik zu lauschen.
Dieser Augenblick war einfach so friedlich. So schön... Ich machte mir keine Gedanken über die Zukunft. Ich wollte mir keine machen, denn die Zukunft sah beschissen aus. Ich wollte mein altes Leben zurück. Eine Mutter, einen Vater, einen Freund. Irgendjemanden, der sich um mich kümmert. Jemand der ständig bei mir ist und nicht immer stundenlange Zugfahrten hinter sich bringen musste. Aber, nein... Das Leben war nicht schön und vor allem nicht gerecht... Mir lief eine heiße Träne über die Wange, nur eine, nicht mehr.
Wenn ich an das Kommende dachte, wurde mir schlecht. Am liebsten würde ich meine wenigen Sachen zusammenpacken und noch auf der Stelle auswandern. Vielleicht nach Österreich oder in die Schweiz, aber das wichtigste war, nie wieder zurückzukehren. Es wäre schön, aber nicht machbar.
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Widerwillig betrat ich den Sportplatz. Mein Herz raste. Was würde auf mich zukommen? Hatte Marek die Fotos schon gezeigt? Oder würde er es gleich machen? Vielleicht zeigte er die Bilder auch allen und nicht nur Tim.
Mit wackligen Knien ging ich langsam auf die versammelte Menge zu. Sie standen im Kreis, so wie jedes mal. Ich war mal wieder zu spät. Ich hatte lange mit dem Gedanken gespielt mich krank zu melden, aber am Ende konnte ich mich dazu aufraffen hinzugehen.
Kurz bevor ich den Kreis erreichte, rief Tim laut: "Lauft drei Runden um den Platz. Aufwärmen ist angesagt." Alle murrten. Niemand hatte Lust auf Tims blöde Einlaufübungen. Ich stellte meine Wasserflasche an den Rand und reihte mich hinter den anderen ein. Marek lief ganz vorne, doch ich wusste, dass er es nicht lange in diesem Tempo aushalten würde. Er war nicht wirklich sportlich.
Nach der zweiten Runde wurde Marek tatsächlich langsamer und fiel weiter ab. Plötzlich stand er neben mir. "S...Stegi." schnaufte er. "H...Hast du es d...dir anders überlegt?" fragte er mich hechelnd. Ich schüttelte den Kopf und versuchte schneller zu laufen, damit Marek nicht direkt neben mir lief.
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"So, das war es für heute. Wir sehen uns dann morgen wieder." rief Tim freundlich in die Runde. Viele nahmen schnell ihre Sachen und verließen den Sportplatz.
Ich war gerade dabei, einen großen Schluck aus meiner Wasserflasche zu trinken, als ich eine gehässige Stimme nach Tim rufen hörte. Mein Herz rutschte in meine Hose und ich verschluckte mich heftig. Mein Husten durchbrach die plötzlich-aufkommende Stille. "Stegi, alles in Ordnung?" hörte ich Tims tiefe Stimme fragen. Ich nickte, während ich weiter hustete.
Als sich der Husten wieder gelegt hatte, schaute ich auf. Niemand war mehr hier, außer Tim und Marek, die am hintersten Basketballkorb redeten. Ich konnte nicht verstehen, worüber sie redeten, doch das brauchte ich auch nicht. Ich wusste schon längst worum es ging.
Eigentlich wäre ich jetzt weggerannt, doch meine Beine erlaubten es nicht. Sie waren taub, ich konnte sie nicht bewegen. Ich war gezwungen regungslos zuzuschauen.
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Neues Leben:( ~Stexpert
FanfictionStegis Leben rutscht aus den Fugen. Ein Autounfall schleudert ihn in eine neue Umgebung. Von Fieslingen attackiert, versucht er die Schulbank zu drücken. Wird er es schaffen sein neues Leben zu überleben? Wenn sich der gut aussehende Typ ändern wür...