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Ich begann zu zittern, denn ich rechnete mit dem Schlimmsten. Leider wurde meine Befürchtung bestätigt, als ich eine unangenehm-bekannte Stimme vernahm.

"Na, Stegilein..."

Mein Blut gefror. "Hach, wie schön, du bist noch wach. Ich habe dir einen Gast mitgebracht." Einen Gast?!  Was hatte er jetzt schon wieder vor? Kurz musste ich an Tim denken. Was wäre wenn die beiden sich zusammentun würden, um mich fertig zu machen. Aber dann musste ich an Tims hasserfüllten Blick von heute morgen denken. Nein,... so schrecklich Tim auch sein mochte, er war noch tausendmal harmloser als Marek und würde niemals bei seinen kranken Taten mitmachen. Hoffentlich...

"Stegi, ich hoffe du kennst Leon noch." als er dies sagte, machte Marek einen Schritt nach vorne und ermöglichte mir somit die Sicht auf die Gestalt hinter ihm. Keines Wegs, so jemanden konnte man nicht vergessen. Ein Muskelprotz mit abrasierten Haaren, einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck und einer gefährlichen Aura. Alles in allem würde ich so einen typischen Häftling beschreiben.

Es war der Typ, dem ich den Feueralarm zu verdanken hatte. Nur weil er seine blöde Prüfung nicht schreiben wollte, musste ich jetzt mit diesen Konsequenzen leben. Ich hasse mein Leben.

"Schau mal, Stegilein, was ich hier habe." sagte Marek fies grinsend und schwenkte eine kleine Tüte hin und her. Währenddessen setzte sich Leon auf meinen guten Schreibtischstuhl. Ich war mir unsicher, ob ich überhaupt reinschauen wollte. Doch Mareks Gesicht wurde drängend, sodass ich meine Hand zögerlich nach der Tüte ausstreckte. Anders als erwartet, war sie ganz leicht, als wäre nichts in ihr.

"Nun mach schon!" Schnell kam ich seiner Aufforderung nach. Es waren Bilder. Viele Bilder. Sofort sprang mir das oberste Bild ins Auge. Es war ein Nacktbild... von mir. Aus meinem Gesicht wich die Farbe. Warum zur Hölle hatte Marek sie ausgedruckt?

"Hahaha! Du solltest dein Gesicht sehen." lachte Marek, Leon dagegen blieb regungslos. "Ich habe sie zur Sicherung ausgedruckt, falls mein Handy kaputt gehen sollte. Und außerdem sollte dies eine Erinnerung sein, was passieren würde, wenn du mir nicht gehorchst." Ich schluckte. Marek hatte wieder irgendetwas mit mir vor. Aber was? Die Antwort kam viel zu schnell.

"Ich, beziehungsweise wir, haben einen neuen Auftrag für dich." Mein Herz stoppte. Ein neuer Auftrag? Das konnte nichts gutes bedeuten und dass sie zu zweit waren, machte die Lage noch aussichtsloser. Was würde nun auf mich zu kommen? Eigentlich wollte ich es gar nicht wissen.

"Um es kurz zufassen, du sollst etwas für uns stehlen. Ein Gemälde aus der Galerie, in der du arbeitest. Hab gehört, es soll sehr wertvoll sein." er schaute mich voller Vergnügen an. "Aber wir sind ja keine Unmenschen, weshalb wir in einem Wagen warten werden, das das Fluchtauto darstellen wird." Hahaha, sehr guter Witz...

Meine Augen wurden groß, als ich realisierte, was er eben gesagt hatte. Redete er etwa von dem schweren Gemälde, das ich tragen musste? Wenn ja, dann konnte er meine Hilfe vergessen. Das würde locker 10 Jahre Gefängnis geben.

"Und was sagst du dazu?" fragte mich Marek. Leon saß immer noch schweigend da. "N...Nein." Lieber sollten diese Bilder veröffentlicht werden, als dass ich in den Knast gehe. "Wie nein? Du hast gar keine andere Wahl." rief Marek geschockt aus. "D...das könnte..., ich meine, ich könnte ins Gefängnis kommen. Da m...mach ich nicht mit." stotterte ich leise.

"Mal gucken, ob dieser gut-aussehende Basketballtrainer dich umstimmen kann. Wie heißt er noch mal? Tim? Wie wird er wohl reagieren, wenn ich ihm deine Nacktbilder zeige? Ich weiß, dass etwas zwischen euch läuft, ob es gut oder schlecht ist, seine Meinung scheint dir wichtig zu sein." sagte Marek mit einem triumphierenden Blick.

 Er schien sich über seinen Sieg sicher. Auch wenn mir der Gedanke missfällt, dass Tim die Fotos sehen würde und somit einen neuen Grund hätte, mich zu schikanieren, war es besser, als im Gefängnis zu landen. Auf einen erfolgreichen Diebstahl hatte ich keine Aussicht. Es gab viel zu viele Sicherheitsmechanismen und das Bild war wirklich schwer, sodass eine schnelle Flucht unmöglich wäre.

"Ist mir egal."





Neues Leben:( ~StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt