Kapitel 4~Weiße Rose

56 10 0
                                    

Die nächsten drei Monate waren die Hölle für mich. Ich erzählte niemandem davon. Ich sprach kaum noch mit Ella und Mina. Sie versuchten einen Monat lang meine Aufmerksamkeit wieder zu bekommen doch als sie merkten, dass sich nichts änderte gaben sie auf. Nun war ich alleine. Ich habe meinen Freund verloren, meine besten Freundinnen, niemand redete mit mir nicht mal mehr meine Eltern. Ich war alleine auf dieser großen Welt. Alles was ich wollte war Leon. Amelie versuchte mir auch oft einzureden, dass es Schicksal ist und ich nichts daran ändern könne. Doch ich glaubte das nicht.

Ich lief an einem kalten Herbstabend im Wald rum. Das tat ich zur Zeit oft, da es meinen Kopf befreite von dem Schmerz in meinem Herzen. "Bitte Leon, wenn du noch lebst zeig es mir. Bitte" Ich kniete mich auf den Boden und vergrub meine Augen in meinen Händen. Mir liefen Tränen die Backen runter. Das geschah sehr oft. Ich weinte mindestens fünf mal am Tag. Ich merkte nicht, dass sich vor mir etwas tat. Eine Blume wuchs aus der Erde raus. Ich schaute sie fasziniert an. Es war eine weiße Rose. Meine Lieblings Blume und auch noch weiß. Ich sagte Leon immer wie sehr ich weiße Rosen liebte. Rote hatte ja jeder aber weiße waren für mich was ganz besonderes. Und hier vor meinen Augen wuchs eine weiße Rose in einem dunklen Wald der keine Farbe besaß.

Das musste mein Zeichen sein. Ich nahm die Rose in meine Hände "Leon ich liebe dich", flüsterte ich in die Rose. Auf den weißen Blütenblättern meiner Rose erschien in roter Farbe die Aufschrift "Ich dich mehr". Ich stand auf. Das konnte nicht wahr sein, konnte es? Mein Freund, meine große Liebe die Tod war schrieb mir. Er lebte! Aber wie? Wo? Ich musste zu ihm. Doch wie würde ich dahin kommen? "Soll ich mich umbringen um zu dir zu kommen?".

Jemand schlich sich von hinten an mich ran und flüsterte mir sanft ins Ohr "Tu das nicht". Ich erschrak. "Wie können sie es wagen sich so an mich ran zu schleichen!", schrie ich. Vor mir stand eine ältere Dame. Sie war ganz in schwarz gekleidet und trug einen schwarzen Hut. Sie erinnerte mich an Amelie. Mein Denken wurde durch ihre sanfte Stimme unterbrochen "Ach du Süße, dein Freund ist nicht wirklich Tod. Er lebt in der Welt der Toten weiter. Aber dich umzubringen wird dich nicht zu ihm führen. Du würdest dafür bestraft werden und ihr würdet euch nie wieder sehen". Die alte Dame wusste anscheinend genau wovon sie sprach. Ich hinterfragte ihre Worte nicht. Es schien schlüssig. Selbstmord ist nicht das gleiche wie durch einen Autounfall zu sterben. "Wie komme ich dann zu meinem Freund?"

Die Welt der TotenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt