Kapitel 5

11.1K 770 80
                                    

*Derek und David im Alter von acht Jahren*

PoV Derek

Ich drehte mich unruhig von einer Seite auf die andere. Das Licht meiner Nachtischlampe war schon fast komplett erloschen, solange lag ich schon wach hier, und mittlerweile warf sie nur noch gruselige Schatten an die Wand. Im Hintergrund konnte ich leise das Schnarchen meines Vaters hören. Er hatte wieder den ganzen Tag gearbeitet und mir nicht mal zum Geburtstag gratuliert. Das machte mich traurig. Sogar David war nicht wie versprochen hergekommen. Er hatte mich noch nie vergessen.
Genau in diesem Moment klopfte es an meiner Fensterscheibe und erschrocken drehte ich mich um.
Ich erkannte Davids breites Grinsen sofort und sprang aus dem Bett, um vorsichtig das Fenster zu öffnen, damit meine Eltern nicht wach wurden.
"Was machst du hier, David? Es ist schon voll spät!" David lachte leise und kam durch das Fenster in mein Zimmer geklettert.
"Wir feiern deinen Geburtstag. Das vergesse ich doch nicht. Hier!" David reichte mir ein Geschenk, welches in weißem Papier eingepackt war, was David selber angemalt hatte, in meiner Lieblingsfarbe blau.
Ich wickelte das Papier ab und zum Vorschein kam eine selbst gebastelte Kette aus einer Schnur, mit einer Haselnuss dran.
"Du isst immer so gerne Haselnusseis. Darum dachte ich, ich suche eine. Ich weiß, es ist nicht das schönste, aber-" Ich unterbrach David, indem ich ihn umarmte.
"Es ist wunderschön. Danke." Ich spürte Davids Lächeln und er erwiderte die Umarmung.
"Ich hab noch was. Dafür musst du dir warme Sachen anziehen." Ich hob eine Augenbraue und sah David verwirrt an.
"Dafür müssen wir raus." klärte David mich auf und ich atmete tief durch.
"Wir können doch nicht einfach abhauen. Das ist gefährlich." David verdrehte die Augen.
"Ich habe extra alles vorbereitet. Bitte, Derek." David sah mich mit seinen dunklen Augen flehend an und seufzend gab ich nach.
"Na schön." nuschelte ich und ich zog eine lange Hose und einen Pullover an. David schmiss ich eine dicke Jacke zu. Fragend sah er mich.
"Deine Jacke ist zu dünn. Du wirst frieren." David lächelte und zog die Jacke über. Schnell schlüpfte ich in ein paar Schuhe und zog eine Mütze über.
Zusammen kletterten wir aus dem Fenster und David schnappte sich meine Hand als ich zu Fallen drohte. Er machte das deutlich öfters als ich.
"Du bist so schlecht." lachte David leise als wir unten ankamen. Schnell verließen wir den Garten, wobei wir uns immer noch an den Händen hielten. Erst einige Meter nachdem wir das Grundstück verlassen hatten, hielten wir an.
"Und wo hin jetzt?" fragte ich David und er zog mich hinter sich her.
Ich erkannte die Richtung ziemlich schnell, David und ich gingen im Sommer jeden Sonntag hier schwimmen.
"David." Ich packte ihn am Oberarm und hielt ihn fest.
"Wir können nicht ins Schwimmbad einbrechen, David!" stieß ich hervor.
"Tun wir nicht. Die Tür ist offen."
"Das heißt doch nichts." gab ich empört zurück und David lachte. Wieder nahm er meine Hand in seine, von der eine angenehme Wärme ausging.
"Vertrau mir einfach." Ich nickte nachgiebig und zusammen betraten wir das Freibad. David behielt recht, das Tor war nicht abgeschlossen. Auf einer der großen Wiesen hatte David eine Decke hingelegt, damit wir uns setzten konnten. Von hier konnte man die Lichter in der Stadt schön sehen, da es hier dunkel war. Immerhin war das Freibad eigentlich geschlossen.
"Die Aussicht ist schön." David nickte und ließ sich neben mich fallen.
"Naja, ich konnte dir ja nichts kaufen, also musste ich mir was anderes überlegen." lachte David, klang dabei aber nervös.
"Es ist das schönste Geschenk, das ich heute bekommen habe, David. Auch wenn wir ganz dolle Ärger bekommen werden." David winkte ab.
"Meine Mama weiß Bescheid. Sie war nicht begeistert, konnte aber es aber sowieso nicht verhindern." Ich nickte nur und sah David von der Seite an. Er hatte diese Narbe an der linken Augenbraue, wo sein Papa ihn früher gehauen hatte, weswegen er oft von den anderen aus unserer Klasse geärgert wurde. Aber mich störte sie nicht. Ich fand David sehr hübsch.
"David?" Er drehte sein Gesicht zu mir und sah mich fragend an.
"Ich würde mich gerne bei dir Bedanken." David lächelte und legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Schon okay." Ich schüttelte den Kopf.
"Ich meine, richtig bedanken. Wir die Erwachsenen." Fragend hob David eine Augenbraue und ohne ein Wort zu verlieren gab ich David einen Kuss auf den Mund. Mama machte das auch immer, um sich bei diesem Arbeitskollegen zu bedanken, das hatte ich schon mehrfach gesehen. Bei Papa machte sie das aber nicht.
David küsste mich kurz zurück, bevor er mich grinsend ansah.
"Ach das meinst du."
"Ich hab dich lieb, David." Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter.
"Ich dich auch, Derek."

My best FriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt