Kapitel 22

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PoV David

Mir war eiskalt, daran konnte nicht mal der heiße Kaffee in meiner Hand etwas ändern, den ich von einer Schwester bekommen hatte.
Es fühlte sich an als würde ich schon Stunden hier sitzen, obwohl es nur wenige Minuten waren.
"David." hörte ich Ben erleichtert rufen und er kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Ich stellte den Kaffee bei Seite und sofort drückte Ben mich an sich. Die Umarmung war kurz und kräftig, dann drückte Ben mich eine Armlänge von sich weg und musterte mich.
"Geht's dir gut? Was ist passiert?" Ben strich vorsichtig die Tränen aus meinem Gesicht und hielt mein Gesicht in seinen Händen.
"Mein Mum. Es geht um meine Mum." Ben nickte nur, obwohl er nicht wusste, was los war. Er nahm es einfach so hin und war für mich da. Obwohl wir uns kaum kannten, dafür war ich ihm sehr dankbar.
"Das tut mir leid." flüsterte Ben und drückte mir kurz einen Kuss auf den Mund. Erschrocken wusste ich nicht, was ich tun sollte, aber Ben zog sich zurück, bevor ich reagieren konnte. Zudem waren wir in einem öffentlichen Krankenhaus. Jeder könnte uns sehen. Aber Ben schien das nicht zu stören, denn er nahm meine Hand in seine.
"Erzählst du mir, was passierte ist?" fragte Ben und strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken.
"Komm mit." flüsterte ich und zog Ben hinter mich her an die Rezeption.
"Hallo. Ich würde gerne zu meiner Mutter. Ist sie auf dem selben Zimmer wie immer?" fragte ich immer noch mit kratziger Stimme und die Schwester sah mich mitfühlend an.
"Ja. Aber sie wird gerade noch untersucht. Allerdings dürfen nur Familienangehörigen auf die Intensivstation." sagte sie mit einem Blick auf Ben.
"Er ist mein Freund." Die Schwester lächelte uns an und nickte.
"Dann darf er natürlich mit gehen." Ich spürte Bens Blick auf mir. Er wollte wissen, was los war.
Wir ließen uns auf zwei Stühle im Wartezimmer fallen und ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Eigentlich müsste ich heute auch noch Arbeiten. Aber dafür hatte ich keine Nerven jetzt. Ich würde einfach einen Kollegen fragen.
Ich spürte, wie jemand eine Hand auf meine Schulter legte und sah auf.
Ben sah mich mitleidig an.
Also fing ich an zu reden und versuchte die Tränen runterzuschlucken.
"Vor drei Jahren ist bei meiner Mutter Lungenkrebs festgestellt worden. Zu dem Zeitpunkt war es aber schon zu spät. Er konnte nicht mehr entfernt werden. Sie haben es trotzdem mit Chemotherapie versucht, obwohl die Chance fast null war. Es hat nicht geklappt. Sie hat immer wieder diese Aussetzer, wie jetzt. Dann bekommt sie einfach keine Luft mehr. Und es wird immer häufiger in letzter Zeit. Eigentlich hatten die Ärzte ihr noch höchsten zwei Jahre gegeben. Es kann jeden Tag zu Ende ein." Jetzt musste ich doch wieder weinen und Ben legte einen Arm um mich.
"Und das ist jetzt wieder so ein Anfall?" Ich schluckte. Die Wahrheit tat weh.
"Wenn sie Glück hat, ja." Ben vergrub sein Gesicht in meinem Haar und drückte einen Kuss drauf.
Wieso küsste er mich immer?
Es störte mich nicht so sehr wie es sollte, aber komisch war es schon irgendwie.
"Ich bin für dich da." Bitter lachte ich auf, weil er so nach Derek klang.
"Das hab ich schonmal gehört." Ben musterte mich.
"Derek." knurrte Ben leise. "Hat er dich etwa sitzen lassen, dieser Wichser?" Ich zuckte zusammen.
"Nenn ihn nicht so. Und nein, er ist nicht mal ans Handy gegangen. Hat mich weggedrückt." Ben sah mich so an, wie ich mich fühlte. Er konnte es auch nicht glauben.
"Keine Angst. Ich lass dich nicht alleine. Das verspreche ich." Ben hatte mich bis jetzt noch nie angelogen. Also glaubte ich ihm jetzt auch.
Immerhin war er hier. Und Derek nicht.
Dann betrat der Arzt den Raum. Und sein Gesichtsausdruck verhieß nichts gutes.

Eigentlich müsste ich lernen ._.

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