Kapitel 25

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PoV Derek

Ben war ohne mich gefahren. Ich ging also zu Fuß ins Krankenhaus, aber wie erwartet kam ich nicht auf die Station, sondern wurde abgefangen. Frustriert saß ich am Esszimmertisch und raufte mir die Haare.
Wie hatte alles in den letzten Tagen so sehr aus dem Ruder laufen können?
Ich vermisste David, es tat schon fast weh und das Wissen, dass er gerade bei Ben war, machte es nicht unbedingt besser.
Bis David morgen wieder kam würde ich nichts an der Situation ändern können, also beschloss ich mich irgendwie abzulenken und weiter nach einer eigenen Wohnung zu suchen. Es fühlte sich aber an als würde ich David verraten. Ich wollte ihn nur ungerne hier alleine lassen, wenn seine Mutter es nicht schaffen würde. Und das würde sie wahrscheinlich nicht.
Seufzend klickte ich mich durch verschiedene Seiten im Internet. Ich brauchte eine Wohnung hier in der Nähe. Wegen der Schule und auch wegen David und meinen anderen Freunden. Am besten sollte die Wohnung groß genug sein, dass David auch dort leben konnte. Er würde nicht alleine Wohnen können, das wäre finanziell schon nicht möglich.
Die Frage war nur, ob er überhaupt mit mir zusammen wohnen wollte. Früher hatten wir das immer geplant, aber jetzt?
Allerdings ging ich davon aus, dass unsere Freundschaft stark genug war, um das zu überstehen. Wir hatten schon so viel zusammen erlebt.
Müde schloss ich meinen Laptop und ging in Davids Zimmer. Er hatte weder meine Nachrichten gelesen, noch auf meine Anrufe reagiert. Aber ich konnte es ihm nicht übel nehmen.
Ich legte mich auf Davids Bett, um ihm wenigstens auf diese Art nah zu sein. Sein Kissen roch nach ihm und ich atmete tief ein. Ich mochte den Geruch. Langsam schlossen sich meine Augen und ich driftete in den Schlaf ab.

"Jetzt weiß ich wieder, warum ich Partys hasse." brummte David, als die Partygäste sich zum Flaschendrehen spielen in einen Kreis setzten. Ich leichte leise auf und reichte David noch ein Becher mit Vodka-E. Diesem trank er schnell aus, obwohl er schon einiges Intus hatte.
"Ich spiele nicht mit." meckerte er weiter und ich verdrehte die Augen.
"Stell dich nicht so an."

Die Flasche wurde langsamer und hielt letztendlich bei mir. Wir hatten alle schon gut getrunken und es fiel mir schwer einen klaren Gedanken zu fassen.
"Stehst du auf jemanden in diesem Kreis?" nuschelte ein Mädchen und ohne zu zögern nickte ich. David spielte immerhin jetzt doch mit. Und außer ihm wusste niemand hier, dass ich schwul war, weswegen sich mache Mädchen angrinsten. Davids Blick konnte ich nicht deuten, allerdings hatte er auch schon gut getrunken.

Wir saßen auf der Treppe und sahen der Menge beim Tanzen zu.
Stehen konnte David schon lange nicht mehr und er lehnte an der Wand an.
"Derek, ich will nach Hause." nuschelte er so stark, dass ich ihn kaum verstand. Noch länger brauchte ich um das Gesagte selbst zu verarbeiten.
Wir waren wo betrunken, wir würden nie heile bei David ankommen.
Wankend stand ich auf und zog David am Arm hinter mir her.
"Wir schlafen hier." bestimmte ich einfach und legte David im Gästezimmer auf das Bett.
Erschöpft ließ ich mich neben ihn fallen und schloss die Augen, weil sich alles drehte.
"Derek?" Ich brummte nur.
"Ist es anders einen Mann zu küssen, als eine Frau?"

Atemlos löste ich meine Lippen von Davids und er schaute mich direkt an.
"Es ist besser." nuschelte David und bevor ich verstand war er meinte, zog er mich wieder an sich und presste seine Lippen erneut gegen meine. Da keiner von uns wirklich wusste was er tat und wir beide benommen waren, war der Kuss unkontrolliert. Als Davids Hand dann unter mein Shirt wanderte, war es komplett vorbei.

"Derek." stöhnte David ein letztes Mal bevor er in meiner Hand kam und den Kopf in den Nacken fallen ließ. Ich drückte noch mal meine Lippen auf seine und erschöpft erwiderte David den Kuss.
"Können wir jetzt nach Hause?" flüsterte David aber im nächsten Moment war er schon eingeschlafen. Und kurz darauf schlief ich auch ein.

Verschwitzt setzte ich mich auf und rieb mir über die Stirn.
Was hatte ich da geträumt?
Das war kein Traum. Gerade kam mir die Erkenntnis. Das war auf der Party passiert! Deswegen benahm David sich so komisch.
Wir hatten zwar nicht direkt Sex gehabt und dafür andere Sachen gemacht. Und David konnte sich daran erinnern.
Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf.
Wie hatte es erst soweit kommen können, soweit ich wusste, war David nicht schwul.
Wieso hatte David nicht mit mir geredet?
War es ihm so peinlich, dass er deswegen unsere Freundschaft aufs Spiel setzen würde?
Und wie passte Ben jetzt mit ins Geschehen?
Jetzt kam mir ein Gedanke.
David hätte mir gesagt, wenn er schwul wäre. Also war es wahrscheinlich ziemlich komisch für ihn, mit einem Typen im Bett gelandet zu sein.
Half Ben ihm damit? Das ganze besser zu verstehen?
Konnte er mit Ben besser reden, als mit mir? Oder taten sie....andere Sachen? Das wollte ich mir nicht vorstellen.
So viele Fragen und keine Antworten.
Aber jetzt musste ich erst recht mit David reden. So leicht kam er mir nicht davon.

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