Kapitel 14 // Lesenacht 1

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PoV Derek

Ich hatte beschlossen kurz nach Hause zu gehen. Langsam gingen mir die Klamotten aus und ich wollte noch ein paar andere Dinge einpacken. Möglicherweise hatten meine Eltern sich auch unentschieden, was die Hochzeitssache anging, daran glaubte ich aber nicht.
Ich hatte meinen Schlüssel nicht mitgenommen, also musste ich Klingeln. Erstaunlicherweise öffnete mein Vater die Tür. Sein Gesichtsausdruck war mindestens genauso überrascht wie meiner.
"Hallo Derek." Ich nickte ihm zu.
"Vater." Leicht drückte ich mich an ihm vorbei, um in mein Zimmer zu kommen. Es war leichter als erwartet.
"Deine Mutter ist gerade nicht da. Beeile dich und pack alles was du brauchst. Du wohnst zur Zeit bei David, nehme ich an?" Immer noch überrascht nickte ich. Dies nahm mein Vater einfach so hin und verschwand im Wohnzimmer.
Traurigerweise war das eines der längsten Gespräche, die mein Vater und ich seit einer Ewigkeit hatten.
In meinem Zimmer angekommen, packte ich einige Klamotten in einen Rucksack und noch Dinge wie meine restlichen Schulsachen, meinen Zeichnenblock und ein, zwei Bücher.
Voll bepackt verließ ich auch schon mein Zimmer wieder. Ich wollte nicht zurück sehen, das war es nicht wert.
"Derek." Ich verkniff mir ein Seufzten und drehte mich zu meinem Vater um.
"Ich bin gerade dabei, deiner Mutter das mit der Hochzeit auszureden. Ich werde dich nicht zwingen zu heiraten. Oder meine Firma zu übernehmen. Du sollst nicht so unglücklich werden, wie wir. Du willst Kunst studieren, richtig?" Ein wenig geschockt sah ich meinen Vater an. Woher kam dieser plötzliche Sinneswandel? Obwohl, wenn ich so drüber nachdachte, war es immer meine Mutter gewesen. Nie er. Er hatte immer nur daneben gestanden und nichts gesagt. Wieso?
"Wieso hast du nie was gesagt?" fragte ich auch jetzt und bitter lächelte er mich an.
"Was tut man nicht alles für die Person, die man liebt. Ich weiß, dass wir dir nicht genug Liebe geschenkt haben. Deswegen bin ich froh, dass du David hast." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Skeptisch musterte ich meinen Vater. Wollte er mich auf den Arm nehmen oder war es ernst gemeint?
"Richtest du David etwas von mir aus?" Ich hob fragend eine Augenbraue.
"Kommt drauf an was." Mein Vater schnaufte kurz und fuhr sich durch die wie immer perfekt gemachten Haare. 
"Ich weiß, dass seine Mutter krank ist. Und ich bewundere ihn dafür, was er alles für sie gibt und opfert. Das würde nicht jeder tun, er ist und wird ein starker junger Mann."
Ich kam aus dem staunen gar nicht mehr raus. Nie und nimmer hätte ich gedacht, jemals so ein Gespräch mit meinem Vater zu führen. Und es war das erste Mal, dass er gut über David redete.
Mein Vater zog einen Umschlag aus seiner Hosentasche.
"Dieses Sparbuch haben wir angelegt, als du geboren wurdest. Davon kannst du alles bezahlen. Dein Studium. Ein Haus. Deinen Führerschein. Er gehört dir. Deine Mutter wollte ihn dir erst später geben, aber du sollst ihn jetzt haben. Öffne ihn erst zu Hause." Das letzte fügte er noch schnell hinten dran, als ich den Umschlag öffnen wollte. Ich nickte und steckte ihn in meine Tasche.
"Dann alles Gute, Derek." Jetzt hatte mein Vater wieder die gleichgültige Miene von immer drauf und verschwand im Wohnzimmer. Vollkommen verwirrt sah ich ihm nach 
War das wirklich passiert?
Immer noch durch den Wind ging ich zurück zu David. Hoffentlich war er schon da. Ich hatte das Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen und zu drücken. Das hatte ich schon viel zu lange nicht mehr getan. Egal, was im Moment zwischen uns nicht richtig lief, ich brauchte ihn einfach.

EVERBODY LETS GO! 1/3
Willkommen zur ersten Lesenacht😁

My best FriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt