Kapitel 29

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PoV Derek

Meine Haut kribbelte und mein Herz schlug unregelmäßig in meiner Brust. Ich war David schon lange nicht mehr so nah gewesen und war mir sicher, dass es sich noch nie so angefühlt hatte. So intensiv.
In der Küche hätte ich ihn fast geküsst. Zum Glück kam ich gerade noch zu mir und konnte es so aussehen lassen, dass ich seine Wange küssen wollte.
Verdammt, ich hatte beinahe David geküsst!
Aber als er mir sagte, er wollte herausfinden, ob er auch an Männer interessiert war, hatte mein Herz einen Sprung gemacht und kurz hatte ich Hoffnung. Eine Hoffnung, die mir vorher nie aufgefallen war.
Ich liebte David wirklich. Nicht nur als Freund. Es war scheinbar mehr, als ich dachte. Ich hielt es nur für Schwärmerei. Aber es war definitiv tiefreichender. Als Ben die Wohnung betrat, hätte ich ihn am liebsten rausgeschmissen. Er sollte sich von David fernhalten.
Aber stattdessen war ich gegangen. Es nicht meine Entscheidung, sondern Davids.
Aber er hatte seine Hand auf meine Brust gelegt. Mich mit dem selben Blick gemustert wie ich ihn. Sogar seine Wangen waren gerötet, was er wahrscheinlich nicht einmal bemerkt hatte.
Das musste doch etwas bedeuten oder?
Seit drei Stunden war ich zu Hause und hatte mich in meinem Zimmer eingeschlossen. Mehrfach hatte meine Mutter schon angeklopft und herumgebrüllt, aber ich hatte es einfach ignoriert.
Einige Sachen hatte ich in einen Rucksack getan, alles andere in Kartons gepackt. Ausziehen würde ich so oder so. Mit oder ohne David, obwohl mir das erste natürlich lieber wäre. Ich wollte David immer bei mir haben.
Gerade räumte ich ein paar Bücher in einen Karton, als mir etwas in die Hände fiel. Mit großen Augen sah ich die Kette in meiner Hand an.
Ein Stück Schnur mit einer Haselnuss dran. David hatte sie mir zu meinem achten Geburtstag geschenkt, weil er sich nichts anderes leisten konnte.
Wir waren ins Freibad eingebrochen und hatten uns geküsst. Natürlich wussten wir damals noch nicht was wir taten, aber es war der schönste Geburtstag in meinem Leben und ich war froh mich noch so genau daran zu erinnern.
Vorsichtig legte ich mir die Kette um den Hals. Um nichts in der Welt würde ich wollen, dass sie kaputt geht.
Ein Geräusch von meinem Fenster riss mich aus meinen Gedanken.
David kam gerade in mein Zimmer geklettert und ich musste lächeln.
"Ich dachte nicht, dass ich das nochmal sehe." David lächelte auch leicht, aber bei ihm sah es anders aus. Trauriger. Gezwungen.
Dann fiel sein Blick auf meinen Hals und kurz funkelten seine Augen.
"Du hast sie noch?" fragte David mit rauer Stimme und kam ein paar Schritte auf mich zu.
Ich konnte mich nicht bewegen.
David stand jetzt circa einen halben Meter von mir entfernt und nahm die Kette in die Hand. Dabei strichen seine Finger kurz über meine Haut am Schlüsselbein, weswegen ich eine Gänsehaut bekam.
Entweder bemerkte David es nicht oder er ignorierte es.
"Ich hab was für dich. Oder besser für uns." Ich runzelte die Stirn und sah zu David. Was könnte er für uns haben?
"Komm mit. Wir gehen." Ich nickte nur, zwar hatte ich noch nicht alles eingepackt, aber ich war zu neugierig und konnte David keinen Wunsch abschlagen.
Als kletterten wir, wie schon so oft, aus dem Fenster meines Zimmer. Meinem Rucksack hatte ich noch mitgenommen.
Schnell erkannte ich die Richtung, in die David mich führte.
Das Freibad hatte vor zwei Stunden geschlossen und das Personal müsste mittlerweile auch weg sein.
Zögerlich betrachtete ich David, der mit einer eleganten Bewegung, das mal wieder nicht abgeschlossene Tor öffnete.
Wieso kamen wir gerade hier her?
Verband Derek mit dem Ort so viel wie ich auch?
David hatte eine Decke hingelegt und deutete mir mich hinzusetzen.
Eine Weile sagte niemand was, aber die Stille war nicht unangenehm.
"Derek?" Ich hob eine Augenbraue und sah David an.
"Ich würde mich gerne bei dir bedanken."

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