Kapitel 30

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PoV David

"Ich würde mich gerne bei dir Bedanken." Ich lächelte und legte Derek eine Hand auf die Schulter.
"Schon okay." Derek schüttelte den Kopf.
"Ich meine, richtig bedanken. Wie die Erwachsenen." Fragend hob ich eine Augenbraue und ohne ein Wort zu verlieren gab Derek mir einen Kuss auf den Mund.
Ich küsste Derek zurück, bevor ich ihn grinsend ansah.
"Ach das meinst du."

Ich sah etwas in Dereks Augen aufblitzen, er verstand die Anspielung sofort.
"Wieso?" Seine Stimme war rau und sein Blick ungläubig, als könnte er nicht fassen, was gerade geschah.
"Hier." Ich reichte Derek den Brief meiner Mutter, zusammen mit dem Foto. Während Derek den Brief las, breiteten sich verschiedene Emotionen auf seinem Gesicht aus. Trauer, Mitleid. Und zum Schluss Unglaube. Schweigend legte er den Brief beiseite und sah sich das Bild an.
Lange.
Sehr lange.
Eine gefühlte Ewigkeit und langsam wurde ich nervös. Ich fing an auf dem Boden herumzurutschen und zog damit Dereks Aufmerksamkeit wieder auf mich.
"Es ist mir nie aufgefallen. Es kam mir einfach so selbstverständlich vor, weißt du? Ich habe nie darüber nachgedacht, wie das für Aussenstehende wirken muss." murmelte Derek vor sich hin. Meinte er damit, dass es ein Vesehen war? Wollte er vielleicht gar nicht, dass wir aussahen wie ein Pärchen?
Empfand er auch mehr oder hatte ich es mir einfach eingebildet, als ich das Foto angesehen hatte?
Ich senkte den Kopf, damit ich Derek nicht ansehen musste. Wie würde er jetzt reagieren? Aber er wusste noch nicht, was ich darüber dachte. Also könnte ich es noch gerade biegen.
"David?" Ich sah immer noch nicht auf, sondern brummte nur kurz, als Bestätigung.
Kurz danach spürte ich einen leichten Druck an meiner Hand und drehte den Kopf dort hin.
Derek hatte seine Hand auf meine gelegt und ich beobachtete, wie sich unsere Finger verschränkten.
Diese Berührung war mir so vertraut und dennoch anders als sonst. Sie bedeutete mehr.
"Willst du dich immer noch bei mir bedanken?" Widerwillig musste ich schmunzeln. Im nächsten Moment spürte ich, wie Derek eine Hand an meine Wange legte und mein Gesicht zu sich drehte.
Unsere Gesichter waren sich so verdammt nah.
"Willst du?" fragte Derek nochmal und ich konnte nur nicken, während mir die Hitze in die Wangen schoss.
Einen kurzen Moment später strich Derek mit seinen Lippen zögerlich über meine.
Es war nicht mal ein richtiger Kuss, dennoch sorgte er dafür, dass mein ganzer Körper in Flammen aufging. Dieser kurze Moment war intensiver als jede Berührung mit Ben.
Instinktiv legte ich eine Hand an Dereks Hinterkopf und drückte meine Lippen fest auf seine. Vor Überraschung keuschte Derek kurz  auf, bevor er den Kuss genauso sanft erwiderte.
Wir berührten uns nicht viel.
Der Kuss war nicht leidenschaftlich oder heiß.
Stattdessen war er voller Zuneigung, Gefühl und Liebe.
Als wir uns kurz danach wieder voneinander lösten, berührten wir uns noch an der Stirn und sahen uns gegenseitig in die Augen.
"So kannst du dich gerne öfters bedanken." murmelte Derek und ich lachte leise auf.
"Ich werde es mir merken." Wir lösten uns komplett voneinander, abgesehen von unseren Händen.
Mir war noch nie aufgefallen, wie viel dieser Teil des Körpers aussagen konnte.
Er konnte deine Wut zeigen, wie sehr du dich über eine Person aufregst.
Deinen Schmerz, wenn du die Hand zu einer Faust ballen musst, um nicht zu schreien.
Freundschaft, wenn du jemanden die Hand gabst, um ihm aufzuhelfen.
Trauer, du konntest die Hand vor den Mund schlagen, damit niemand dich weinen hört oder vor deine Augen legen, damit man deine Tränen nicht sieht.
Das Vertrauen zu einer Person, indem du sie festhältst und nicht mehr loslässt.
Oder die Liebe. Du hältst die Hand einer Person, um all diese Dinge mit ihr zu fühlen und du sie trotzdem immer bei dir hast.
All diese Gefühle hatte ich mit Derek durchlebt. Und trotzdem würde ich diese Hand nicht mehr loslassen.
Nie wieder.

Ihr müsst euch langsam von dieser Geschichte verabschieden
:( Wahrscheinlich kommt nur noch der Epilog

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