Kapitel 6

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PoV Derek

Müde ging ich nach Hause und mir fielen fast die Augen zu. Ich wollte nur noch ins Bett, aber gerade als ich die Tür aufschließen wollte, wurde sie aufgerissen und meine Mutter sah mich wütend an.
"Wo warst du? Hast du vergessen, was heute geplant war?" keifte sie mich an und augenverdrehend drückte ich mich an ihr vorbei.
"Nein, hab ich nicht. Aber, wie ich schon sagte, ich werde niemanden heiraten, den ihr mir vorlegt. Punkt." gab ich gleichgültig zurück und wollte nach oben verschwinden, aber meine Mutter packte meinen Arm.
"Jetzt höre mir mal gut zu, Derek. Du hast immer alles bekommen, was du wolltest. Du konntest immer alles haben. Und wenn du weiter so leben willst, dann tust du, was wir dir sagen, klar?" Wow. Sie dachte also wirklich, ich wäre so auf das Geld versessen? Unglaublich, dass ich mit dieser Frau verwandt war.
Ich konnte mir ein lachen nicht verkneifen.
"Es gibt Sachen, die kann man mit Geld nicht kaufen, Mutter. Nichts materielles kann die Liebe und den Respekt einer Person ersetzten und beides habe ich nicht von euch bekommen. Ohne meine Freunde wäre ich bestimmt auch so ekelhaft geworden, wie du und mein Vater. Ich brauche euer scheiß Geld nicht, um glücklich zu sein. Überraschung, ich wäre sogar glücklicher, wenn wir arm wären, ihr mich aber dafür geliebt hättet. Ich werde die scheiß Firma von Vater nicht übernehmen, ich werde keine scheiß Ehe mit einer dieser Frauen führen und ich werde nicht weiter nach eurer scheiß Pfeife tanzen!" schrie ich meine Mutter an und es fühlte sich so befreiend an, endlich mal all das zu sagen, was ich immer gedacht hatte. David hatte recht gehabt, ich hätte schon viel früher damit rausrücken sollen.
"Raus! Raus aus diesem Haus! Und komm erst wieder, wenn du weißt, was richtig ist!" Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und lief den Weg zurück, den ich gerade erst hierher gelaufen war.
Bei David angekommen, schloss ich die Tür auf und betrat leise die Wohnung, um seine Mutter nicht zu wecken. Ich schlich in Davids kleines Zimmer und steckte vorsichtig meinen Kopf hinein, um zu sehen, ob David noch wach war.
Er saß auf seinem Bett und versuchte offenbar Hausaufgaben zu machen.
Und das um elf Uhr abends.
"Soll ich dir helfen?" Erschrocken ließ David den Stift fallen und sein Blick schoss zu mir.
"Was machst du hier?" fragte er leise. Die Wände hier waren aus Papier.
"Meine Mum hat mich vor die Tür gesetzt. Soll ich dir helfen?" David nickte beschämt und lächelnd setzte ich mich neben ihn.
"Also, dann wollen wir mal."

"Ich kann kaum die Augen offen halten." nuschelte David am nächsten Morgen in der Schule und gähnend suchte ich ein paar Bücher aus meinen Spind. Als ich ihn zu schlug, sag ich in das lächelnde Gesicht von Ben Hood, Chris Hoods Cousin.
"Hey Derek." Wie eigentlich immer klang Ben sehr freundlich. Und das war er auch. Er ging ehrenamtlich Arbeiten, setzte sich für die Umwelt ein, gab kostenlose Nachhilfe und war stets höflich. Sein einziges Problem: er hatte schon die Hälfte der Schule flachgelegt. Seit neusten versuchte er es bei mir und ehrlich gesagt, wusste ich nicht, wie ich darauf reagieren sollte.
"Wann gibst du endlich auf, Ben? Ich bin niemand für eine Nacht." Ben lachte, während David nur amüsiert den Kopf schüttelte. Er fand das ganze zum schießen komisch.
"Es muss ja nicht nur eine sein." Ich verdrehte die Augen.
"Ich glaube kaum, dass du so wenig Sex hast, dass du mir hinterher laufen musst." Ben schnaufte und fuhr sich durch die Haare.
"Du glaubst gar nicht, wie schwer es ist, einen hübschen, schwulen Jungen in unserem Alter zu finden, der sich auf sowas einlässt." Gespielt geschockt packte ich mir an die Brust.
"Du hast mein aufrichtiges Beileid. Ja wirklich, dein Leben muss schrecklich sein. Such dir eine Frau, Ben. Damit gibst du dich sonst auch zufrieden." Ohne ihn weiter zu beachten, drehte ich mich um und zog David hinter mir her.
"Unglaublich, der Typ. Wie lange geht das schon so? Zwei Monate?" David lachte leise.
"Mindestens. Aber ehrlich, wenn du dir jemanden für die Nacht suchst, dann ja wohl mich." Man hörte den Sarkasmus in Davids Stimme und ich musste lachen.
"Natürlich. Wen auch sonst?"

My best FriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt