⑨Eye to eye

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gewidmet an marrysun

Liam stand neben mir und versuchte mich zusammen mit Clary dazu zubringen, es nicht zu tun.
Sie merkten dabei nicht, wie Caitlyn durch ihre Worte immer zuversichtlicher wurde, bis sie nur noch voller Kraft trotzte.
»Es reicht jetzt«, sagte ich und biss die Zähne zusammen.
Mir ist durchaus klar, dass ihr es für keine Gute Idee haltet. Ich auch nicht, aber dadurch erreichen wir das, was wir wollen: Sie wird sauer und möchte mich abermals loswerden. Ihr lasst Sir durch eure Worte nur stärker werden, während ich immer schwächer werde. Ich weiß, ich bin im Nachteil, ich weiß, was sie kann, aber ich bin nicht hilflos. Und wenn sie es übertreibt, könnt ihr dazwischen gehen.

»Mir gefällt das nicht und ich hoffe, das ist dir klar«, sagte Liam. Ich spürte, dass er mit sich kämpfte und auch ich hatte meine Probleme, mich zusammen zureißen. Ich wollte nicht, dass er sauer auf mich war, damit kam ich nicht zurecht und doch war es das, was ich gewählt hatte.
»Ich hoffe, du weißt, was du tust.«
Damit ging er und ließ mich mit Clary allein.

»Ich kann ihm da nur zu stimmen. Sie wird dreckig und zu ihrem Vorteil kämpfen. Es gibt niemanden hier, der sie unterstützt, aber da du sie herausgefordert hast, wird sich niemand einmischen. Es ist euer Kampf und ich kann nur noch mal wiederholen, dass auch ich hoffe, dass du weißt, was du tust.«
»Eigentlich nicht, ich habe keine Ahnung, was ich mache«, lachte ich leicht hysterisch und spürte Nervosität und Panik in mir aufsteigen.

Ich hatte noch nie mit jemandem gekämpft, ich wusste noch nicht einmal, wie man das machte. Liam hatte mir grundlegend Handgriffe gezeigt, doch durch meine Blindheit war ich beschränkt. Ich musste mich auf meine Nase und Ohren verlassen, wobei ich reflexartig zu meiner Gabe griff. Meinem Fluch.

»Pass auf dich auf, ich möchte noch kleine Liam haben, bevor du das Zeitige segnest.« Sie umarmte mich fest und ging dann auch.
Ich hatte keine Vorstellung davon, wie es hier aussah. Clary hatte mir eine kurze Beschreibung gegeben, doch ich hatte mich sofort dazu entschieden, mich nicht großartig zu bewegen. Es wäre zu gefährlich und würde Caitlyn einen Vorteil zu spielen.

Ich wollte kämpfen, sie meine Wut spüren lassen und meine Enttäuschung. Ich wollte meine Trauer und meinen Hass loswerden, wobei unser Plan ein positiver Nebeneffekt war.
»Schiss?«
»Davon träumst du«, zischte ich und ging leicht in die Hocke.

Sie musste ungefähr zehn Meter von mir entfernt stehen und sich über meinen Anblick lustig machen.
Weiße Augen, rote Haare und keine Ahnung davon, was ie machte.
»Du bist keinen Gedanken wert.«
Mit diesen Orte preschte sie vor. Ich hörte ihre Schritte, spürte sie näher kommen und konnte einen Schlag abwehren. Der nächste traf mich in meine linke Seite und ihr Fuß stieß mich auf den Boden.

»Schon genug, Dakota?«, fragte sie gehässig und beugte sich zu mir. Ich atmete tief durch, griff nach oben und bekam ihre Haare zu fassen. Mit einem kräftigen Ruck zog ich sie zu mir runter und rollte mich auf sie.
Sie schrie und versuchte mich von sich runter zu bekommen. Doch ich kniete mich auf ihre Schultern und holte mit meinen Fäusten aus.

In jedem Schlag lag mein Schmerz.
Mit jedem Schlag floss mehr Wut durch mich.
Mit jedem Schlag verlor ich ein weiteren Teil von mir selbst.

Plötzlich flog ich durch dir Luft und landete mit dem Rücken hart auf dem Boden. Stöhnend krümmte ich mich und versuchte den Schmerz beiseite zu schieben.
»Ich habe gedacht, du hast irgendwelche besonderen Fähigkeiten«, atmete unregelmäßig und bewegte sich auf und ab. »Warum zeigst du sie uns nicht? Deine Heldentat wird doch schon in alle Geschichtsbücher aufgenommen.«

Ich stemmte mich auf die Füße und drehte mich in die Richtung, aus der ihre Stimme kam.
»Ich wollte dir auch eine Chance lassen. Ganz demütigen will ich dich nicht.«
Sie knurrte und machte einen Schritt auf mich zu. Mein Körper spannte sich an und wartete auf einen Angriff.

»Ich habe mich immer gefragt, warum Daniel sich solche sorgen um dich machte. Er wollte dich nur in Sicherheit wissen, das habe ich zumindest immer gedacht. Dabei wollte er dich von uns fernhalten, damit du uns nicht verletzen kannst. Er wusste, was für eine abscheuliche Kreatur du bist und hat es auch laut ausgesprochen.«

»Dass du es wagst, seinen Namen in den Mund zu nehmen, wo er wegen dir tot ist! Weil du die Rogues quasi zu uns eingeladen hast und er wegen dir in den Kampf gestürzt ist!«
Meine Wut war schier greifbar und ihr Knurren war nur ein leises Summen. Ich spürte den Wolf in mir, spürte meine Krallen und wollte nichts lieber, als sie ihr in die Haut zu rammen.

»Sie sind nur wegen dir hier her gekommen, sie wollten nur dich. Keiner hier will das verstehen, aber lass dir sagen, dass all dies nur wegen dir geschieht. All der Schmerz, all die Angst - nur wegen dir.«
»Das ist aber noch lange kein Grund, einen von uns zu verraten!«, rief einer der umstehenden und die anderen stimmten mit ein.

»Daniel hätte dich nicht retten sollen, er hätte einfach verschwinden und zu mir kommen sollen, so wie wir es vor hatten. Wir wollten verschwinden, dich hier alleine lassen und verschwinden. Du wirst niemals dazu gehören, du wirst immer ein Außenseiter sein. Alle werden dir mit Misstrauen entgegen blicken und du wirst niemals glücklich sein. Du denkst, dass mit dir und meinem Bruder ist etwas ernstes. Aber er hat mir verraten, dass er nur deine Gabe will. So wie alle anderen es immer nur wollen werden. Niemand liebt dich wegen deiner selbst willen. Du bist abartig und ekelhaft.«

Meine Wut hätte einen Tornado über das gesamte Land wehen lassen können. In mir tobte es, ein Wirbelsturm wütete sich durch meinen Körper und verschlang jegliche positiven Gefühle Caitlyn gegenüber. 
Meine Knochen verformten sich, meine Atmung beschleunigte sich und ich wusste, ich würde es nicht länger zurückhalten können. Ich wollte ihr Blut riechen, sie ein für alle mal zum Schweigen bringen und den Schmerz in mir betäuben.

Blind SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt