Caitlyn sah mich nun mit finsteren Blicken an, doch handelte nicht so, wie wir es gehofft hatten. Das einzige, was mir blieb, waren die neugierigen Fragen und Clarys beherzigte Kundgebung, dass ich durchgeknallt war.
»Dakota Brookes! Du läufst jetzt nicht weg!«
»Clary ich sitze.«
»das ist mir egal. Du kannst doch nicht mit jemanden kämpfen, der dich im Schlaf tötet und dann denken, du kommst einfach so davon. Dass du anscheinend ein beschissener weißer Wolf bist, ist mir egal. Du magst vielleicht die Gunst der Göttin auf deiner Seite haben, aber nur solange, bis du deine Aufgabe erfüllt hast. Du kannst dich nicht waghalsig in so eine Situation bringen! Liam ist ein ignoranter Idiot, wenn er dir das ohne Levite hat durchgehen lassen, du hättest sterben können. Oh Mondgöttin, stell dir das mal vor! Dakota, du wirst dich nie wieder in so eine Situation bringen. Von mir aus knipps ihr alle Muskeln und Sinne ab, aber-«»Clary, hol doch mal Luft«, unterbrach ich sie ruhig. »Mir geht es gut, mir ist nichts passiert.«
»Aber es hätte dir etwas passieren können! Und wir haben nicht noch so ein krassen Wolf wie dich, der jede Wunde heilen kann. Wir hätten noch nicht einmal eingreifen können, ist dir das klar? Du hast sie herausgefordert und damit ist es ein ernster Kampf. Ein Kampf zwischen Wölfe, die ihren Zwist beseitigen wollen oder schlimmer. Liam und ich und alle anderen hätte nur zusehen können. Gesetze und Regeln, Dakota, Gesetze und Regeln.«»Ich weiß und es tut mir leid.«
»Ich glaube dir nicht. Wer sagt mir denn, dass du dich nicht bei der nächsten Gelegenheit in einen neuen Kampf stützt, nur weil du denkst, so hilfst du uns?«
»Ich will doch nur, dass ihr sicher seid! Clary, all das Leid, all der Schmerz - wegen mir sterben Leute! Wegen mir sterben Wölfe, die niemanden etwas getan haben!«
»Wegen der Prophezeiung? Das Gerede eines verrückten Ex-Alpha?«»Liam hat davon auch gehört und die anderen Alphas auch. Sie kennen diese Prophezeiung auch und haben sich nicht gewundert, dass Max mich sozusagen versteckt hat. Außerdem würden die Rogues jedem glauben, der behauptet, er könne die Hierarchie der Rudel zerstören. Sie wollen doch nur gleichgestellt sein oder dafür sorgen, dass die Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr existiert.«
»Bisschen arg dramatisch, meinst du nicht auch?«
Ich seufzte und richtete mich auf.
»Wieso sollte ich sonst heilen können? Welchen anderen Grund gäbe es, dass ich blind bin? Clary, wir sind Werwölfe, von Natur aus immun gegen genetische Krankheiten und Schwächen. Unser Körper heilt unsere Wunden schneller als sonst ein anderes Lebewesen es vermag. Gib mir einen Grund, der nichts mit dieser Prophezeiung zu tun hat.«
»Ich«, fing sie an, stoppte sich aber selber.
»Du kannst mir keinen geben, oder?«»Nein. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass-«
»Es gibt keinen anderen Wolf, der diese verdammte Behinderung hat! Diese Prophezeiung existiert seit Jahrhunderten, sie ist nicht erfunden und ich bin diejenige, für die so viele Wölfe sterben mussten! Es wurden Rudel ausgelöscht, mein Rudel wurde vernichtet, nur weil sie mich wollen. Ich will das nicht sein, ich will nichts mit all dem zu tun haben oder der Grund für all das Leid sein. Ich will das nicht und doch bin ich es. Wegen mir sind meine Eltern gestorben, Daniel - alle, die mir etwas bedeuten, sterben und ich kann es nicht verhindern. Ich kann nichts tun, außer dieser einen Sache. Ich kann mich für all diese Leben, all die unschuldigen Wölfe opfern und dafür sorgen, dass die Rogues aufgehalten werden. Das ist das einzige, was ich machen kann und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«»Wir werden dich nicht gehen lassen. Weder Liam noch ich noch sonst einer aus dem Rudel. Du bist ein Teil von uns und wir beschützen das, was uns gehört.«
»Nein, nein, nein«, sagte ich und spürte die Tränen aufsteigen. »Ihr werdet nur verletzt, lasst es einfach. Ich will nicht, dass sich einer zwischen die Rogues und mich stellt. Sie wollen mich? Dann sollen sie mich haben.«
»Hörst du eigentlich, was du sagst?«, fuhr sie mich an. »Wirst du dich überhaupt noch an deinen Plan halten? Abwarten bis Caitlyn dich zu ihnen bringt?«Tage waren vergangen, viele Fragen waren aufgekommen und für mich fiel es schwer, unter die anderen Wölfe zu treten. Mein Kopf schwirrte und ich distanzierte mich lieber von den Gefühlen der anderen und blieb in meinem Zimmer. Niemand hatte mich besucht, ich konnte meinen Gedanken nach hängen und war zu einem Entschluss gekommen.
Ich liebte Clary, sie war wie eine Schwester, doch vor allen Liam machte mir alles schwerer, als es sein sollte.
Drei Wörter hatten mich bis hierhin von meinen Gedanken abgelenkt, seine Stimme in meinen Ohren und die Erinnerung an seine Berührungen. Sie hielten mich von der Dunkelheit fern und gleichzeitig stießen sich mich in die dunkle Tiefe.»Ich will das nicht Clary. Ich wollte es nie. Was soll ich denn nur tun? Wenn das Überleben unserer Art von mir abhängt? Wieso sollte ich darüber entscheidend? Ich will diese Verantwortung nicht, ich will normal sein. Ich will nicht die Gefühle um mich herum spüren, ich will nicht blind sein - ich will keine besonderen Fähigkeiten haben. Aber ich kann es nicht ändern. Ich kann nur versuchen, alles wieder ins Reine zu bringen. Den Schmerz verklingen zu lassen. Es hätte niemand wegen mir sterben sollen, Max hätte mich damals einfach töten sollen. Ihr würdet ohne mich besser dran sein.«
»Dakota, du brauchst das nicht alleine machen. Wir sind für dich da, ich bin für dich da. Du hast viel durchgemacht, das verstehe ich, du solltest dich ausruhen und deine Gedanken ordnen.«
Meine Gedanken waren klar, sie alle schwirrten um drei Wörter herum. Drei Wörter, die mich aufrecht hielten und mich doch nach unten zogen.»Ihr werdet alle wegen mir leiden, sterben und es wäre meine Schuld. Alle um mich herum sterben, so stark sie auch sind, alle sterben und ich kann nichts dagegen tun.«
Drei Wörter, die mir so viel bedeuteten, wie nichts zuvor. Die mich stärker machten und doch schwächten.Meine Knie angezogen wippte ich mich vor und zurück. Mein Herz raste und tief in mir wusste ich, dass sie recht hatte.
Doch drei Wörter hielten mich davon ab, ihr das zu sagen. Es mir selbst einzugestehen.
Sie würden alle sterben, in dem Versuch mich zu beschützen und es sollte keiner mehr sterben. Nicht wegen mir.Ich liebe dich Dakota. Das habe ich schon immer und werde es auch immer. Egal was passieren wird, du bist mein.

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Blind Soul
Hombres Lobo[zweiter Teil der Blind Serie] {Der erste Teil sollte gelesen werden} Nach Dakotas Verlust, sucht sie einen Ausweg aus ihrer Trauer. Es fällt ihr schwer, jemanden an sich ran zu lassen und einzig Liam Reese, Alpha des RedLake Rudels, kommt durch ih...