①⑨Skin

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•Dean Lewis - Waves•

Erschrocken zuckte ich zusammen und trat automatisch auf Michael zu.
Das Knurren wurde lauter, erfüllte die Luft bis es in meiner Brust vibrierte.

Langsam spürte ich Liam wieder, nach und nach schlugen seine Gefühle Wellen in mir, stärker als je zuvor.
Atemlos griff ich mir an mein Herz, als ein plötzlicher Druck auf meiner Brust lag.

Erst fühlte es sich so an, als würden Steine auf meinem Brustkorb liegen, die mich erdrückten und erstickten. Der Druck stieg, die Luft wurde immer weniger. Krampfhaft krallte ich mich in Michaels Arm, dessen Sorge nur ein leichtes Ziehen war.
»Dakota?«

In meinen Ohren rauschte es.
Japsend versuchte ich Luft zu holen, nur ein wenig Luft in meinen Körper zu bekommen, doch es fiel mir so schwer. So unglaublich schwer.
Dann war alles vorbei. Von der plötzlichen Freiheit meiner Brust überrascht taumelte ich leicht, doch Michael fing mich auf.

»Dakota! Verdammt!«
Ich atmete hektisch, konnte ihn spüren. Liams Gefühle waren alles, was mich interessierte und alles, was meinen Verstand einnahm.
Sie ist meine Schwester. Aber sie würde Dakota etwas antun.

Ich stockte. Das konnte nicht sein.
Sie würde Dakota verletzen, das kann ich nicht zu lassen. Aber sie ist meine Schwester, meine verdammte Schwester.

Erneut erfüllte meine Ohren ein lautes Knurren.
Er steht bei ihr. Er soll weg von ihr, ich sollte ihn zeigen, dass er sich von ihr fernhalten soll. Aber er will nur auf sie aufpassen, sie vor Caitlyn beschützen. Vor mir.

Michael fluchte lautstark, versuchte mich mit sich von den Wölfen wegzuziehen. Er umfasste meine Oberarme und drehte mich um. Schritt für Schritt entfernten wir uns vom Tisch, von Caitlyn, von Liam.

Was macht er? Das Knurren folgte uns, wurde mit jedem Schritt lauter.
Er will sie nur beschützen, sie in Sicherheit bringen. Ich muss mich auf Caitlyn konzentrieren, sie wird diesmal nicht ungestraft davonkommen.

Die tiefe Stimme neben mir verstummte, genauso wie unsere Schritte. Stocksteif stand ich da, halb von Michael verdeckt. Das, was ich hörte, waren Liams Gedanken. Er haderte mit sich, führte einen inneren Kampf, nur mir war nicht klar, weswegen ich ihn hören konnte. Es schien mir nicht so, als hätte er mich in seinen Kopf gelassen und normalerweise konnte ich nur so hören, was er dachte.

Ich legte meinen Kopf schief, versuchte besser zu hören, was vor sich ging. Pfoten auf dem Boden, Knurren und Zähneknirschen.
»Michael, was passiert da?« Ich wollte an ihm vorbei gehen, näher an Caitlyn und Liam herantreten, wurde aber sofort wieder zurück gezogen.

»Bleib hier Dakota, er sollte dich jetzt nicht sehen«, sagte er eindringlich. »Er würde sich nur ablenken lassen.«
»Sag mir wenigstens, was sie machen«, forderte ich ihn auf und merkte die Nervosität in mir ansteigen.

»Er hatte sie schon auf dem Boden, ihr Genick unter seinem Gebiss. Ich vermute, er hat dich bei mir gesehen und wollte dazwischen gehen, weswegen er sie wieder losgelassen hatte. Jetzt stehen sie sich wieder gegenüber, umkreisen einander.«

Ich sollte ihr nicht weh tun. Sie ist meine Familie, meine Schwester.
Abermals erklang seine Stimme in meinem Kopf. Es hörte sich so an, als würde er mit mir reden, als würden dir Worte durch die Luft an meine Ohren schwingen.

»Meinst du-«
Ein stechender Schmerz in meinem Bauch ließ mich aufkeuchen. Ich kannte diese Art von Schmerz. Es war der, den ich nicht selber erlitt, aber eine Person um mich herum an mich weitergab, damit ich ihn heilen konnte.

»Dakota?« Michael legte eine Hand auf meinen gebeugten Rücken, als meine Knie nachgaben und ich nach vorne fiel. Geistesgegenwärtig versuchte ich mich an ihm festzuhalten, doch meine Finger fanden keinen Stoff.

Blind SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt