Kapitel 14

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Rot, blau, grün, kurz, lang mit Ärmel, ohne Ärmel. Kleider verschiedenster Art und Farben wurden von Emily, Maisie und mir anprobiert. Unsere Auswahl wurde in diesem Laden alles andere als eingeschränkt. Hier wahr alles was das Herz eines Mädchens begehrt.

Ich war in der Umkleidekabine und strich mit der Hand mehrmals über das Kleid, damit auch die letzten Falten verschwanden. Es war ein grünes trägerloses Kleid mit silberner Paillettenverzierung im Bereich der Brust. Es ging mir bis knapp oberhalb des Knies und schmiegte sich perfekt um meine Taille. Ein letztes Mal strich ich über den samtig weichen Stoff und lächelte mein Spiegelbild an.

Ich war sichtlich zufrieden mit meinem Fund. Ich beugte mich zu den Kleidern auf dem Boden ,hob sie auf und hängte schließlich jedes einzelne wider an seinen Kleiderhaken.

" Mädels seid ihr fertig ? " kam Maisies Stimme von einer Kabine weiter her.

" Ich bin fertig ", antwortete Emily, die in der Kabine neben mir war.

" Ebenfalls. "

"Gut auf drei verlassen wir die Kabinen" erklärte Maisie.

Sie zählte bis drei und ich ging zum sechsten Mal an diesem Tag aus der Kabine. Wir standen uns nun alle gegen über. Meine Freundinnen sahen einfach nur umwerfend aus.
Und mit umwerfend meine ich auch umwerfend.

Wir grinsten uns alle an. Es war nicht nötig zu sagen, dass jedem von uns ihr Kleid gefallen hatte.

" Die nehmen wir. " beschloss Emily grinsend und drehte sich einmal im Kreis, sodass wir ihr Kleid von allen Seiten beäugen konnten . Ihr Kleid war vorne ungefähr in der Länge meines und strahlte in einem dunklen Blau.

Hinten wurde es länger und berührte fast den Boden. Das dunkle Blau im Hintergrund betonte perfekt Emilies lange geschmeidige Beine, um die ich sie schon immer beneidet hatte. Statt den Trägern konnte man das Kleid, mit zwei etwas dickeren Bändern kreuzweise um den Hals binden. Die langen Bänder hingen ihr am Rücken herab und verdeckten in etwas, denn das Kleid war rückenfrei.

Eben so bezaubernd war Maisies Kleid. Das Kleid strahlte in einem gewagten Rot und hatte eine gewisse wilde an sich. Es war unten herum eng anliegend und umschmiegte ihren knackigen Po. Sonst war es sehr schlicht und hatte ebenso wie meines keine Träger.

" Ich glaub wir müssen nicht sagten das wir alle verdammt gut aussehen " lächelte Maisie und warf ihr Haar gespielt arrogant nach hinten.

"Am liebsten will ich es gleich anbehalten" schwärmte Emily.

"Sei nicht so ungeduldig Em, heute noch wirst du es anziehen."

Hinter uns ertönte plötzlich eine schrille Mädchenstimme und hallende Schritte. Trotz des großen Tumults hier im Laden war ihre Stimme am lautesten. Mehrere Kunden drehten sich zum blonden Mädchen um. Sie erntete viele missbilligende Blicke, so auch von mir Maisie und Emily.

"Na mach schon Jason, ich muss alle Kleider auch noch anprobieren" sprach sie unbeirrt weiter und stöckelte an uns vorbei in eine freie Kabine.

"Mann Kasandra, ich schwöre dir, wenn du in 5 Minuten die Kleider nicht-,"

" Jason was machst du den hier ?"

Maisie schob mich sanft zur Seite und stellte sich vor ihren Bruder, der einen Kleiderhaufen auf den Armen mit sich trug.

" Oh Schwesterherz. Wusste gar nicht das ich dich hier sehen würde."

Man konnte den Sarkasmus regelrecht aus seiner Stimme raushören. Wieso mussten sich den die zwei immer streiten, wenn ich da war.

" Ich habe dich gestern den ganzen Tag versucht zu erreichen. Wo zur Hölle warst du ? " fragte Maisie gereizt.

Jason setzte wieder dieses freche Grinsen auf.

" Jason ! Kommst du endlich ?", rief das blonde Mädchen, das anscheinend Kasandra hieß, aus der Kabine.

"Bin gleich bei dir Schätzchen", rief er ihr zu und sagte dann an seine Schwester gerichtet "Ich hoffe das beantwortet deine Frage. "

"Das ist doch wohl nicht dein ernst Jason ? Bitte sag mir, dass es nicht das ist, was ich denke. "

Maisie schloss genervt die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Oh doch. Du siehst übrigens gut aus Sis."

" So ein billiges Flittchen passt dann wohl zu dir " kam es nun von Emily.

Ich wusste, dass sie sich aus solchen Angelegenheiten einfach nicht raushalten konnte. Ich hingegen hielt mich bewusst im Hintergrund. In den letzten Tagen kehrte nach langem wieder Ruhe und Klarheit in mein Kopf ein und ich hatte keine Lust wieder auf Verwirrung zu stoßen. Denn genau das machte Jason aus.

"Na was ist los Emily. Eifersüchtig?"

" Bestimmt."

"Ich geh dann mal Mädels. Meine Freundin wartet."

Mit diesen Worten ging er zu der Kabine und gab der Blondine die Kleider.

Maisie seufzte und wandte sich nun an uns.

" Tut mir leid Mädels. Ich würde ja gerne sagen er ist nicht immer so, aber das stimmt leider nicht."

"Schon gut. Lasst uns die Kleider bezahlen und hier abhauen " schlug ich vor und ging wieder in meine Kabine.

" Wenn ich daran denke, dass der heute die ganze Nacht auf der Party ist, wird mir schlecht. Sorry Maisie, aber bei aller liebe, dein Bruder ist echt nervig " beschwerte sich meine beste Freundin.

" Schon gut. Ich weiß ja selber wie Jason drauf ist ."

Ich konnte hören wie Maisie und Emily ihre Umkleiden betraten und sich umzogen. Erst jetzt dachte ich über Emilies Worte genauer nach. Jason war heute die ganze Nacht auf der Party. Ob er mir heute über den Weg laufen wird ? Und wenn ja was wird er machen ? Was werde ich machen ? Immer hin hatte ich noch 1000 offene Fragen an ihn, aber keine Lust sie ihm zu stellen. Vielleicht ist es ja reiner menschlicher Trotz oder einfach nur Angst vor der Wahrheit. Egal wie sehr ich mit mir selbst kämpfte konnte ich nicht leugnen das Jason etwas wusste.

Ich bin ein verdammter Feigling. Genau das bin ich.

Ich ließ den grünen Stoff meinen Körper heruntergleiten und zog mir schließlich meine Sachen an. Der Gedanke das Jason nicht einmal 5 Meter weg war irritierte mich und verunsicherte mich zugleich. Ich nahm mein Kleid und ging aus der Kabine.

Maisie und Emily waren noch in ihren Umkleiden, weshalb ich warten musste. Unwillkürlich wanderte mein Blick zu Kasandras Kabine, wo Jason davor stand. Er war mit dem Rücken zu mir gedreht und lehnte an der dünnen Wand neben der Kabine.

Was weiß er nur was ich nicht weiß ? Was verbirg er nur hinter seiner Fassade ? Ich will es wissen, die Wahrheit über mich oder über dem was er über mich zu wissen glaubt. Ich konnte diesen Teil von mir einfach nicht mehr in Schach halten.
Der Teil von mir, der sich nach Klarheit sehnte. Der Teil von mir, der nicht wusste und gleichzeitig wissen wollte, wer ich wirklich war. Genau dieser Teil von mir trieb mich mit einer Entschlossenheit dazu an zu Maisies Bruder zu gehen, die mich selbst verwunderte . Meine Finger umklammerten noch fester den Stoff des Kleides, als könnte ich durch die weichen Fäden Mut schöpfen. Selbstsicher machte ich den ersten Schritt auf Jason zu, doch ehe ich den zweiten setzen konnte unterbrach mich Maisies Stimme.

" So wir können bezahlen gehen. "

Ich drehte mich zu Maisie um und sah sie einen Moment lang konfus an.

" Achso..also ja wir müssen noch auf Emily warten " stammelte ich.

" So, ich bin auch fertig ! ", rief Emily und stolperte 3 Sekunden später regelrecht aus der Kabine.

" Dann können wir ja " Maisie ging voraus und ich und Emily folgten ihr.

Kingdom in ashes - Die Erbin -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt