Kapitel 41

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Als einer der Soldaten mich an der Schulter zurückziehen wollte schrie er bei der ersten Berührung mit meinem Körper schmerzerfüllt auf. Überrascht blieb ich stehen und sah zu den Soldaten zurück, die alle erschrocken zurück taten.

" Was zur Hölle ? " sprach der Mann und hielt sich verwundert die Hand. Auch ich konnte nicht ganz fassen was gerade geschehen ist. Rückwärts ging ich die letzte Stufe hoch ohne die Männer aus dem Auge zu lassen. Ich lief weiter über den Gitterboden auf den Kommandanten zu.

Was habe ich mir nur dabei gedacht ?

Als ich enge Meter von meinem Ziel entfernt war stellten sich sofort alle Soldaten schützend vor ihren Befehlshaber.

" Zurücktreten Männer ! "

Auf Stichwort stellten sich die Soldaten links und rechts hin und boten ihrem Kommandanten freie Bahn.

Er !

Der Glatzkopf wegen dem ich überhaupt hier in diesem Drecksloch war sah mich nun ernst an. Er hatte seine Hände hinter seinem Rücken  und setzte selbstsicher ein Fuß vor den anderen.

" Wie kann es sein, dass ein Mensch" er sah mich an als wäre ich etwas das er sich gerade von der Schuhsohle abgekratzt hatte und sprach weiter " über solch mächtige Kraft verfügt ?"

Als er aufgehört hat zu sprechen stand er vor mir. Unten hörte ich immer noch die Kampfgeräusche und Schüsse. Ich sah ihn stur an und ging nicht auf seine Frage ein.

"Ich will das Sie Ihre Soldaten zurückrufen ! " stellte ich mit fester Stimme meine Forderung.

Ich muss schneller handeln ! Sie werden sonst alle sterben! Auch Jason !

Er lachte rau. Ohne jegliche Vorwarnung griff ich nach seinem Arm und ließ meiner Kraft freien lauf. Wieder spürte ich die Macht in mich hineinströmen. Ich blickte auf den schreienden Kommandanten herab.

" Rufen Sie ihre Soldaten zurück und öffnen Sie das Tor ! "

Die Soldaten versuchten auf mich zu schießen, mit dem gleichen Erfolg wie zuvor und jeder der versuchte sich mir zu nähern wurde von einer unsichtbaren Kraft weggeschleudert ehe er mich erreichen konnte.

Mit zusammengebissenen Zähnen nickte der Glatzkopf schwach. Widerwillig riss ich meine Hand von ihm los und der Kommandant atmete erleichtert aus. Ungeduldig wartete ich darauf, dass er sich vom Boden auf sie Beine quellte.

" Schneller !"

Er stützte sich am Geländer des Ganges und sah mich mit wutverzerrtem Gesicht an, ging jedoch meiner Vordergrund nach.
Der Kommandant richtete sich auf und blickte hinab auf den Kampf welcher zwischen seinen Soldaten und den Gefangenen stattfand.

" Männer ! Rückzug ! Sofort ! - Und öffnet das Tor !" brüllte er über die Kopfe der Kämpfenden hinweg.

Es war unglaublich. Die lauten Geräusche und Schrei ließen nach. Um sicher zu gehen blickte ich vom Geländer herab und sah wie sich alle Soldaten zurückzogen. Es lagen viele Tote auf dem Boden, die meisten von ihnen in Uniform. Ich wusste nicht ob sie endgültig gestorben sind oder früher oder später wieder zum Leben erwachen würden. Wie zu Beginn ging das Tor mit viel Lärm auf.

" Los raus hier ! "

" Schnell ! "

Die Gefangenen brüllten durcheinander und eilten zu den Türen hinaus. Die Verletzten wurden gestützt und die Bewusstlos getragen. Viele der Gefangen kannten sich gegenseitig und fanden nun zu einander.

" Sind hinter diesen Türen auch Gefangene ? "

Der Kommandant sah mich grimmig an.

" Die Werwolf. " brummte er.

" Lasst sie frei ! " befahl ich.

" Das kommt nicht in frage, Hexe !"

Mein Körper bewegte sich wie von selbst zum Glatzkopf. Mein innerer Wunsch war es die Gefangenen zu befreien aber die Art wie ich ihn mir erfülle entschieden meine Kräfte selber. Ich konnte sie nicht kontrollieren. Sie kontrollierten mich.
Es wurde wieder auf mich geschossen.

" Schon gut ! - Öffne die Türen Jon !"

Einer der Soldaten sah seinen Befehlshaber verwundert an.

"Aber Sir ."

" Du hast mein Befehl gehört !"

" Ja Sir."

Jon lief an mir vorbei. Der kalte Blick des Kommandanten lag nach wie vor auf mir. Bei normalen Umständen würde ich vor Angst im Erdboden verschwinden wollen, aber ich fühlte die Angst nicht. Sie war wie ausgeschalten.

Alle Türen sprangen plötzlich mechanisch auf und große Wölfe liefen jaulend und knurrend aus den Zellen. Felle aller Farben bedeckten den Boden wie ein eleganter Teppich. Ich war fasziniert. Schnell raten die großen Tiere an mir und den Soldaten vorbei um zu flüchteten. In binden weniger Sekunden waren sie alle nach unten gerannt. Viele von ihnen sind sogar über das Geländer runter gesprungen.

Langsam löste ich den Blick von dem Kommandanten und lief den nun leeren Gang hinab.

Offene Sicht

Der Kommandant verzog wütend das Gesicht als Jayn ihm den Rücken zu kehrte. Noch nie musste ehr so eine Demütigung dulden und das noch vor seinen Soldaten. Er musste wohl oder übel diesen Kratzer an seinem Scholz hinnehmen. So etwas ist ihm in seiner ganzem Laufbahn als Blutsoldat nicht passiert und das sind jetzt schon beachtliche neun Jahre gewesen. Auf die Knie gezwungen von einem Weib.
Er schnaubte verächtlich.

Alles an diesem Mädchen war menschlich gewesen. Ihr Blut, ihr Geruch und auch ihre Verletzlichkeit. Immerhin hat er sie mit seinem Trupp eigenhändig hier eingeführt. Ein kleiner Schlag auf dem Hinterkopf hatte ausgereicht um sie außer Gefecht zu setzten.

Wer oder was war sie. Eine Hexe ?
Nein,sie hatte menschliches Blut in den Adern. Aber menschlich war das was der Kommandant gerade gesehen und am eigenen Leibe gespürt hat bei weitem nicht. Viel mehr war es dämonisch. Es war ein grauenhafte Gefühl gewesen als sie ihn berührt hatte. Seine ganze Kraft war aus seinem Körper gerissen worden und im nächsten Moment strömte sie wieder hinein.

Bisher hatte er dieses Gefühl nur einmal gespürt und zwar als er es gewagt hatte sich dem Blutlord zu widersetzen. Es war eine Kleinigkeit gewesen, aber mit einer schweren Konsequenz. Der Kommandant  dachte, dass er diese Schmerzen nie wieder spüren müsste und nun kam dieses Mädchen und bewies ihm das Gegenteil.

Nur ein Wesen kann über diese Kraft verfügen, aber das war nahezu unmöglich.

Nach so vielen Jahren.

Egal was dieser vermeintliche Mensch für ein Wesen war, er musste sie wieder kriegen. Um keinen Preis würde er sie entkommen lassen. Dafür hatte der Kommandant schon zu viel verloren. Ein Gefängnisausbruch aller Gefangenen würde ihm das Leben kosten, dessen war er sich bewusst.

Der Kommandant lächelte teuflisch als ihm die Idee kam. Er musste nun alles auf eine Karte setzen. Auf eine mächtige Karte.

Mit erhobenen Haupt drehte er sich zu seinen Männern um.

" Liam hervortreten !" brüllte er in die Menge hinein.

Ein etwa schmächtiger junger Mann trat hervor. Er war schon seit drei Jahren Mitglied bei den Blutsoldaten und war einst ein einfacher Handwerker gewesen. Er wurde seiner Familie entrissen und aus Angst und Zwang hat er das Rot angelegt und sich vor dem Banner des brennenden Löwen gekniet. Er hat gelernt zu töten ohne zurückzuschauen. Gelernt zu morden ohne einen Gedanken an den Toten zu verlieren. Der Krieg hat sein Herz erfrieren lassen und das Blut seiner Opfer hat seine Hemmung mit sich geschwemmt.

" Ja Sir ! "

Immer noch umspielte das teuflische Lächeln das vernarbte Gesicht des Glatzkopf.

" Hol Soldat 21 und richte ihm folgendes aus."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 12, 2019 ⏰

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