Jasons SichtIch hörte hinter mir Schritte. Geduldig wartete ich darauf das Jayn zu mir kam.
Sie wollte es wissen, sie wollte eine Erklärung von mir. Wenn sie erstmal dazu bereit und entschlossen genug war, würde alles um einiges leichter werden für mich und das schien sie zu sein.
Geht das nicht schneller?
Ich war gerade dabei mich zu ihr um zu drehen, doch meine Schwester zog mir einen Strich durch die Rechnung.
"So! Wir können zahlen gehen" sprach Maisie den Satz aus, der meine Pläne zur Nichte machte.
Verdammt schlechtes Timing Schwesterherz.
Ohne es zu wollen, fing ich an wie wild mit dem Fuß auf den Boden zu klopfen.
Wie soll ich sagen, ich war noch nie ein geduldiger Men-, Vampir.Nachdem auch die nervige Blondine mit Jayn weggegangen ist blieben nur noch ich und Kasandra im Umkleidebereich.
Sie probierte ihre Kleider an, die sie angehäuft hatte und gab zu jedem, das sie anzog einen blöden Kommentar ab. Ab und zu war auch eine Frage an mich gerichtet, doch ich antwortete weder nicht, oder gab ihr ein einfaches ehm als Antwort.
Viel mehr beschäftigte mich mein plötzlicher Hunger, der mich überkam. Meine Kehle fühlte sich trocken und kratzig an, während sich meine Muskeln anspannten.
Mein Gehör und Geruchssinn verfeinerten sich. Nun übertönte Kasandras Herzschlag ihre nervige Stimme. Regelmäßig und schnell pochte es in ihrer Brust. Der Klang ihres rauschenden Blutes das durch all ihre Venen und Adern floss, begleitete die feine Brise ihrer Atmung. Ich fuhr mit meiner Zunge über meine Lippen und spürte, wie meine Fänge wuchsen bei diesem metallischen und süßen Geruch.
" Jason hörst du mir überhaupt zu ? " war das Erste, was ich von ihren Worten wieder mitbekam.
Mein Mundwinkel huschte nach oben. Ihr Blut war genau das, was ich jetzt brauchte.
Ich neigte mein Gesicht etwas zur Seite, um meine roten Augen zu verstecken und schob dabei den Vorhang auf.
Mit einem kleinen Schritt war ich in der Kabine und der Vorhang hinter mir geschlossen." Hey das Kleid sollte eine Überraschung werden !" fuhr sie mich an und versuchte mich aus der Umkleidekabine zu schubsen, doch ich griff nach ihrer Hand und zog sie von meiner Schulter weg.
" Was soll das Jas-" sie verstummte und stieß leise die Luft aus. Ihr Herz trommelte schneller gegen ihre Brust und ihr Gesicht erbleichte als sich unsere Blicke trafen. In ihren hellen Augen spiegelte sich die pure Angst wider und das ließ mein Grinsen nur noch breiter werden. Ich konnte nur ahnen, dass sie schreien wollte, doch ich ließ es erst gar nicht so weit kommen. Ehe sie den ersten Luftstoß ziehen konnte schloss ich ihren Mund mit meiner Handfläche, während mein anderer Arm sie an der Taille festhielt.
Wie ich es von meinen Opfern gewohnt war, fing Kasandra an wie wild um sich zu schlagen.
Ich hielt sie noch stärker fest und sah ihr nun wieder direkt in die Augen. Sie versuchte mich in ihrer eingeschränkten Bewegung wegzustoßen und wimmerte unter meiner Hand. Ihre Brust hob und senkte sich und ihre Augen fixierten meine.
"Wenn ich dich jetzt wieder loslasse, wirst du weder schreien noch weglaufen. Kapiert ?"
Ich spürte, wie ihr Widerstand nachließ und sie seelenruhig vor mir stand. Vorsichtig nahm ich meine Hand weg und sah sie prüfend an. Ich wollte sicher gehen, dass es funktioniert hat. Auch wenn es die anderen Male bei ihr immer geklappt hatte, war ich sehr präzise und sorgfältig was meine Blutbanken anbelangte.
Zwar stand Kasandra nun still vor mir, aber in ihren Augen war immer noch die blanke Furcht geschrieben.
" Du hast nichts zu befürchten von mir und du wirst auch keinen Schmerz spüren. Hast du das verstanden ? "
Sie nickte. Langsam aber sicher wich die Farbe wieder in ihr Gesicht und die Angst aus ihren Augen. Nun lächelte sie mich an und kam mir näher.
" Wie kommst du darauf das ich Angst vor dir habe ? " hauchte sie und legte ihre Hände auf meinen Nacken.
Ihre Augen suchten meinen Blickkontakt und ihre Lippen formten ein verführerisches Lächeln.
"Lass mich das machen", antwortete ich nur abwertend darauf und nahm ihre Hände von meinem Nacken runter.
Ich zog sie an den Hüften näher zu mir ran und schob ihre blonden Haare zur Seite sodass ihr Hals freigelegt war.
Kasandra kicherte leise, als meine Nase ihre Haut streifte. Ich küsste ihren Hals entlang und lächelte zufrieden, als ich die perfekte Stelle fand. Sie bekam eine Gänsehaut und ihre Muskeln entspannten sich, genau das was ich wollte. Ich öffnete den Mund und biss zu, schmeckte den lieblichen Geschmack ihres Blutes und genoss jeden einzelnen Tropfen, den ich von ihr trank. Mit jedem Schluck, den ich nahm wurde mein Verlangen größer und mein Durst stärker. Ich musste stark sein und nur so viel nehmen wie ich brauchte. Der Durst nach Mehr war nur eine Illusion, eine Nebenwirkung des Blutes. Ich durfte mich nicht von diesem Streich meiner Sinne überwältigen lassen.
Mit viel Überwindung ließ ich von ihr ab und leckte mir das Blut von den Lippen. Ich blickte Kasandra, an die mich anlächelte. Meine Augen nahmen wieder ihre grüne Farbe an und meine Fänge fuhren zurück.
"So verstehn wir uns Liebling."
Jayns Sicht
Ich saß auf dem Tisch im Wohnzimmer und sah Emily dabei zu wie sie von dem Wohnzimmer in die Küche ging und wieder zurück. Ihre hohen Absätze klopften auf den Parkettoden und ihr langes Kleid schwang hinter ihr hin und her. In den Händen trug sie ein Tablett mit drei Gläsern und einer Flasche drauf.
" So ! Ich schätze mal das war's " teilte sie mir mit und schweifte mit ihrem Blick durch das ganze Zimmer. Emily stellte das volle Tablett neben mir ab und klopfte mir auf die Schenkel als Zeichen vom Tisch runter zu steigen. Als ich das auch tat, nahm sich Emily ein Glas und schenkte etwas von dem Wein in der Flasche ein. Sie setzte das Glas an ihre Lippen und nahm den ersten Schluck.
Es war fast soweit. In wenigen Minuten müssten die ersten Gäste hier eintreffen. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass ich mich dazu übenden hab lassen, aber eins war klar, ich werde diesen Abend genießen. Nach langem bin ich endlich mal wieder frei. Frei von Sorgen. Frei von Albträumen. Es tat gut einmal ganz loszulassen und zu entspannen, auch die komischen Linien auf meinem Arm sind gestern in der früh verschwunden gewesen. Und Jason, na ja. Der existiert halt auch noch.
"Auch ein Glas ?" fragte Emily mich.
" Nein danke."
Sie zuckte mit den Schultern und wendete sich von mir ab.
" Hat Maisie schon die Teppiche im Obern Gang eingerollt ?" wollte meine Freundin wissen und nippte an ihrem Glas.
"Ich denke schon. Sie ist gerade im Bad und macht sich noch fertig " erwiderte ich.
Emily stieß sich vom Tisch ab an dem sie noch zuvor gelehnt hat und stellte ihr nun halbvolles Glas hin. Sie blickte auf ihre Armbanduhr und schob sich eine lose Strähne, die sich von ihrem Pferdeschanz gelöst hatte, hinter die Ohren.
"Es dauert nicht mehr lange" zwitscherte sie und klatschte in die Hände.
Wenige Sekunden später kam auch Maisie die Treppe runtergerannt. Sie schreitete mit großen Schritten ins Wohnzimmer rein und stellte sich nun vor uns. Sie trug, wie ich, ihre Haare offen und hatte sich geschminkt. Ein dunkelroter Lippenstieft zierte ihre Lippen und ihre langen Wimpern umrahmten ihre strahlend grünen Augen. Als sie das Tablett neben mir sah, kam sie darauf zu und schenkte sich ebenfalls ein Glas ein.
Das Klingeln der Tür unterbrach die Stille.
"Na dann Mädels, it's show time" jubbelte Maisie.
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Kingdom in ashes - Die Erbin -
VampireJayn kann sich nicht an die ersten 5 Jahre ihres Lebens erinnern. Ihre Vergangenheit ? Ein einziger trüber Schleier aus Ungewissheit. Eine Namenlose die im Wald gefunden wurde, umringt von Leichen und dem vom Blut getränkten Schnee. Wer war sie ? Z...