Kapitel 28

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Koordinationslos lief ich in irgend eine Richtung. Hinter mir hörte ich die ersten Kampfgeräusche, doch ich hatte keine Zweifel daran das Richard es schaffen würde und sprintete weiter. Die Bäume sausten an den Seiten nur so an mir vorbei, während der Wind mir entgegenwehte. Als ich in sicherer Entfernung war, hielt ich an. Ich setzte Jayn auf den Boden ab und sah mich sofort um. Der Ort an dem wir uns befanden, war einst ein kleines Dorf gewesen. Das einzige Anzeichen dafür, das hier mal Leben herrschte, waren die großen und kleinen Häuser die nahe nebeneinander gebaut wurden. Jetzt war es kein Dorf mehr, sondern eine verlassene Ruine. Die hohen Ziegelhäuser waren total eingefallen und die Wände zertrümmert. Grüne Pflanzen und Blätter rankten sich an den Mauern hoch und der mit Steinen gepflasterte Boden war von der dunklen Erde verdeckt. Nach und nach drohte dieser Ort vom Wald verschlungen zu werden. Es herrschte Totenstille und eine dunkle Atmosphäre. Ich wollte nicht wissen, was hier vorgefallen war, den das Grauen, das sich hier zutrug war im Dorf geschrieben.
Eine kurze Weile lang wartete ich darauf das meine Schwester auftauchte, doch ringsum blieb alles still.

Wo bist du verdammt ?

Ich machte mir Sorgen darüber, dass ich sie bei Richard zurückgelassen haben könnte, jedoch erinnerte ich mich daran, dass sie vorausgelaufen ist. Genau das beunruhigte mich noch mehr. Wohin ? Ich ging in der Umgebung umher und suchte alles in der Nähe ab.

"Maisie ! ", rief ich nach meiner Schwester. Meine Stimme hallte an den eng aneinander gebauten Häuser und kam als Echo wieder zurück. Als ich keine Antwort bekam, wurde ich nur noch angespannter und fuhr mir mit der Hand durch die Haare.

" Maisie ! ", brüllte ich erneut.

Jayn stand immer noch dort wo ich sie abgesetzt hatte.
Den ganzen Weg hier her hat sie sich nicht gewehrt oder verlangt, dass ich sie runter lassen sollte.
Ihre Arme waren vor ihrer Brust verschenkt und ihre roten Haare fielen ihr noch etwas nass ins Gesicht. Jayn war immer noch blass und ihre Lippen stachen rosa hervor. Auch die Sommersprossen auf ihren Wangen waren nun deutlicher zu sehen. Sie fixierte mich mit ihren braunen Augen, als würde sie etwas in mir suchen. Ich konnte mir schon denken, was für ein Monster sie in mir sah.

Ich wandte mich von ihr ab und rief erneut nach meiner Schwester. Mit jeder Sekunde wurde ich nervöser und wütender. Wie konnte ich sie nur aus den Augen lassen?

"Beruhig dich, sie wird nicht weit sein" hörte ich plötzlich Jayns sanfte Stimme.

Ich drehte mich überrascht zu ihr und biss die Zähne zusammen.

"Wie soll ich mich beruhigen, wenn ich meine Schwester verloren habe die nicht mal 3 Minuten davor angegriffen wurde? "schnaubte ich.

Jayns Gesicht verfinsterte sich und sie schloss die Augen als ich den Vorfall erwähnte. Ich wusste was sie wollte. Sie wollte die Erinnerungen und die Bilder verdrängen, doch es wird ihr nicht gelingen. Sie ist in einem von Tod gezeichneten Land. In ihrem Land. Jayn muss sich früher oder später daran gewöhnen denn das wird nicht das letzte Mal sein, das einer vor ihr sterben muss. Nach wenigen Sekunden öffnete Jayn wieder ihre Augen sah mich aber nicht an. Ich folgte ihrem Blick der auf meiner Hand lag.

Hastig wischte ich mir das alte und teilweise vertrocknete Blut an der Hose ab.

"Dann lass uns Maisie suchen" meinte sie und ging schon los.

"Warte mal, bleib kurz stehen "verlangte ich und stellte mich ihr in den Weg.

Ich hatte Jayns Aufmerksamkeit erlangt. 

"Vorhin da...da war ich nicht ich selbst" stammelte ich.

"Schon gut Jason. Ich verurteile dich nicht und du musst dich auch nicht vor mir rechtfertigen."

Kingdom in ashes - Die Erbin -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt