Kapitel 22

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Der rote Schleier der auf dämmernden Sonne erstreckte sich über den Ort. In der kleinen Raststätte, in der wir waren befanden sich nur ein tankendes Auto und zwei Lkws, die an den Seiten parkten. Wir waren mitten auf der Autobahn, irgendwo im Nirgendwo. Von weitem hörte man das Rauschen der vorbeifahrenden Autos, die sich im eiligen Tempo auf der Straße fortbewegten. Neben Maisies Schritten boten sie das einzige Geräusch.

Mein Blick ruhte auf ihrem Rücken und ich folgte ihr im Gleichschritt, die Tankstelle entlang zurück zu dem Auto aus dem
wir ausgestiegen sind. Vor dem roten Auto kam sie zum Stillstand. Ich wanderte mit den Augen von Maisies Rücken weg und blickte gerade aus an ihr vorbei. Jason lehnte mit verschreckten Armen an der Motorhaube und schweifte mit seinen Augen über den ganzen Platz. Wieder lag diese Wachsamkeit in ihnen. Ich hatte die starke Vermutung das Jason an Paranoia leidet, aber ich von Hirngespinsten geplagtes Mädchen sollte lieber nicht reden.

Die rote Sonne stieg zum Himmel empor und präsentierte sich in ihrer vollen Pracht. Ich musste fast lachen über die Ironie dieser Atmosphäre. Während ich innerlich aufgewühlt war, war das Wetter die Harmonie und Ruhe höchst persönlich.

Jason drehte sich in unsere Richtung und sah zu deiner Schwester die im vielsagend zunickte. Es war eine stumme Verständigung zwischen den beiden, den auch Jason nickte und stieß sich von der Motorhaube ab. Nun trafen sich unsere Augen. Ich konnte nichts ihn ihnen erkennen, so als würde er absichtlich keine Gefühle vordringen lassen. Es fiel mir sehr schwer diesem stechenden Grün standzuhalten, doch ich zwang mich dazu mich nicht abzuwenden. Ich wusste nicht, woher ich den Mut hernahm, aber ich sprach meine Gedanken an die vorherige Nacht offen aus.

" Ich glaube ich sollte mich bei dir entschuldigen, für das was ich dir angetan habe. Ich hatte und habe bis jetzt immer noch keine Ahnung was es war, aber anscheinend wisst ihr mehr darüber."

Meine Stimme. War überraschend ruhig und gelassen. Ich wartete ab bis Jason was drauf sagen würde und sah ihn gespannt an.

" Ich weiß, dass es nicht deine Absicht war ", erwiderte Jason und fuhr fort " du wolltest nicht mich verletzen und daran zweifle ich auch nicht."

Er steckte sich die Hände in seine Hosentasche und fing an vor dem Auto hin und her zu gehen. Maisie die neben mir gestanden hatte stellte sich an den vorherigen Platz ihres Bruders. Nun stand ich den Zwillingen gegenüber und verfolgte mit meinem Blick Jason.

" Eine Frage stelle ich mir nur" hörte ich wieder seine Stimme.

" Wen oder was hast du in mir gesehen ? "

Ich habe in dir den Fremden gesehen. Die Stimme in meinem Kopf. Du standest vor mir als der Teufel in Person.

"Niemand ", platzte ich heraus und sah auf den Boden.

" Jayn " hörte ich Maisie sagen.

" Du musst es nicht mehr verleugnen oder verstecken. Du kannst uns vertrauen " versichere sie mir.

Wenn das nur so einfach wäre. Am liebsten würde ich ihnen alle Einzelheiten vorlegen, aber mein Inneres wehrte sich immer noch mit großem Widerstand dagegen.

Ich muss es ihnen sagen.

" Es war ein Mann, der Mann den .." ich unterbrach mich selbst und bis mir auf die Unterlippe. Ich knackste vor Nervosität meine Finger.

" Welcher Mann ? ", bohrte Jason nach.

Ich zögerte, machte aber weiter.

" Der Mann aus dem Traum und dessen Stimme ich immer höre."

" Erzähl weiter ! Was sagt die Stimme ? Was passiert im Traum."

Man hörte sofort wie aufgebracht und ungeduldig Jason in dem Moment war. Das trug nicht gerade dazu bei, dass ich mich woher fühlte und überwinden konnte.

" Um die ganze Wahrheit zu erfahren, Jayn musst du uns vertrauen können und wir müssen wissen was du gesehen hast " beruhigte mich Maisie.

Sie spielten wohl guter Cop böser Cop mit mir.

Weißt du was Jayn. Scheiß drauf.

Ich erhob meinen Kopf und sah beide abwechselnd an.

"Ich hab ihn gesehen, ich habe ihn gehört und ich habe die Bosheit und die Dunkelheit, die er mit sich brachte gefühlt. Diesen Mann habe ich zuvor in meinem Leben noch nie gesehen " ich atmete tief aus und fuhr mir durch die Haare " aber in den vergangenen Tagen hat sich seine Stimme so stark in mein Kopf eingraviert wie keine andere."

Ich tippte mir auf die Stirn und redete weiter.

" Ich höre sie jedes Mal aufs neue in meinem Kopf und sie treibt mich an den Rand des Wahnsinns ! "

" Ich werde dich finden Jayn, du kannst nicht weglaufen Jayn " äffte ich und konnte mir ein verächtliches Lachen nicht unterdrücken.

Mir war zu dieser Zeit alles egal gewesen. Ich konnte alles was in mir war aussprechen.

" Und dann ist da noch dieses scheußliche etwas in mir " spuckte ich " wie ein Parasit frisst es sich durch mich hindurch ! "

Maisie und Jason hörten mir gespannt zu ohne jegliche Verwunderung und ohne mich an den Armen zu packen und mich in eine Klapse zu schicken. Nur die Interesse blitzte in ihren Augen auf.

Ich hob meine Hände leicht hoch in starrte sie an.

" Und dann, hat diese Kraft in mir zum ersten Mal jemanden verletzt. Einen der Menschen den ich liebe und dich " ich wendete mich an Jason und sah ihn an.

"Du hast sie auch gefühlt Jason und die Zerstörung, die sie mit sich bringt. Und das alles weil er mich dazu treibt."

Ich schloss meine Augen und atmete tief aus. Nun war alles gesagt. All die Dinge, die ich versteckte waren nun ein offenes Buch für die Geschwister vor mir.

" Nun möchte ich wissen, wer ihr wirklich seid und vor allem, wer ich bin " der letzte Teil war fast kaum noch zu hören.

" Lieber kurz und schmerzlos oder lange Tortur ? ", fragte Jason.

" Kurz und schmerzlos " wählte ich.

" Ich und Maisie sind Vampire und hier her gekommen, um dich zu suchen " fing er an.

Nimm es einfach so hin wie es ist.

" Gefunden würde ich mal sagen" konterte ich.

Ich erntete nur einen verwirrten Blick von seiner Schwester.

Glaub mir Maisie. Mich wundert nichts mehr.

Jason fuhr fort : " Aber bevor wir dir irgend welche Einzelheiten verraten, musst du mir eine Frage beantworten."

Ich nickte ihm zu als Zeichen, dass er fortfahren soll.

" Hat dich der Mann im Traum berührt ? "

Die Erinnerungen strömenden durch meinen Kopf. Schleierhaft sah ich den Fremden, wie er seine Hand nach mir ausstreckte. Ich sah das tropfende Blut auf dem kalten Schnee und seinen eiserner Griff um meine Hand.

"Ja. Hat er " erinnerte ich mich.

" Da haben wir es Schwesterherz " Jason klatschte lachend in die Hände und wendete sich wieder mir zu.

" Wir sind jetzt offiziell auf der Flucht Herzblatt, denn der Mann aus deinem Traum......ist realer als du glaubst."

Kingdom in ashes - Die Erbin -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt