Maisies SichtIch stieg mit enormer Geschwindigkeit die Treppen runter.
Blut.
Meine Kehle war sehr trocken und ich verspürte ein unangenehmes Ziehen an meinen Muskeln. Ich konnte es überall riechen, in jedem Stockwerk in jeder Wohnung roch ich es.
Blut.
Es war dumm von mir zu denken, dass ich fast eine Woche lange ohne auskommen könnte. Es zerrte an meinen Nerven und kostete mich Kraft. Ein Vampir kann nicht lange ohne Blut auskommen. Er würde austrocknen und wäre dann Wort wörtlich eine lebende Leiche. Blut war es, was uns Vampire am leben hielt.
Ich musste nur so schnell wie möglich zu meinem Bruder. Im Haus hatten wir Blutreserven. Alleine schon bei dem Gedanken wurden meine Fänge ein Stück größer.
In wenigen Sekunden stand ich vor der Straße und atmete stoßweise aus.
Ich inhalierte die kühle Luft und versuchte mich zu konzentrieren.Die Kälte kroch durch meinen Körper bis hin zu meinen Knochen. Mein Herzschlag ging sehr langsam. Mein Körper setzte nun viele Funktionen zurück, um mich am Leben zu halten.
Ich kratzte das letzte Bisschen Energie zusammen, das ich noch besaß und sprintete los. Ich stand kraftlos vor der Tür und stütze mich an der Wand ab.
Mir ist so kalt.
Ich hatte nicht mal mehr die Kraft mein Kopf aufrecht zu halten und starrte auf den Boden.
" Jason ", flüsterte ich mit kratziger Stimme.
" Mach auf " hauchte ich.
Nicht lange und schon wurde die Tür geöffnet.
"Maisie ! Was ist los ?! Was hast du ?"
Seine Stimme war triefend vor Sorge. Mit viel Mühe richtete ich mich auf und sah in die verschwommenen Umrisse meines Bruders.
"Scheiße ! " fluchte er.
Jason nahm mich sofort in seine Arme und hob mich hoch.
"Keine Angst Maisie, es wird alles gut. Du hast es schon fast geschafft" beruhigte mich seine mitfühlende Stimme.
Er trug mich ins Haus hinein und legte mich behutsam auf das Sofa. Die Kälte in meinem Körper stieg ins Unermessliche und brachte mich dazu das ich, wie verrückt zitterte. Ich umschlang meinen Körper mit meinen Armen. Meine Haut fühlte sich so trocken und kalt an.
Bitte Jason mach schneller.
Ich hörte, wie er fluchend in der Küche nach den Blutbeuteln suchte und dabei viele Schranktüren zuknallte.
In kurzer Zeit stand Jason wieder vor mir.Blut.
Meine Fangzähne wuchsen. Mein Bruder legte sein Arm hinter meinen Kopf und hob mich an.
" Hier " er legte mir den Beutel an die Lippen und drückte ihn ein wenig, sodass die warme Flüssigkeit in mein Mund gelangte.
Mit jedem Tropfen, den ich zu mir nahm konnte ich meinen Körper fühlen. Nach und nach verdrängte die Wärme die Kälte und das Zittern ließ nach.
Als ich im Stande dazu war umklammerten meine Finger den Beutel und drückten ihn. Gierig trank ich das Blut, bis kein Tropfen mehr übrig war.
Mehr.
" Ich will mehr ", flehte ich Jason an der vor mir saß.
" Nein Maisie du hattest schon genug."
Ich wusste, dass es ihm schwer fiel meine Bitte abzuschalten, aber er hatte recht. Wenn er mir mehr geben würde, würde ich in den Blutrausch fallen. Ich wäre dann nichts mehr als ein mörderisches Monster darauf versessen zu töten. Auch wenn ich das alles wusste, drängten mich meine Sinne dennoch dazu mehr Blut zu wollen. Jede einzelne Faser meines Körpers verlangte danach.
" Bitte" weinte ich leise.
Jason schlang seine Arme um mich und drückte mich an sich.
" Es wird vergehen. Ich bin bei dir" flüstere er.
"Ich werde dich beschützen egal was passiert, wenn es sein muss auch vor dir selbst."
Ich schloss die Augen und spürte wie mir Jason beruhigend über den Rücken streichelte.
Danke.
"Ich werde immer für dich da sein. "
Jayns Sicht
Eine Windbrise streifte über meine Haut. Sie wehte durch meine Haare und ließ sie mit sich fliegen. Unter mir spürte ich kalte Nässe, die meine Füße kitzelte.
Langsam öffnete ich meine Augen als wäre ich für einen kurzen Moment in meinem Körper gefangen gewesen und würde nun aufwachen. Das erste was ich erblickte war die unendliche Weite einer Schneedecke. Weit und breit war nichts gewesen. Am Ende vom nichts sah ich den schmalen Stich des Horizonts der den Himmel von dem weißen Boden trennte. Das Rauschen des Windes erfüllte meine Ohren." Jayn ? " hörte ich eine maskuline Stimme meinen Namen rufen.
Die Angst breitete sich von meiner Brust aus in den ganzen Körper. Dennoch lief ich nicht weg. Wohin den auch.
Zaghaft drehte ich mich um und sah einen Mann wenige Meter von mir entfernt stehen. Er sah jung aus hatte braunes Haar und meeresblaue Augen.
Er lächelte mich freundlich an und kam ein Schritt näher.Ich wusste nicht, wer er war und ob eine Bedrohung von ihm ausging, aber ich blieb dort stehen wo ich war.
"Wer bist du ?", fragte ich als ich meine Stimme wiederfand.
"Erkennst du mich den nicht wieder ?", antwortete der Fremde mit einer Gegenfrage.
Ich sah ihn nur stumm an.
Woher sollte ich ihn kennen ?
Der Fremde schmunzelte über meine Reaktion.
"Wieso kommst du nicht mit und ich erzähl dir alles ? " er rechte mir seine Hand. Ich wollte einem Schritt setzten hielt jedoch in der Bewegung inne.
"Wieso kommst du nicht her ? " wollte ich misstrauisch wissen.
" Na weil es in diese Richtung zu meinem Haus geht " lächelte der Fremde und zeigte mit dem Daumen hinter sich.
Tatsächlich sah ich hinter ihm die Umrisse einer kleinen Hütte. Ich war mir aber sehr sicher das dort noch vor wenigen Sekunden nichts gewesen ist. Prüfend sah ich hinter mich, um zu sehen, ob dort auch was überraschender Weise aufgetaucht ist, doch außer Schnee war nichts zu sehen.
" Na komm schon endlich."
Der Junge lächelte zwar noch, aber ich glaubte etwas Ungeduld in seiner Stimme zu erkennen.
Skeptisch ging ich zu dem Jungen und blieb vor ihm stehen. Er reichte mir immer noch die Hand und sah mich abwartend an. Ich blickte abwechselnd auf seine Hand und in seine Augen.
Kann ich ihm vertrauen ?
Vorsichtig hob ich meine Hand, um nach seiner zu greifen, doch ich stoppte abrupt. Frisches Blut klebte an seinen Händen und tropfte auf den Schnee.
Nein !
"Du !" war das Einzige was ich raus brachte. Ich wollte meine Hand zurückziehen doch er griff nach ihr und hielt sie fest umklammert.
"Es ist zu spät Jayn " lachte er.
Schmerz explodierte in meinem ganzen Körper.
"Lass mich los" presste ich hervor und zerrte meine Hand aus seiner.
"Lass los !"
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Kingdom in ashes - Die Erbin -
WampiryJayn kann sich nicht an die ersten 5 Jahre ihres Lebens erinnern. Ihre Vergangenheit ? Ein einziger trüber Schleier aus Ungewissheit. Eine Namenlose die im Wald gefunden wurde, umringt von Leichen und dem vom Blut getränkten Schnee. Wer war sie ? Z...