Kapitel 31

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Leise krabbelte ich bis zum Ende des Bettes es und stieg raus. Ich schlich, so gut es eben auf den Holzdielen möglich war, zur Tür und öffnete sie. Sofort stieg mir die frische Nachtluft in die Nase und ich merkte wie drückend und stickig es eigentlich im Raum gewesen ist. Hinter mit zog ich die alte Tür zu. Leise ging ich durch das leere Dorf und blieb nicht weit von dem Haus stehen. Da stand ich nun mitten in einem Geisterdorf. Ich lehnte mich direkt gegenüber einer Tür an einer Hauswand. Um diese Uhrzeit müsste meine Mutter schon zu Hause sein dachte ich. Dieser Gedanke versetzte mir einen Stich ins Herz. Ich hatte sie verletzt. Meine Mutter gab mir alles und ich – ich ließ ihr nichts. Was hat ihr wohl Emily erzählen müssen? Das ihre Tochter einfach so von Zuhause weggelaufen ist, ohne eine jegliche Begründung?
Meine Augen fingen an zu brennen und die ersten Tränen bahnten sich den Weg frei. Es gab für sie keinen Halt mehr und sie liefen mir in Strömen über die Wange. Ein dicker unerträglicher Klos saß mir im Hals und ich wurde von heftigen Schluchzen durchzuckt. Verkrampft versuchte ich leiser zu sein, doch dadurch schluchzte ich nur noch heftiger. Ich setzte mich auf die kalte Erde. Der Mond stand hoch am Himmel und ich fragte mich insgeheim, ob meine Mutter auch auf denselben Mond blickte wie ich.
"Hier bist du also.„
Erschrocken fuhr ich zusammen, als Jason neben mir erschien. Ich war extra etwas weiter weggegangen, damit man mich nicht hört, aber Jason war anscheinend schon draußen gewesen. Schnell wischte ich mir mit der Hand über die Wangen und sah woanders hin.
"Ich wollte nur etwas frische Luft schnappen."
Ich verfluchte mich dafür das meine Stimme so verheult klang.
"Darf ich dir Gesellschaft leisten? ", fragte er mich. Seine raue Stimme war wie schwarzer Samt und verursachte mir eine Gänsehaut.
"Klar doch", antwortete ich so knapp wie möglich.
Ich hörte, wie er sich ein Stück weiter von mir hinsetzte. Zu aller Peinlichkeiten durchzuckt mich erneut ein heftiges Schluchzen.
"Es muss dir nicht peinlich sein "sprach er ruhig mit einer Ruhe in der Stimme die mich irgendwie irritierte. So war er doch sonst nie.
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte und blieb still. Die Tränen fielen auf meine Schenkel und verschwanden in der Dunkelheit. Aus der Seite sah ich, wie Jason mich an der Schulter berühren wollte, doch ehe er das tun konnte rutschte ich weg. Er bleibt in der Bewegung stehen und sah mich fragend an.
"Darüber wollte ich mit dir reden" gab er von sich.
"Es ist ..ich.. weil"stammelte ich nervös vor mich hin und der Blickkontakt machte alles nur noch schlimmer.
"Ach verdammt" fluchte ich und fuhr mir einmal durchs Haar.
Jason hob seine Augenbrauen und lächelte mich an. Es war ein bezauberndes Lächeln. Ich erkannte die gleichen Grübchen wie bei Maisie wider und ich merkte, dass es das erste Mal war das ich Jason so aufrichtig und ehrlich lächeln sah. Er sollte das ruhig öfters machen. Aus irgend einem Grund entspannte es mich in so zu sehen.
"Ich will dich nicht verletzten Jason, ich will niemanden mehr verletzen. Du hast gespürt zu was ich fähig bin" sagte ich ihm die Wahrheit.
Es blieb eine Weile lang still bis Jason die Ruhe brach.
"Davor fürchtest du dich also?"
Ich antwortete mit einem Nicken und sah wieder gerade aus, doch plötzlich spürte ich eine warme Hand, die sich um meine legte. Verwirrt blickte ich zu ihm.
"Nichts passiert" meinte er aufmunternd lächelnd.
Nun verstand ich, was Jason meinte. Ein Lächeln huschte über meine Lippen und innerlich machte ich Freudensprünge, als nichts weiter geschah. Die Wärme verschwand als er sein Hand von meiner hob, die von Kühle ersetzt wurde. Jason lehnte sich wie ich an die Wand zurück und sah in die Ferne.
"Wieso müsst ihr das überhaupt machen, du und Maisie? ".
" Was meinst du damit" brummte Jason ohne zu mir zu sehen.
"Wieso müsst ihr mir dabei helfen meine Bestimmung zu erfühlen? " das Wort 'Bestimmung' sprach ich dabei verächtlich aus.
"Glaub mir Jayn wir haben es uns nicht ausgesucht. Als Vampirzwilling wirst du geboren und nicht wie die anderen Vampire geschaffen."
"Wo ist der Unterschied zwischen dir und den Andern?"
" Die anderen Vampire sind frei, unsterblich" erzählte er verträumt, doch als er weiter sprach verdüsterte sich sein Gesicht" und ich bin ein Sklave meiner Bestimmung."
Nun erschien ein bitteres Grinsen auf seinem Gesicht, das in mir das Verlangen hervorrief weglaufen zu wollen.
"Wenn ich richtig darüber nachdenke sind wir nicht so unterschiedlich Jayn."
Die Freundlichkeit von vorhin war wie weggeblasen und ich konnte mir nicht mehr vorstellen, dass er mich vor einer Weile noch getröstet hat. Ich hatte das Gefühl, dass er mir die Schuld dafür gab, der zu sein der er nun ist. Ohne es zu einem wollen bekam ich nagende Schuldgefühle.
"Es tut mir leid" war das Einzige was mir einfiel.
"Mir tut es auch leid" spukte er und stand auf.
"Du solltest rein gehen, der Tag wird gleich anbrechen."
Was zur Hölle war auf einmal los mit ihm. Auch ich stand auf und stellte mich direkt vor ihn. Er war Einen Guten Kopf größer als ich und blickte mit kalten Blick auf mich herab. Jason war wie ausgewechselt.
"Was ist auf einmal los mit dir?" stellte ich ihn zur Rede.
Er schnaubte verächtlich.
"Lass es gut sein Jayn."
Er kehrte mir den Rücken zu, doch so leicht würde er mich nicht loswerden.
"Nein ! Ich werde es nicht gut sein lassen."
Er wirbelte plötzlich herum und machte einen bedrohlichen Schritt auf mich zu. Seine Augen glühten in einem gefährlichen rot und ich konnte sehen, dass er seine Zähne zusammen gebissen hielt.
"Wenn du schon merkst das ich nicht bei bester Laune bin solltest du mich lieber nicht provozieren" knurrte Jason. Ich schritt nicht vor ihm zurück, sondern blieb standhaft dort stehen, wo ich war. Er machte mir mit seiner Art keine Angst.
"Ich verstehe nicht was dein verdammtes Problem ist!" herrschte ich ihn an und ballte meine Hände zu Fäusten.
"Du Jayn bist mein verdammtes Problem!"
" Was habe ich dir bitte getan?" fragte ich ihn empört und verständnislos.
"Sei einfach still!"
"Nein! Ich habe keine Angst vor dir!"
"Du solltest aber Angst haben, du bist nicht mehr in der Welt wo Mami dich wie eine kleine Prinzessin behandelt "sprach Jason beängstigend ruhig. Je länger ich ihm so nahe war, desto unangenehmer wurde es mir. Ich sah in finster an. Es verletzte mich wie er über mich und meine Mutter sprach. Er war ein solcher arroganter Vollidiot.
Jason kehrte mir den Rücken zu und verschwand blitzartig zwischen den Häusern.

Was ist nur mit ihm los? 

Total perplex ging ich wider in das Haus. Im Dunkeln tapste ich wieder zurück zum Bett und legte mich darauf. Ich wälzte mich eine Weile lang nur herum, bevor ich in einen traumlosen schlaff fiel.









Kingdom in ashes - Die Erbin -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt