Sechsundzwanzig

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Harry wusste nicht, ob er sich am nächsten Tag dazu bereit fühlte zur Schule zu gehen. Er hatte das Gefühl er würde jede Sekunde erneut in Tränen ausbrechen, und das wollte er sich und seinen Klassenkameraden nicht antun. Deshalb bat er seinen Dad ihn für wenigstens dieses Tag zu entschuldigen. Als er gefragt hatte, weshalb es ihm nicht gut ging sagte Harry nur, dass es zwischen Louis und ihm einen heftigen Streit gab. Harry konnte der Wahrheit nicht ins Auge blicken und ihm sagen, dass es zwischen ihnen wohl möglich aus war.

Am Morgen hatte Harry Niall eine kurze Nachricht geschrieben, dass er nicht zur Schule kommen würde und von da an lag Harry nur noch in seinem Bett und versuchte alles so gut wie möglich zu verdrängen. Auch wenn er sich recht gut ablenken konnte füllten sich sich seine Augen oft mit Tränen, sein Hals schnürte sich zu und seine Brust began zu schmerzen. Er verstand immer noch nicht wieso das passiert war.

Auf der einen Seite wollte Harry wissen, wie es zu all dem gekommen war. Aber auf der anderen Seite war er sich nicht sicher, ob er Louis ins Gesicht schauen konnte ohne völlig zu zerbrechen. Weiter konnte sich Harry darüber keine Gedanken machen, denn wenige Sekunden danach klingelte es an der Haustür. Da Harry wusste, dass niemand Zuhause war blieb ihm nichts anderes übrig als selbst zur Tür zu gehen, auch wenn er lieber im Bett geblieben wäre.

Nur in einer Jogginghose und Sweatshirt ging Harry zur Haustür und öffnete sie ohne zu zögern. Was er allerdings nicht erwartete war, dass Louis vor dieser stand. Seine Hände waren ineinander gefalten und sein Kopf gesenkt. Harry blieben die Worte im Hals stecken, als er seinen Mund öffnete. Als er merkte, dass Louis seinen Kopf langsam abhob presste er seine Lippen aufeinander.

"Was willst du hier?", fragte Harry in einem leisen, bitterlichen Ton. Er wusste nicht wirklich, wie er reagieren sollte. Es war alles zu viel für den Kleineren. Es würde nicht mehr lange dauern, da konnte er sich schon wieder in einem Meer aus Tränen sehen.

"Ich wollte mit dir reden.", gab Louis kleinlaut zu und versuchte Harry ein sympathisches Lächeln zuzuwerfen, was völlig daneben ging. "Reden? Was willst du denn da noch reden?", kam es leise und zugleich belustigt von Harry. "Darf ich bitte rein kommen?", bat der Wuschelkopf seine Freund - falls er ihn noch so nennen konnte.

"Ich glaube du hast es nicht einmal verdient mich zu sehen, aber ich soll dich rein lassen? Was denkst du dir eigentlich? Dass ich so dumm bin und mich von deinen blöden Entschuldigen manipulieren lasse? Denkst du echt ich bin so bescheuert und Fall darauf herein? Du kannst mich mal am Arsch lecken. Ich will dich nie - nie wieder sehen.", enttäuscht wandte Harry seinen Blick von Louis und war gerade dabei die Haustür hinter sich zu schließen, bis er in seiner Bewegung inne hielt.

Langsam umschloss der Lockekopf den silbernen Papierfliegen, welcher an der Kette um seinen Hals hing, mit seiner Hand, atmete tief durch und riss sich die Kette - welche er kein einziges Mal abgelegt hatte, seit er sie von Louis bekommen hatte - vom Hals und schmiss sie vor Louis auf den Boden. "Die kannst du wieder haben.", sagte Harry mit zitternder Stimme und versuchte seine Tränen zu unterdrücken. Ohne auf eine Reaktion von Louis zu warten knallte Harry die Tür hinter sich zu und lehnte sich zitternd gegen diese. Schluchzend ließ sich Harry auf den Boden gleiten und zog sofort seine Knie an seine Brust.

"Harry, bitte!", hörte er es von draußen rufen, woraufhin er feste sein Augen zu kniff und spürte, wie sein Unterlippe zu beben begang. "Bitte mach die Tür auf." Eine heiße Träne lief Harrys Wange herunter, gefolgt von einer zweiten, dritten und vierten. Immer mehr fing er an zu zittern und zu weinen. Ihm war bewusst, dass Louis wohlmöglich noch dort draußen stand und alles mit anhören konnte, aber Harry hatte nicht mehr die Kraft dazu aufzustehen.

"Harry...", erklang es ein letztes Mal dumpf, bevor es still wurde und Harry nichts mehr hörte. Mit der Zeit stoppten die Tränen und Harry nahm alle Kraft, die er hatte, um sich sich ins Wohnzimmer zu schleppen, wo er sich auf die Couch legte und seine brennenden Augen für einen Moment schloss.

Ice Cream [Larry Stylinson]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt