Kapitel 8

772 30 1
                                    

Genervt packte ich meine Mathe Sachen ein und wollte mich auf dem Weg zum Chemieraum machen. Ich hasse Mathe! Da versteh ich gar nichts, ich glaube ich werde mein Abschluss nicht schaffen.

Als ich den Raum verließ, packte mich jemand an den Arm und zog mich so zurück, dass ich mich umdrehen musste. Grayson.

War ja irgendwie klar, dachte ich gereizt und fragte: "Was ist?!"

"Da ist wohl jemand launisch", bemerkte er und grinste gehässig, "Dann ist ja schon ein Teil meiner Aufgabe erfüllt."

Ich rollte nur genervt mit den Augen. Konnte er nicht jemand anderen verspotten? Ich will doch auch nur meine Ruhe. Ich warf ihm anschließend einen fragenden Blick zu, um zu wissen was er von mir wollte.

"Achja, Karate Training geht heute nicht, ich hab noch was wichtiges vor."

"Aha", meinte ich und wollte gehen, aber er hielt mich auf.

"Was noch?!", fauchte ich gereizt.

"Du wirst mich dann aber nicht sehen", sagte er arrogant. Pah! Als ob er irgendeine Attraktion wäre.

"Ich werd's überleben", erwiderte ich und riss meinen Arme von ihm weg. Dann ging ich los.

In der Pause war ich alleine und wollte gerade anfangen zu essen, bis auf mich zwei Mädchen zu kamen. Warum bekam ich nicht einfach meine Ruhe?!

"Was wolltest du von Grayson?", fragte mich Lisa wütend, während Barbie Nummer 2 hinter ihr stand und auch nicht sehr glücklich darüber aussah. Heute war Barbie 3.0 krank, weshalb beide nur zu zweit waren. Vielleicht hatte Nummer 3 eine Nasenoperation. Über den Gedanken kicherte ich leise.

Ihre blonden Haare mussten wahrscheinlich ein Dutzend Haarspraydosen vertragen und es war zwar Sommer, aber mit dem pinken Minirock kommen die zwei etwas nuttig rüber. Sie waren wie Zwillinge angezogen, alles gleich. Sie hatten ein trägerloses schwarzes Top an und sind vorhin zu mir mit ihren knallroten High Heels gestöckelt.

"Dieser Arsch wollte eher was von mir", verteidigte ich mich genervt und versuchte nett zu sein, aber dann kam Lisa auf mich zu und packte mich am Kragen meiner blauen Bluse.

"Hör zu: Wenn du ihn noch einmal so nennst, wirst du es richtig bereuen! Dann wirst du hier zum Opfer und kriegst eins, und zwar von mir höchst persönlich, auf die Fresse, verstanden?!"

"Ohhh, jetzt hab ich aber Angst", jaulte ich sarkastisch und befreite mich mit größter Leichtigkeit von ihrem Griff. Dann nahm ich ihre Hand und drehte sie so, dass sie vor Schmerz schreien musste.

"Ach so nebenbei: Ich hab Karate Unterricht von Grayson höchst persönlich", erzählte ich und lächelte kalt. Dank ihr verging mein Appetit und es klingelte zum Unterricht.

Dann hörte ich wie sie leise zu ihrer Freundin "Miststück" murmelte. Natürlich war ich damit gemeint, doch ich musste amüsiert grinsen. Geschieht ihr recht.

In Chemie experimentieren wir mit schwacher und verdünnter Säure und eigentlich sollten wir das in Partnerarbeit machen, aber wie gesagt, ich war das meistgehasste Mädchen der Schule, also machte ich das Experiment alleine.

Ich zog einen weißen Laborkittel an, band mir einen Pferdeschwanz und setzte mir eine etwas zu große Schutzbrille auf. Die kleineren waren schon weg. Dann nahm ich mein Protokoll raus und schrieb untereinander Wasser, Salzsäure, Becherglas auf, was ich danach geholt hatte.

Ich war tief im Experiment versunken und konzentrierte mich voll und ganz auf die Reaktionen, schließlich konnte ich eine gute Note gebrauchen.

Ich wollte gerade die Säure nehmen, als plötzlich jemand meinen Namen schrie.

"Hope, Vorsicht!"

War das... Grayson? Er rief mich zum ersten Mal mit meinen Vornamen. Es war ungewöhnlich und irgendwie klang mein Name durch seine Stimme schöner.

Halt! Was denkst du da, Hope? Hör auf mit diesem Schwachsinn!

Ich drehte mich um, damit ich meine Theorie beweisen konnte. Grayson nannte mich ansonsten doch nur Matschbirne oder Dumpfbacke oder sowas, aber noch nie Hope.

Plötzlich warf er sich vor mich und breitete schützend seine Arme aus. Ich schloss automatisch vor Angst meine Augen und öffnete sie erst, als ich einen quieckenden Schrei hörte. Dieser Schrei kam von Barbie 2.

Lisa hielt einen Becher quer mit der Öffnung in Grayson's Richtung. Der Becher war aber leer und man sah noch paar Tropfen Wasser. Oder war das... Säure? Grayson war nass, sowohl sein T- Shirt mit dem Laborkittel, als auch etwas von seinem Gesicht.

Dann sackte er zu Boden. Es war nicht Wasser. Das war eindeutig Säure!

"Grayson!", kreischte ich panisch und warf Lisa einen giftigen Blick zu, "Was hast du getan?!"

Diese jedoch war viel zu geschockt um richtig zu reden und murmelte nur ein paar Wörter.

"Ich... wollte doch nicht... ihn... Oh Gott..."

Unsere Chemielehrerin, Mrs. Pillow, kam auf uns besorgt zugerannt. Auch die anderen richteten ihr Aufmerksamkeit auf uns und hörten auf zu experimentieren. Es wurde still im Laborraum.

"Grayson hat Säure abbekommen! Wir müssen es sofort rauswaschen!", stieß ich hervor und es steckte ein Kloß in meinem Hals.

"Oh Gott, wer war das?", wollte sie wissen, nachdem sie mich mit Grayson ins Krankenzimmer schickte. Zum Glück war es nicht sehr weit. Grayson sagte nichts und hatte nur ein schmerzvolles Gesicht aufgesetzt.

"Halt bitte durch", flehte ich leise und legte seinen Arm auf meine Schulter, um ihn zu stützen. So schnell und vorsichtig wie es ging, kamen wir an und ich legte Grayson auf das Krankenbett hin. Dann füllte ich schnell einen Eimer mit Wasser und nahm einen Lappen. Sofort tunkte ich es in Wasser, wringte ihn aus und wusch erst gründlich sein Gesicht.

Dann zog ich sein graues T- Shirt aus und konzentrierte mich auf seine Haut. Sein leichter Six Pack lenkte mich aber immer wieder ab.

Auf seiner Haut waren leichte rosa Stellen. Zum Glück hatten wir heute mit schwacher Säure experimentiert. Er stieß einen kleinen Schmerzensschrei aus, als ich eine Handvoll Wasser auf seinen Oberkörper ausschüttelte.

"Entschuldigung", wisperte ich, "und danke, dass du mich beschützt hast."

"Wie kannst du nur so blöd sein?!", meckerte Grayson und sah mich sauer an, "Erst legst du dich mit Lisa an und dann bin ich so nett und warne dich, aber du hast nur vor dir hin geträumt!"

War das sein Ernst?! Selbst in so einer Situation kann er rum meckern?!

"Das war ja wohl meine Sache! Außerdem hasst mich diese Lisa, weil du mich ständig provozierst! Und was stellst du dich auch dazwischen?!", keifte ich wütend.

"Also soll ich lieber Däumchen drehen und zu gucken, anstatt was zu unternehmen, wenn du angegriffen wirst?!"

"So wäre es besser, als lieber von dir angeschrien zu werden! Ich hab mich um dich gesorgt! Ich hab mich bei dir bedankt, obwohl du so arrogant bist! Und Lisa macht das noch, weil du mich auch hasst!"

"Ich hab nie gesagt, dass ich dich hasse!"

Ich schaute ihn verwundert an und war ganz ehrlich baff.

"Und wieso machst du das alles?", fragte ich.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt