Kapitel 4

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Die Sonnenstrahlen kitzelten mich wach.
Ich hatte einen wunderschönen Traum
Im Traum ging es um Grayson und mich.
Ich bestieg einen Thron und er musste mich, mitsamt dem Thron schleppen und immer wenn er eine Pause machen wollte, peitschte ich ihn.

Toller Traum für eine Sechszehnjährige, nicht?

Ich bin zwar eine halbe Stunde zu früh aufgewacht, aber ich war in bester Laune, dank dem Traum.

Meine Rache hatte ich schon geplant, es war zwar ein bisschen zu simpel, aber immerhin schlug ich ihn mit seinen eigenen Waffen, wortwörtlich.

Ich stand auf und hatte ein bisschen Rückenschmerzen, weil ich auf der Couch schlafen musste.

Meine Mum strich noch mein Zimmer und musste das Bett noch richtig aufbauen. 

Als Dank machte ich Frühstück für sie, Toast mit Orangenmarmelade und Orangensaft mochte sie am liebsten.

"Was riecht hier so gut?"
Mum kam verschlafen die Treppe runter und kratzte sich am Kopf.
Sie sah mir überhaupt nicht ähnlich.
Ihre Haare sind nur schulterlang und ihr Farbton war eher rotbraun.

Im Gegensatz zu mir hatte sie stinknormale braune Augen und für 38 Jahre sah sie relativ gut aus.

Ich hab mein Aussehen von meiner Grandma geerbt- blaue Augen, blonde Locken.

"Dir auch Morgen, Mum. Ich hab dir Frühstück gemacht", sagte ich und lächelte sie an.

"Oh, danke." Sie klang überrascht und setzte sich zu unserem Esstisch hin.
Ich fragte mich immer noch, weshalb wir einen Tisch für vier Personen gekauft hatten, wir waren doch nur zu zweit.

"Wie läuft es in der Schule? Schon Freunde gefunden?", fragte sie beiläufig und biss in ihr Toastbrot rein.

"Oh ja", antwortete ich ihr mit so viel Sarkasmus wie möglich. Leider verstand Mum kein Sarkasmus und meinte nur: "Das ist ja schön."

Danach zog ich mich um und machte mich für die Schule fertig.
Es war ein ziemlich heißer Juni, weshalb ich wieder eine Hotpants und diesmal ein einfaches Top mit Querstreifen und eine dünne Strickjacke an hatte.

Ich hatte vor, mich nach Schulschluss an Grayson zu rächen.

"Bis dann, Mum!", verabschiedete ich mich und ging zur Tür.

"Bis dann", rief Mum mir hinterher und winkte als ich mich auf dem Weg zur Bushaltestelle machte.

Ich sah Grayson vor der Schule und ignorierte ihn und seine Anhänger.

Er schien das zu bemerken, unternahm aber nichts. Anscheinend will er nach der Stunde spielen.
Gut so.

Wegen diesen Haufen Idioten, verbrachte ich meine Pause damit, meinen Spind zu reinigen.

Mir fielen viele Wörter ein, die ich aber eigentlich nicht im Kopf haben dürfte.

Ich hab zwar den Müll rausbekommen und in eine Tüte reingetan, aber jetzt hatte mein Schließfach Flecken.
Egal, wie doll ich schrubbte, sie gingen einfach nicht weg.

Ich würde ja gerne Fotos ran kleben, aber Fotos bedeuten schöne Erinnerungen und die hatte ich nicht mehr.

Verdammt! Der Unterricht begann in ein paar Minuten, also musste ich rennen.
Irgendwie habe ich den Raum gefunden, langsam kam ich in dieser Schule klar.

Erschöpft öffnete ich die Tür und da ich Grayson sah, musste ich hier richtig sein.

Ich hatte Klassenleiterstunde mit Mr. Black. Ich fand seinen Namen irgendwie lustig. Als ich ihn jedoch sah, bemerkte ich, dass er eine dunkle Aura hatte.

Und er wirkte richtig finster.
Wie es sich heraus stellte, passte sein Name auch zu seinem Charakter.

War hier die ganze Schule widerlich und arrogant?

"Wie ihr wisst, machen wir nächsten Monat eine Schiffsfahrt", verkündete Mr. Black.
Nein, wusste ich nicht!

"Grayson Silver, verteile die Infoblätter", bat er Grayson.

Aha. Silver, also., überlegte ich.

Grayson stand auf und tat, was Mr. Black sagte.
Das war ja mal was ganz Neues: Grayson hört auf jemanden!

Bei mir blieb er abrupt stehen und grinste mich hinterhältig an.

"Auch für Sie ein Blatt, Miss Valentine", sagte er und drückte mir ein Blatt in die Hand.
"Falls du das Papier umbringen willst so wie dein Vater die Frauen- sag Bescheid wenn du ein neues Blatt brauchst."

"Halt deine Klappe", zischte ich und stellte mir einfach vor, wie Grayson's Kopf explodierte.

Mr. Black sah uns tadelnd an und bestrafte mich.

"Valentine, nach der Schule bringst du bitte den Müll weg."

Wie bitte?! Und so einer ist mein Klassenlehrer?
Grayson warf mir ein schadenfrohen Blick zu. Das hat dieser Affe mit Sicherheit geplant!

"Grayson würde wohl kaum in die Mülltonne passen", murmelte ich leise, sodass es nur Grayson hören konnte.

"Nee, aber dafür du", lächelte er ironisch.

"Arschloch."

"Du hast angefangen."

"Ah ja."

Diese Schule war doch bekloppt!

In der Mittagspause saß ich alleine auf einer Bank.
Langsam müsste ich Freunde finden, aber Grayson musste ja unbedingt rum erzählen, dass ich die Tochter eines Mörders bin.

Und das weißt nicht nur meine Klasse, sondern auch der ganze Jahrgang, vielleicht sogar die ganze Schule.

Zwei Mädchen gingen an mir vorbei und flüsterten irgendwas mit 'gefährlich' und 'Mörder'.

Sie kassierten von mir einen eiskalten Blick, welcher beide total einschüchterte. Sie verschwanden und lästerten wahrscheinlich weiter.

Ich konnte nicht mal in Ruhe mein Sandwich essen.

Sollte das jetzt so weiter gehen?
Wie soll das im Jahrbuch aussehen?
Auf dem Abiball?
Auf Klassenfahrten?

Es war hoffnungslos.
Alle hörten auf Grayson Silver, dem beliebtesten Jungen der Schule.
Für mich, der beschissenste Junge der Schule.

Nach dem Unterricht ging der Lehrer und Grayson und seine anhänglichen Dackel blieben noch im Raum.

Ich packte schnell meine Sachen und holte die Tüte mit Essensresten und Papier raus.

Dann ging ich zu Grayson, öffnete die Tüte und schüttelte all den Müll auf Grayson's Kopf, was nur möglich war, weil er saß.

"Oh mein Gott, Grayson", rief der Capi Junge empört. Dann wendete er sich zu mir.
"Spinnst du?!"

"Ich bringe den Müll nur dahin, wo er hingehört", erwiderte ich trocken.

Bevor ich die anderen Reaktionen sah, inklusive Grayson's, schenkte ich ihnen ein kühles Lächeln und ging.

"Achja", rief ich, als ich auf der Türschwelle stand, "Ich hab noch Joghurt hinzugefügt, ich hoffe dir macht das nichts aus."

Zu hause angekommen warf ich mich auf die Couch und grinste schadenfroh vor mich hin.

Das Spiel hat begonnen.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt