Hope

Kapitel 20

Die frische Meeresbrise wehte mir leicht ins Gesicht... wollte ich schon immer mal gerne sagen, weil das in Filmen so cool wirkt. In Wirklichkeit war es entweder so, dass gar kein Wind wehte oder er, wie ein richtiger Sturm, dir hart ins Gesicht peitschte. Sehr poetisch. Trotzdem mochte ich es am Strand zu sein, es war immer so beruhigend und wunderschön. Ich musste richtig gähnen. Das kam auch davon, dass ich unbedingt sechs Uhr morgens aufstehen musste, nur um mir den Sonnenaufgang anzusehen. Dadurch schlief ich eine Stunde weniger, obwohl ich normalerweise immer richtig viel schlief. Und hier saß ich, alleine am Strand, in einer kurzen Hose und einem grauen T-shirt, die mit einfachen grünen Sandalen kombiniert wurden. 

Man könnte mich für einen verrückten Penner halten, dachte ich. Ich meine, kein Mensch wäre so dumm und vergeudet Schlafzeit, nur um sich den Sonnenaufgang anzusehen, den man auch im Internet sehen konnte. Aber ich mochte es schon immer lieber alles real und hautnah anzusehen, es fühlte sich dann nicht falsch an. Plötzlich hörte ich einen Narichtenton von meinem Handy. Sie kam von meiner Mum. 

Komm zurück, wir müssen bald los, las ich. Ein Blick auf die Handyuhr verriet mir, dass ich tatsächlich ein einhalb Stunden hier rum saß und das Meer und den Himmel anstarrte. Ich stand auf, klopfte mir den Sand so gut wie möglich ab und machte mich auf dem Weg nach Hause. Zum Glück dauert der Weg keine zehn Minuten, weshalb ich mir Zeit ließ. Jedoch wurde ich auf dem Weg von einem Mädchen aufgehalten. 

Sie fuhr ziemlich wackelig auf ihrem roten Skateboard und war ungefähr in meinem Alter, schätzte ich und wirkte etwas unsicher und tollpatschig. Sie wedelte mit ihren Armen in der Luft und versuchte verzweifelt das Gleichgewicht zu halten, jedoch fiel sie dann hin. Schnell rannte ich zu ihr hin um zu helfen.

"Oh Gott, geht´s?", fragte ich besorgt. Ich kenne nämlich das Gefühl, wenn man hinfällt, es war mir dann immer ziemlich peinlich. Ich hielt ihr meine Hand hin und sie ergriff sie dankbar.

"Danke", lächelte sie und versuchte vergeblich ihre braunen, schulterlangen Locken wieder herzurichten. Sie stand auf und klopfte sich den Dreck und Staub von ihrer knielangen Hose. "Ich bin noch Anfängerin." Sie lachte dabei. 

"Merkt man", grinste ich.

"Liv Young", stellte sie sich mit einem Lächeln vor und hielt mir die Hand hin. Sie kam mir irgendwie richtig symphatisch vor, so nett und lieb und irgendwie wirkte sie kindisch für ihr Alter.

"Hope Valentine." Ich nahm ihre Hand und schüttelte sie. "Anscheinend muss du noch viel üben."

"Ja", stimmte sie mir zu, "Ich möchte unbedingt Skateboarderin werden! Ich bewundere meinen Kumpel Chase dafür. Er kann das so gut und ich finde, Skateboarder sehen dabei so frei aus! Als ob sie nur das machen, was sie wollen und nur ihren eigenen Regeln folgen." Ihre braunen Augen strahlten schon so richtig. " Aber dafür, dass ich schon 16 bin, kann ich es miserabel. Chase kann es schon seit er sechs ist und ist ein richtiger Meister darin. Ich kenne ihn schon seit wir Babys waren und habe ihn schon immer dafür bewundert, jedoch hatte ich immer Angst gehabt. Doch dann meinte er ´Das Risiko gehört zum Traum´. Und da hat er recht, deswegen versuche ich es jetzt. Viele meinen, er wäre kalt und emotionslos, aber das stimmt nicht. Er ist lieb und zeigt es nur  ungern. Mir fällt gerade ein, dass ich dich so gut wie gar nicht kenne und dir die Hälfte meiner Lebensgeschichte erzähle!" 

"Nicht schlimm, sie klingt auf jeden Fall besser als meine." Ich musste lachen, Liv war ziemlich lustig drauf und liebte es wahrscheinlich zu erzählen und zu reden.

"Okay", sie atmete erleichtert auf, "Wo wohnst du eigentlich?"

"Da die Straße runter und dann rechts abbiegen. Ich wohne im Holzhaus." Ich zeigte meinen Finger in die Richtung der Straße mit der Kreuzung. "Du?"