Kapitel 16

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Jetzt saßen wir drei auf der Couch- Jace, Grayson und ich und Grayson störte richtig! Ich war dabei mich mit Jace anzufreunden, mein erster Kumpel in dieser neuen Stadt und dabei war ich schon seit ein einhalb Monaten hier. Und weshalb hatte ich keine Freunde? Der Grund saß genau neben mir und starrte gebannt auf den Fernseher.

Den Film konnte ich auch nicht mehr genießen, genauso wenig wie das Essen und wir mussten die leckeren Teigtaschen Grayson überlassen, niemand hatte damit gerechnet, dass er kommen würde, weshalb wir auch nichts für ihn bestellt hatten. Und dann beschwerte er sich auch noch, dass die Teigtaschen angeblich ungenießbar waren. Arsch.

"Distrikt 12 gibt es nicht mehr, Katniss", hörte ich Gale's Stimme aus dem Fernseher. Die zwei Brüder schauten immer noch gespannt zu und bemerkten zum Glück nicht, dass ich sie beobachtete. Nicht weil ich verliebt war, sondern eher aus Verwirrung, wie unterschiedlich zwei Brüder doch sein können. Sie hatten keinerlei Gemeinsamkeiten und waren so unterschiedlich wie Sonne und Mond.

"Wie lange willst du noch spannen?", fragte Jace grinsend und sofort wurde ich rot und fühlte mich ertappt. "Frage ich mich auch schon die ganze Zeit", stimmte Grayson zu, allerdings klang er nicht so nett wie sein älterer Bruder, sondern wie immer gereizt.

"Ich war nur gespannt auf eure Reaktion auf den Film. Er ist nämlich mein Lieblingsfilm", redete ich mich aus und fragte mich, wie dumm man nur sein konnte.

"Ganz okay, nicht so mein Ding, die Schauspieler waren nicht ganz überzeugend", meinte Grayson und ich hörte Skepsis in seiner Stimme, da er mir, glaube ich, nicht wirklich Glauben schenken konnte.

"Ich wette, du beschwerst dich über jeden x- beliebigen Film", brummte ich.

"Nö, Sherlock Holmes ist ganz nett."

"Ich fand Catching Fire ganz spannend, besser als ich dachte", meldete sich Jace zu Wort und ich lächelte ihn dankbar an, er stand mir zur Seite.

"Okay, wir müssen langsam gehen", beschloss Grayson, "Schließlich ist morgen Schule." Er musste so ziemlich alles verderben, oder? Konnte er nicht ein Mal locker sein und Spaß haben? Aber naja, umso besser für mich, dann würde ich ihn endlich loswerden.

"Na dann", Jace nahm seinen schwarzen Rucksack von Vans und zog Grayson mit zur Tür, "Tschüss, Tiger." Sein jüngerer Bruder verabschiedete sich allerdings nicht so nett, eigentlich gar nicht. Ich winkte zum Abschied und die beiden verließen das Haus. Ich hoffe, dass sowas nicht nochmal passieren wird.

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Ich habe viel gelernt und fast alles von Jace verstanden, Grayson kam uns auch nicht mehr in die Quere und ich konnte mich deswegen ganz gut konzentrieren, also konnte auch nichts schief gehen, oder?

Ich redete mir jetzt schon fünf Minuten ein, dass die Arbeit gut ausgefallen war, während Mr. Black irgendwas mit 'gut', 'Mathe' und 'Arbeit' laberte und uns die ganze Zeit zappeln ließ. So waren Lehrer doch immer drauf und die Klasse war auch schon genervt davon. Ich habe so viel gebüffelt und geübt, mein Kopf wäre beinahe geplatzt.

"Hier." Mr. Black legte meine Arbeit auf meinen Tisch und sie lag direkt vor meinem Gesicht. Leider hatte ich das noch nicht bemerkt, weil meine Hände verzweifelt meinen Kopf stützten und mir überlegte, was ich aus meinem Leben machen sollte. Wenn es so weiter ging, würde ich wahrscheinlich in Mathe durchfallen.

"Miss Valentine", ermahnte mich mein Lehrer mit eiskalter Stimme laut, aber nicht schreiend. Barbie kicherte schon mit ihrer Gang und bekamen von mir einen feindseligen Blick. Grayson grinste mich an und zum ersten Mal erkannte ich, dass es nicht sadistisch gemeint war. Was hatte er schon wieder?

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt