Kapitel 29

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"Alles Gute, nochmal!", quiekte Liv und zog mich in eine enge Umarmung. Sie war so süß und lebendig, allerdings so lebendig, dass ihre Umarmung mir schon fast die Luft zu schnürte. Ich versuchte zu atmen, was aber einfach nicht ging.

"Liv...", brach ich heraus, aber sie hatte es nicht gehört und war nur am quatschen, wie sie sich freute, dass sie es geschafft hatte, heute noch ein Geschenk zu finden und es mir um halb neun abends bringen konnte. Sie hatte mir übrigens ein Beats Audio Head Set geschenkt.

"Liv, erdrück sie nicht, sie stirbt noch an deiner Umarmung.", meinte Chase monoton und stand am Türrahmen angelehnt meiner Haustür. Seit er hier angekommen ist, bewegte er sich nicht von der Haustür weg. Er sah eigentlich ziemlich gut aus, würde er wenigstens mal nicht so ein Gesicht machen, als wäre jemand gestorben. Seine braunen Haare waren glatt und seinen grüngrauen Augen wirkten kalt, er war ziemlich groß, etwas schlank und seine Gesichtszüge waren eher hart.

"Oh mein Gott, sorry!", entschuldigte sie sich und ließ mich sofort los. "Ich wollte dich nicht umbringen, ehrlich! Aber ich habe mich einfach so sehr gefreut, denn du bist so nett und freundlich! Um ehrlich zu sein, bist du die einzige Freundin, die ich habe, denn ich bin eine Außenseiterin wegen meiner hibbeligen Art. Chase ist eigentlich beliebt, keine Ahnung, warum er sich mit mir rum treibt, aber was soll's, ich mag ihn! Er ist echt lieb!"

"Dir ist schon klar, dass ich hier stehe, oder?", hakte er nach.

"Jap. So und jetzt muss ich erstmal auf Toilette!", teilte sie uns fröhlich mit und schaute mich erwartungsvoll an. Ich war echt überfordert mit ihr.

"Den Flur runter, rechts.", grinste ich und legte die Kopfhörer auf den Glastisch, der vor der Ledercouch war. Liv ging, nein, sie hopste den Flur runter und ließ mich mit Chase alleine. Na toll, und da war auch wieder diese unangenehme Stille. Bei Grayson passierte das nicht oft und selbst wenn, dann stritten wir uns danach wieder. Nicht an ihn denken! Das muss ich mir langsam echt abgewöhnen!

"Ähm... Danke nochmal für das Geschenk.", sagte ich, da ich nicht wusste, was ich sonst hätte sagen sollen. Ich kannte ihn ja nicht und außer Liv hatten wir nichts gemeinsam.

"Liv hat es gekauft, nicht ich.", erwiderte er. Jap, Liv hatte Recht: Er war ziemlich kalt und zeigte seine Emotionen anscheinend nicht gerne. Schweigen.

"Na ja, du bist aber mit ihr mitgegangen und hast ihr geholfen bei der Auswahl - "

"Ich bin nur mitgegangen, weil ich zu Starbucks wollte und sie mich mit geschliffen hatte. Außerdem habe ich bei jedem Modell genickt.", schnitt er mir unfreundlich das Wort ab.

"Mensch, ich versuche mich doch nur bei dir zu bedanken oder irgendein Gesprächensthema zu finden, weil diese Stille einfach nur traurig ist!", regte ich mich auf und er schaute mich ein bisschen überrascht an, wurde aber dann wieder monoton.

"Ich kann dich einfach nicht leiden."

"Wieso, was habe ich gemacht?!"

"Schon allein deine Haarfarbe.", kam es von ihm prompt. Was sollte das bitte heißen?! 

"Hast du was gegen blonde Haare?!", fragte ich etwas zu schrill.

"Was ist der Unterschied zwischen einer Blondine und -"

"Jetzt reißt du auch ernsthaft einen Blondinenwitz?! Willst du mich verarschen?! Du klingst ja schon fast wie Grayson!" Er trieb mich genau so zur Weißglut und regte mich verdammt nochmal auf. Da war ja selbst Grayson erträglicher!

"Grayson?" Chase' Gesicht verdunkelte sich, obwohl es nich dunkler ging als vorhin. "Grayson Silver?"

"Ja.", sagte ich etwas verdutzt. Kannte er ihn etwa? Das wäre total interessant, denn ich kannte kaum einen Erzfeind von Grayson und ich könnte dringend einen gebrauchen. Ich hatte die Nase voll von ihm und wollte, falls er angreifen wollte, mich wehren können. Und das wäre ein Erzfeind extrem nützlich oder wenigstens zum lästern.

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