Kapitel 30

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"Es war der Brief meiner Mum!", platzte es ihm raus und ich konnte erst überhaupt nicht richtig darauf reagieren. Ich hatte mir wirklich alles vorgestellt, selbst Drogen, aber darauf wäre ich, ehrlich gesagt, nie gekommen. Ich schaute Grayon schockiert an, während er sein Gesicht von mir abwandte. Er schaute zu Boden und ich näherte mich ihm.

"Grayson..." Ich legte vorsichtig meine Hand auf seine Wange und drehte sein Gesicht zu mir, sodass er mich ansehen musste. Ein Anflug von Schmerz und Leid spiegelte sich in seinen Augen und ich konnte nicht anders, als ebenfalls traurig zu gucken. "Was hat sie dir geschrieben?"

"Das kann ich dir nicht sagen.", sagte er und entfernte sich von mir. Ich ließ meine Hand sinken.

"Dann zeig es mir.", verlangte ich und er nickte kaum bemerkbar. Ich hatte noch Kopfschmerzen und etwas husten, warm war mir auch noch, aber ansonsten ging es mir schon viel besser. Wir zogen uns an und ich gab meiner Mum Bescheid, dass ich zu Grayson gehen würde um was zu klären.

"Lass ihn nicht zappeln, Schatz.", flüsterte sie mir am Ausgang zu, als Grayson sein Auto holte. "Ich bin froh, dass du das jetzt klärst. Denn wenn du das noch später machen würdest als ohnehin, wirst du das noch bereuen."

"Mum, wir gehen zu ihm, weil wir eine ganz andere Sache klären wollen, es geht um seine Mutter.", klärte ich sie unmissverständlich auf und sie seufzte enttäuscht.

"Du musst aber auch alles kompliziert machen. Naja, egal, viel Glück bei was auch immer.", wünschte sie uns und Grayson kam mit seinem Auto angefahren. Ich nickte und umarmte sie zum Abschied, danach stieg ich ein. Während das Krankenhaus uns immer kleiner vor kam, rückte uns unser Stadtteil immer näher entgegen.

"Wie geht's dir jetzt?", fragte er und sein Blick war weiterhin auf die Straße fokussiert. Es war, obwohl es gerade Herbst war, angenehm warm und sonnig und die Sonne ging gerade langsam unter, weil es tatsächlich schon fünf Uhr war.

"Mir geht's gut." Ich hustete kurz. "Eher gesagt besser. Mein Fieber ist fast weg."

"Gut. Wäre scheiße, wenn ausgerechnet du zu meinem Geburtstag krank sein würdest und nicht kommen könntest." Er warf mir nicht mal einen vielsagenden Seitenblick zu.

"Warte. Was?! Wann hast du Geburtstag??? Und wie meinst du das, 'nicht kommen könntest', heißt das etwa, ich bin eingeladen?!", kam es von mir, vielleicht eine Spur zu überrascht, denn er kniff genervt seine Augen zusammen.

"Ja, ich habe nächste Woche Samstag Geburtstag und du bist eingeladen, genau so wie unser ganzer Jahrgang. Hat dir das nicht mein ach so toller Bruder erzählt?"

"Nein, hat er nicht!", rief ich entsetzt. "Kacke. Muss ich wirklich hin? Ich meine, ich kenne da doch eh niemanden und außerdem sind Partys nicht mein Ding. Es ist viel zu laut, man kann sich kaum unterhalten und alle sind betrunken. Nein, danke, ich passe und zeichne zu Hause lieber."

Grayson's Gesicht verfinsterte sich innerhalb einer Sekunde und erst jetzt ist mir aufgefallen, wie dumm es war, das zu sagen. Na toll, du hast verkackt, Hope. Und das auch noch bei dem Geburtstagskind, läuft ja super.

"Ich habe eine Lösung. Ich gehe hin, esse einen Happen Kuchen, überreiche dir das Geschenk und verschwinde dann wieder. Dann war ich wenigstens kurz da.", schlug ich leicht nervös vor und wartete auf seine Antwort.

"Na gut.", gab er sich seufzend zufrieden. "Aber du musst mindestens eine Stunde bleiben."

"Nicht dein Ernst!", regte ich mich auf. "Für das alles bräuchte ich mal gerade fünf bis zehn Minuten! Und warum muss ich überhaupt kommen? Du hast doch genug Freunde!"

"Du weißt wieso du kommen musst.", knurrte er und ich war viel zu verwirrt um zu wissen, was genau er meinte.

"Nein, weiß ich nicht.", erwiderte ich trotzig und verschränkte meine Arme. Er wandte seinen Blick von der Straße ab und schaute mich ungläubig an. Ich blickte verdattert zurück und er stöhnte nur genervt auf und konzentrierte sich wieder auf die Straße.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt