Ohne zu wissen wohin, stampfte ich Noah gefühlte zehn Stunden durch den Wald hinterher. Der Wald war irgendwie anders als die anderen. Das Grün der Blätter schimmerte durch die Sonne hindurch, die sich nun doch durch die Wolken durchgekämpft hatte. Man hörte die Vögel zwitschern und die Insekten summen. Alleine schon das Geräusch der Insekten reichte aus, um mir eine Gänsehaut zu verpassen. Ich hasste die Insekten, ich hasste dieses Wetter. Ich fühlte mich irgendwie fehl am Platz.
Irgendwo hörte man das Rauschen eines Wassers. Es war beinahe wie Musik in den Ohren. Mit jedem Schritt wurde das Geräusch lauter.
"Noah, sag mal hast du vor, die Stadt heute noch zu verlassen oder wohin des Weges?"
Ob ich eine Antwort von ihm bekommen hatte? Wohl kaum. Noah tat das, was er eben am besten konnte - nämlich, mich zu ignorieren - worin er übrigens sehr gut war. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und blieb abrupt stehen und rührte mich nicht mehr von der Stelle.
"So, Mr. Ich - ignoriere - dich - weil - ich - Bock - drauf - hab, ich werde mich nirgendwo hinbewegen, ehe du mir nicht sagst, wo wir hingehen und wie lange wir noch brauchen." Schon wieder keine Antwort, schön, Noah. Wie du möchtest.
Ich ließ mich auf dem nassen Boden niederfallen und setzte mich im Schneidersitz hin.
"Alyssa, steh auf", kam es nur von ihm. Kalt und ohne jegliche Emotionen in seiner Stimme.
"Wie lange brauchen wir noch?" Ich sah es nicht ein, mich wie eine Marioette durch die Gegend jagen zu lassen.
"Wir haben es fast geschafft, steh auf." Er reichte mir seine Hand, jedoch nahm ich sie - so stur ich war - nicht an, und stand von selbst auf.
"Wenn wir in den nächsten fünf Minuten nicht am Ziel sind, bin ich weg." Er ignorierte das Gesagte jedoch und ging vor. Arrrgh! Wie ich es hasste, ignoriert zu werden.
Wir gingen immer weiter, bis ich wie angewurzelt stehen blieb, und das Bild vor mir bewunderte. Wir standen vor einem riesigen Wasserfall, es war einfach nur atemberaubend schön. Als würde dieser Teil des Waldes nicht zum Wald gehören, sondern zu einem komplett anderem Universum. Die Bäume rundeten diesen Platz ab und somit befanden sich um den Wasserfall keine Bäume. Man hatte also deutlich viel Platz, sich zu bewegen. Kein Wunder, dass Noah genau diesen Platz ausgesucht hatte.
"Wenn du dann fertig bist, diesen Ort zu bewunden, können wir anfangen", gab er monoton von sich.
"Ach ja, an deiner Stelle würde ich meine Jacke ausziehen."
"Ach ja? Wie gut, dass du nicht ich bist", gab ich schroff von mir. Er stellte sich mir gegenüber und starrte mir tief in die Augen und grinste fies. Es war kein romantisches Starren, nein. Es war ein provokantes Starren. Als würde er versuchen wollen, mich zu reizen. Und genau das schaffte er. Denn wenn es etwas auf der Welt gab, dass mich am meisten provozieren konnte, war es, das Anstarren.
"Hör auf mit dem Scheiß", versuchte ich es ruhig. Doch es hatte relativ wenig Sinn, denn Noah legte nur seinen Kopf schief zur Seite und grinste immer mehr.
"Mach mich nicht wütend", knurrte ich, doch das schien ihn nur noch mehr zu amüsieren. Und da passierte es wieder. Ich spürte das Blut in mir brodeln und kurz darauf zogen sich meine Muskeln zusammen, es fühlte sich an, als würde ich explodieren. Und schupp; ich sah meine schneeweißen Pfoten vor mir. Kurz darauf stand da, wo eigentlich hätte Noah stehen sollen, ein pechschwarzer Werwolf und schaute mir in die Augen. Dieses Mal jedoch weder provozierend noch irgendwie anders.
Wenn dich das schon aufregt, will ich gar nicht wissen, was du am Ende des Tages machen wirst, Prinzessin.
Was? Was machst du in meinem Kopf, verdammt?
DU LIEST GERADE
Run (abgeschlossen)
WerewolfTeil 1 der Geschichte von Noah und Alyssa Teil 2 -> Stay Es war alles eine Frage der Zeit, Zeit die ich nicht hatte. Also verfolgte ich meinen ersten Impuls und fing an zu rennen. Schneller und schneller, ich wurde immer schneller. Ich spürte ein t...