Kapitel XXI - Dummheit

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Kennst du das Gefühl, wenn du meinst zu Glauben, dass deine kleine fantastische Welt, mit der du eigentlich zufrieden warst, zusammenbricht? Kennst du das Gefühl, wenn deine neue kleine Welt, in der du dich gerade erst zurecht gefunden hast, jemanden lieben gelernt hast, ein neues Umfeld gefunden hast, zufrieden bist, erneut zusammenbricht? Kennst du das, wenn du mit Mühe jedes einzelne Baustein zum Eingang deines kleinen Paradieses einzeln sammelst und zusammenbaust? Die ganze Energie die du verbraucht hast, nur damit du glücklich bist?

Ich hatte früher als Kind immer aus dem Sand am Strand versucht, eine kleine schöne Burg zu bauen. Und jedes Mal, als ich meinte fertig zu sein, kam immer eine kräftige Welle und hat sie mit ins Jenseits genommen.

Ella hatte meine Welt kaputt gemacht, meine kleine Sandburg, die ich mir mit Mühe trotz des ganzen Sturmes und Gewitters zusammengebaut hatte. Ich spürte tiefste Enttäuschung, Enttäuschung, die sich in meinem Brustkorb festgesetzt hatte. Noah stand reglos neben mir, wartete auf irgendeine Reaktion, die ich von mir geben würde. Doch nichts der Gleichen geschah. Ich stand reglos da und versuchte zu realisieren was da gerade vor sich abging.

Noah, von dem ich dachte, dass er die Liebe meines Lebens sei, Noah, von dem ich dachte, mir bei meinen schlimmsten Tagen beiseite gestanden zu haben, von dem ich dachte, er sei von all den Heuchlern der loyale, hatte mir das Messer direkt in mein Rücken gerammt.

»Alyssa . . . ich . . .« Er streckte seine Hand nach mir aus, jedoch war ich sofort ausgewichen.

»Nimm . . . deine verdammten Finger von mir«, brachte ich gerade so aus, alles drehte sich, meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an, vor meinen Augen tanzten schwarze Punkte, jedoch hatte ich mich mit letzter Kraft zusammengerissen.

»Wusstest du davon?«, flüsterte ich. Ich hatte alles ausgeblendet, nur Noah nicht. Meine innere Stimme flehte darum, dass er mich jetzt vom Gegenteil überzeugen sollte.

»Alyssa, ich . . .«

»Was? Was Alyssa, was? Gebe mir eine klare Antwort Noah«, schrie ich nun verzweifelt. Eine ganze Weile war Stille, bis dann Samuel das Wort ergriff.

»Alyssa, er wusste es nicht . . .«

»Von wegen!«, mischte Ella sich nun ein.

»Er war doch der erste, der es uns erzählt hat! Weißt du, Alyssa, ich hatte geschworen, dein Leben zur Hölle zu machen, seit ich dich das erste Mal gesehen hatte. Schau doch mal wo du gerade stehst.«

Ich trat langsam zu Noah, sah ihm in seine wundervollen dunkelbraunen Augen, in die ich mich fallen gelassen hatte. Er hatte seinen Kopf gesenkt und schaute auf den Boden.

»Sieh mich an«, brachte ich mit letzter Kraft aus. Er zeigte keine Reaktion. Ich packte ihn am Kinn und zog sein Gesicht in meine Richtung.

»Du wusstest von nichts, oder?« Meine Stimme klang beinahe schon flehend.

»Es tut mir leid«, hauchte er gegen mein Gesicht. Ich entfernte mich ein ganzes Stück von ihm und schaute ihm in sein Augen. Drei Worte hatte meine Lippen verlassen, drei Worte, in denen ich mir nicht sicher war, ob ich sie vielleicht eines Tages bereuen würde.

»Ich hasse dich.«

Ich sah, wie sich seine Augen mit Tränen füllten, er sie jedoch auf professioneller Art und Weise wegzauberte. Ich duldete keine weitere Minute mehr mit ihm, also schaute ich Samuel an.

»Kein Grund für unnötige Lügen. Wo finde ich Blakes Männer? Wer auch immer dieser gottverdammte Typ ist.«

»Ich weiß nicht ob das richtig wäre . . .«, sagte Samuel und sofort sprang Ella ihm wieder ins Wort.

Run (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt