Kapitel XX

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Alyssa's Sicht

»Logan,bitte schreie nicht so laut! Alyssa wird gleich aufwachen!«, hörteich die flehende Stimme. Es war eine weibliche. Mein Kopf war noch zubenebelt und erschöpft, um wahrzunehmen, wer da überhaupt mit wemsprach. Wie lange lag ich hier schon? Waren es Stunden? Minuten? Odergar Tage? Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

»Ichsage es zum letzten Mal, wo ist sie?«, schrie eine aufgebrachteStimme. Langsam rappelte ich mich auf und lauschte vorsichtig, eheich das Zimmer verließ, um mich ans Treppengeländer zu stellen, umgenauer hinhören zu können. Genau in dem Moment, wo ich die Türaufmachen wollte, raste jemand an der Tür vorbei, und ich hielt denTürknauf fest in der Hand, in der selben position, wie ich siegehalten hatte, um sie zu öffnen.

»Wasist denn hier los?« Dieses Mal konnte ich klar und deutlicherkennen, wer sprach. Ella. Alle weiteren Gespräche verstummten. Ichstand am Klettergeländer und wartete, bis endlich jemand dasSchweigen brach.

»Dukommst mit mir«, sprach Logan. Sie bewegten sich in Richtung Tür,ich duckte mich sofort nach unten, um nicht aufzufallen. DieWahrscheinlichkeit, dass sie mich sahen, war in meiner Position sehrhoch. Ich sah, wie Logan sie am Oberarm festhielt.

»Ichgehe nirgendwo hin«, fauchte Ella und riss sich frei.

»Entwederdu kommst mit, oder ich erzähle hier vor Mum und Dad, was du fürkranke Spielchen abziehst.«

Ichsah, wie Ella zu grinsen begann.

»Ach,sieh mal einer an. Da war wohl jemand petzen, nicht?« Ich konntemeinen Ohren nicht glauben.

»Ella,was ist hier los?«, fragte Dad. Mum ging mit Dad zusammen einenSchritt auf die beiden zu.

»Ach,was soll los sein? Ich weiß es zumindest nicht.« Ich hörte eintiefes Knurren aus Logans Kehle.

»Dassdu Noah geliebt hast, war mir klar! Aber dass du so krankhaft in ihnverliebt bist, deine eigene Schwester auszunutzen, das ist einfachnur erbärmlich.«

Alsich seinen Namen hörte, fing die Wunde in meinem Herz, von der ichdachte, sie sei endlich zum Heilungsprozess übergegangen, wieder anzu bluten. Dieses Mal heftiger und doller.

»Sieist nicht meine Schwester«, knurrte dieses Mal Ella. Das konnte dochnicht wahr sein. Die Worte von Ella brannten sich wie Feuer in meinenKopf.

»Siewird es auch niemals sein! Was kann ich denn dafür, dass sie sich soeinfach angeboten hat? Hätte ich gewusst, dass es so einfach ist,sie zu beeinflussen, hätte ich diese >Schwesternnummer< schonviel früher abgezogen.«

»Haltdie Klappe, oder willst du, dass sie dich hört?«, sprach Loganleise, aber immer noch bedrohlich.

»Man,sie frisst mir aus der Hand! Ich muss doch nur auf ihre Mitleidsaderdrücken, und sofort tut sie alles, was ich will.« Ich sah sieteuflisch grinsen. Es hatte sich ein gigantischer Kloß in meinemHals gebildet. So groß, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob ichihn überhaupt runterschlucken konnte.

»Alyssa?«,sprach eine entsetzte Stimme zu mir. Sofort drehte sich Ella in meineRichtung. Ich saß immer noch in meiner Hocke, und versuchte zurealisieren, was ich da alles gehört hatte.Eine einzige Träneverließ meine Wange. Ich sprang hoch und raste die Treppen herunter,ohne ein weiteres Wort an Ella zu verlieren. Ich hörte, wieverschiedene Stimmen hinter mir her schrien.

»Alyssa,warte doch«, hörte ich Logan, als er mich dann am Arm festhielt undmich plötzlich zurück zog. Er sagte gar nichts. Er nahm micheinfach in die Arme.

»Loganwie konnte ich nur so dumm sein?«, schluchzte ich an seinerSchulter.

»Shh,du konntest es nicht wissen«, sprach er beruhigend auf mich ein.

»Wiehast du . . .«

»Alsdu bewusstlos in meine Arme fielst, habe ich dich hergebracht. Er . .. er saß auf der Veranda. Als er dich gesehen hat, hat er fast denVerstand verloren. Nachdem ich dich hineingebracht habe, habe ichmich mit ihm auseinandergesetzt. Kurz darauf war mir klar, dass ersich auf dich geprägt hat. Genau so wie du. Als er mir dann dasGeschehen erzählt hat, war mir sofort klar, was los war«, beendeteer seinen Satz.

»Alyssa«,begann er nach einer Pause. »du musst zu Noah. Ihm geht es nichtanders als dir und . . .« Bevor er zu Ende sprach, hatte ich michschon verwandelt und rannte tief in den Wald. Mein Gefühl sagte mir,dass ich ihn da finde, wo unser letzter Kuss war. Ohne zu überlegenwurde ich immer schneller.

Bevorich ankam, verlangsamte ich meine Schritte. Und da erkannte ich seineSilhouette, wie er genau an den Baum gelehnt saß. Die Knie an seinenKörper gezogen, den Kopf auf seinen Armen abgestützt, die sichwiederum auf seinen Knien abstützten.

Ichwollte langsam eine Schritt auf ihn zumachen, als mich das Knackeneines Astes verriet. Sofort blickte er auf und sah in meine Richtung.Er hatte tiefe Augenringe, sein Haar war ganz verwuschelt.

Sofortsprang er auf und schaute mir tief in die Augen. Es war nicht schwer,seine Tränen zu erkennen. Ich sagte gar nichts. Ich ging einfach aufihn zu und küsste ihn. Das Gefühl, seine Lippen, die mir allesgaben, erneut auf meinen zu spüren, war unbeschreiblich. Ich fühltemich wieder vollständig. Ich fühlte mich Ganz. Er war meineMedizin. Mein Herz war geheilt. Er erwiderte sofort. Kurze Zeitspäter löste er sich von mir, aber nur ein paar Zentimeter. Er nahmmein Gesicht in seine Hände, lehnte seine Stirn gegen meine. Wiratmeten beide unregelmäßig, jedoch hatte ich es so vermisst. SeinenAtem an meinen Lippen zu spüren. Ich spürte seinen Herzschlag. Ichkönnte schwören, dass er keine Augenringe mehr hatte.

»DiesesMal verlässt du mich aber nicht, oder?« Er sah wie geheilt aus. Ichschmiegte mich an seinen Körper. Drückte mich so fest ich konnte,gegen ihn. Es war so, als würde ich wollen, dass unsere Körperineinander verschmelzen und Eins werden.

»Nein,niemals. Nie wieder. Nichts wird uns je wieder trennen können.


I'm baaaaaack <3


Ihr Lieben, endlich wieder einmal nach langer Zeit ein Kapitel! Auch wenn es nicht ganz so lang ist, wie ihr es vielleicht erwartet habt. Aber es werden nicht immer so kurze Kapitel, das verspreche ich!


Bis zum nächsten Mal und lasst es euch gut gehen! <3

Run (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt