Kapitel 7

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Zusammen mit Kim und Daniel lief Tracy auf das Tattoostudio zu, in dem sie sich nun für ein Motiv entscheiden wollte. Sie wusste gar nicht, wie sie auf die Idee gekommen war, sich gerade jetzt ein buntes Bild auf ihren Körper stechen zu lassen, aber sie hatte irgendwie das Gefühl, als wäre jetzt genau der richtige Zeitpunkt. Es sollte nichts riesiges werden. Aber auch nichts kleines. Außerdem sollte es eine Bedeutung haben und nicht einfach nur etwas, was ihr gar nicht wirklich etwas bedeutete. So brauchte sie zum Beispiel kein Bild von einer ihrer Kindheitshelden auf dem Bein oder auf dem Hintern. Und sie hatte schon Ferox hier mit Superhelden auf dem Körper herumlaufen sehen. Es sollte etwas anderes werden. Etwas außergewöhnliches.

„Hast du schon eine Idee, Tracy?", wollte Kim wissen und sah sie neugierig an, als sie in dem Geschäft standen. „Denn ich habe mir überlegt, dass ich mir vielleicht, wenn ich etwas finde, was mir gefällt, auch endlich etwas stechen lasse. Welcher richtige Ferox hat schon kein Tattoo oder ein Piercing?"

Tracy grinste: „Ich wusste doch, dass du mich nicht alleine lässt. Und so genau weiß ich das noch nicht. Was willst du dir tätowieren lassen?"
„Wenn ich mich für ein Tattoo entscheide", dabei betonte Kim das 'wenn' ganz besonders. „.. dann soll es etwas sein, was mich an meine Zeit bei den Amite erinnert. Also an die Natur und die Sonne. Weißt du, was ich meine?"

Tracy nickte. Sie verstand das. Sie liebte die Natur auch. Ihren Sport hatte sie früher auch draußen absolviert. Beim Parkour war das eben so. Aber sie war sich sicher, dass sie nicht mal annähernd so viel mit der Natur oder mit Pflanzen verband, wie Kim.

Daniel war schon längst wieder bei den Büchern mit den Vorlagen verschwunden und auch die beiden Mädchen machten sich nun auf die Suche.
Über die Sprüche sah Tracy erst mal hinweg, denn wenn sie sich etwas stechen ließ, dann ein Bild und nicht irgendein philosophischer Spruch, wie zum Beispiel „Carpe Diem". (Nutze den Tag)
>Das passt doch gar nicht zu den Feroxdie Seite um.
Da kam sie der Sache schon etwas näher. Sie sah verschiedene Bilder von Blumen und Pflanzen. Dann Tiere, die Stärke ausdrücken sollte. Besonders gut gefiel ihr dabei ein Wolf, der den Mond anheulte. Aber auch wenn es ihr gefiel, sie verband es mit gar nichts. Es war nichts besonderes.

„Oh man!", ertönte plötzlich hinter ihr Kim's Stimme. „Das ist perfekt!"
Tracy sah sie verwirrt an und Kim deutete auf eine Blume, die sie bis jetzt total übersehen hatte. Kim hatte Recht. Sie war wirklich schön.
„Lässt du es dir stechen?", wollte Tracy wissen und Kim nickte begeistert. Ihre Wangen hatten sich bei der Euphorie rot gefärbt und ihre Augen funkelten fröhlich. Sie hatte immer noch etwas von den Amite an sich. Das sah man ganz genau.

Schon zischte die Blonde ab und lief direkt zu dem Tätowierer, bei dem auch Daniel gewesen war. Tracy wendete ihren Kopf wieder zu den Zeichnungen.
Es musste doch irgendetwas geben, was ihr auch gefiel. Gedankenverloren sah sie sich alle Sachen an und blätterte immer mal wieder eine Seite um.
Dann entdeckte sie das, was sie haben wollte. Das Bild hielt sie einfach, wie magisch gefangen und sie konnte ihren Blick kaum noch abwenden. Es zeigte einen großen Baum, von dem aus viele kleine Vögel wegflogen. Es erinnerte sie an ihre Entscheidung, die Candor zu verlassen und zu den Ferox zu gehen. Etwas festes und Beschützendes loszulassen und in die Luft zu fliegen, vollkommen ohne Schutz.

Das dürfte sie aber nie jemandem sagen. Zum einen war es schwer, ihre Gedankengänge zu verstehen und zum anderen würde sie dann vermutlich für verrückt gehalten werden. Was hatte die Entscheidung schon mit einem Baum und Vögeln zu tun?
Aber dieses Bild zeigte Tracy, wie schwer es manchmal war, aus dem wohl gehüteten Zuhause wegzugehen und einfach alles loszulassen, was der Vergangenheit angehörte. Das hörte sich so verrückt an. Dennoch, das Bild war das richtige.

„Schon was gefunden?", wollte eine junge Frau wissen und lächelte sie freundlich an. Das Lächeln reichte allerdings nicht bis zu ihren braunen Augen hoch, sondern war lediglich ein geschäftliches, schmales Lächeln. Trotzdem nickte Tracy und zeigte auf den Baum.
„Ich hab mir gedacht, dass ich dieses Motiv gerne auf meinem Schulterblatt hätte. Weißt du? Und die Vögel so hoch in Richtung Nacken."
Tracy versuchte es der Tätowiererin so gut es ging zu erklären und zeigte dabei mit ihrer Hand immer auf die Stelle, die sie sich vorgestellt hatte. Die Frau sah dabei überlegend zu und schien nachzudenken.
„Hmm... ich glaube ich weiß, was du meinst. Lass mich nur machen. Das wird spitze!", meinte sie dann und grinste, wobei das diesmal auch ehrlich aussah. Tracy wurde von der Tätowiererin in einen Nebenraum gezogen, wo eine schwarze Liege stand. Daneben noch viel mehr Utensilien.
„Ich bin Tori. Und du?", stellte sie sich nun da erste mal vor und krempelte ihre Ärmel hoch.
„Tracy", erwiderte Tracy und sah sich unsicher um. Tori stellte sich vor sie.
„Du musst dich obenrum schon frei machen. Wie soll ich dich denn sonst tätowieren?"
Tracy nickte und zog sich ihr Shirt aus. Beim BH zögerte sie nochmal, überwand sich dann aber und setzte sich auf die Liege.

Tracy lag auf der Seite, während Tori hinter ihr saß und langsam, aber sicher das Bild unter ihre Haut stach. Das ging jetzt schon seit einer Stunde so und langsam aber sicher brannte das Tattoo auf ihrem Rücken, als würden dort tausende von Wespen sitzen und zustechen. Tracy verzog das Gesicht, als Tori die Nadel von ihrer Haut nahm, um kurz darauf mit dem nächsten Vogel weiterzumachen.
Die Braunhaarige hatte ihre Augen die ganze Zeit geschlossen und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren, als auf den Schmerz.

„Hey Tori", schallte plötzlich eine raue Stimme durch den Raum. Tracy öffnete ruckartig ihre Augen. Das war ein Mann und sie war nackt! Was sollte sie denn nun tun? Sie lag zwar mit ihrem Rücken zur Tür, aber er konnte sie ja trotzdem sehen.
„Hallo Eric. Was tust du denn hier? Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?", erwiderte Tori und man konnte einen leicht verärgerten Ton heraushören.

Eric! Oh nein! Doch nicht etwa dieser Eric. Oder? Bitte nicht der Anführer-Eric. Der Ausbilder-Eric. Bitte nicht. Das hatte sie doch wirklich nicht verdient.

„Oh komm schon. Wir sind doch keine prüden Stiffs", lachte Eric und lief um die Liege herum. Tracy, die ihre Arme sowieso schon vor der Brust verschränkt hatte, versteifte sich.

„Candor", stellte Eric überrascht fest. „Was tust du denn hier?"
Tracy stöhnte teils genervt, teils wütend auf: „Das sieht man ja wohl, oder nicht?!", schnappte sie. „Und ich bin keine Candor mehr! Ich bin eine Ferox und... hey! Starr nicht auf meine Brüste!"

Eric löste seinen Blick: „Da ist doch eh nichts, was ich mir ansehen könnte. Ich komm später wieder, Tori."
Damit verschwand er aus dem Raum. Tracy zog eine beleidigte Schnute. Was redete er denn da für einen Mist? Man konnte nichts sehen?! Dann musste er Tomaten auf den Augen haben!
>Was denkst du denn da?!

Tori schüttelte den Kopf: „Tut mir Leid. Er ist eigentlich ganz nett. Nur manchmal da ist er eben ein bisschen überspannt."
Tracy nickte leicht: „Ich bin Initiantin. Er ist mein Trainer. Ich weiß, wie er ist. Darf ich dich was fragen?"

„1. Ich weiß, dass du eine Initiantin bist. Sonst würde ich dich kennen. In diesem Laden bekommt man eine Menge mit. 2. Frag nicht, ob du etwas fragen darfst. Du bist eine Ferox. Mach es einfach. 3. Klar. Frag ruhig."
Tracy grinste. Sie mochte Tori. Sie war echt nett.
„Du und Eric. Seid ihr irgendwie ein... naja... ein Paar?", fragte sie dann, wobei sie sich fast für die Frage schämte. Das ging sie gar nichts an und außerdem konnte es ihr doch egal sein, was Eric in seiner Freizeit tat.

„Ich und Eric?", keuchte Tori. „Glaub mir. Wir haben nichts miteinander. Rein gar nichts. Ich würde nicht mal was mit ihm anfangen, wenn er der letzte Mensch auf Erden wäre. Ich meine, er ist vielleicht ganz attraktiv. Aber ich steh nicht auf Männer."

Tracy runzelte die Stirn: „Wirklich? Das hätte ich nie gedacht."
Tori schnaubte: „Denkst du, es ist mir auf die Stirn geschrieben? Aber keine Angst. Ich hab ne Freundin und bin momentan eh an niemandem, außer ihr interessiert."
„Das ist schön. Wie lange braucht du noch?", wechselte sie das Thema.
„Noch zehn Minuten. Dann hast du es geschafft."
Damit verfielen sie wieder ins Schweigen und Tracy ertrug die Minuten mit dem stechenden Schmerz auf den Schultern. Dann endlich war es vorbei und Tracy durfte aufstehen.

Als sie sich ihr Tattoo im Spiegel ansah, war sie begeistert. Es sah genauso aus, wie sie es sich vorgestellt hatte. Nein! Besser, als sie sich es vorgestellt hatte. Es war einfach perfekt.

„Gefällt es dir?", wollte Tori wissen und betrachtete dabei ihr Werk.
„Ja! Du bist eine wahre Meisterin!", strahlte Tracy zurück und umarmte Tori überschwänglich. „Ich komm bestimmt noch mal wieder, Tori. Das kannst du mir glauben."

Tracy bezahlte noch mit den Punkten, von denen sie nicht einmal wusste, wie sie gezählt wurden und wie viele sie überhaupt noch hatte. Auf dem Weg in den Speisesaal hatte sie ein glückliches Grinsen auf den Lippen. Sie war froh, dass sie nun endlich wieder angezogen war. Vor allem, als Eric reingekommen war, war ihr das mega peinlich gewesen.

Im Speisesaal traf sie auf Kim, die ihr stolz ihr erstes Tattoo präsentierte. Es war die Blume, für die sie sich vorhin entschieden hatte. Nun zierte sie ihr Handgelenk und Tracy musste zugeben, dass es ihr stand. Mit Tattoo sah sie auch nicht mehr so sehr, wie ein Mädchen von den Amite aus.

„Tracy. Hast du übrigens schon gewusst, dass direkt neben den Tattoostudio ein Friseur ist?", meinte Kim, als sie sich neben Daniel setzten und ihr Essen auf den Tisch stellte.
„Nein. Wieso?", lachte Tracy und flüsterte dann ganz leise: „Wenn du den gleichen Haarschnitt haben willst, wie Fire, dann kann ich das auch machen."

Zugegeben, es war ziemlich fies das zu sagen. Aber es war ja eigentlich nicht wirklich etwas gegen Fire. Auch wenn diese es vermutlich so aufgenommen hätte.

Kim aber lachte und meinte dann in einem belehrenden Ton: „Nein, möchte ich nicht. Aber ich hab mir überlegt, dass ich mir vielleicht die Haare färben könnte. Weißt du? Ich bin mir aber nicht sicher. Es ist wahrscheinlich eine dumme Idee."
Kim sah nun auf ihr Essen und stocherte darin herum. Fassungslos sah Tracy ihr dabei zu. Sprach so etwa eine wahre Ferox?

„Willst du dir die Sache gerade selbst ausreden?!", wollte sie mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck wissen.
„Ich weiß nicht. Ich mag meine Haare und ich bin mir nicht sicher, ob ich das tatsächlich tun will."
Tracy runzelte ihre Stirn und fragte dann vorsichtig: „Was hast du dir denn gedacht?"
„Naja... so was, wie blau... oder türkis? Ich kann es nicht so genau erklären. Aber ich habe dazu ein ziemlich genaues Bild im Kopf", seufzte Kim.
Ihre Freundin schluckte: „Okay. Jetzt versteh ich dich. Das ist tatsächlich sehr gewagt. Aber du wirst nie wissen, ob es dir steht, wenn du es nicht ausprobierst. Denk nicht zu lange darüber nach."
Kim nickte und beide wandten sich wieder ihrem Essen zu.

Kim's Tattoo

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Kim's Tattoo


Tracy's Tattoo, aber denkt euch den Spruch daneben einach weg

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Tracy's Tattoo, aber denkt euch den Spruch daneben einach weg


Das ist (mehr oder weniger) Daniel's Tattoo, aber ich hab leider kein richtiges Tattoo davon gefunden und deshalb ist es eben nur ein Bild

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Das ist (mehr oder weniger) Daniel's Tattoo, aber ich hab leider kein richtiges Tattoo davon gefunden und deshalb ist es eben nur ein Bild

Tracy LevineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt