Kapitel 42 - Epilog

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--- Eric POV ---


„Ich würde sagen, das wäre es dann für heute. Ab morgen ist meine Vertretung eure Ansprechpartnerin und ich würde sagen, zu mir könnt ihr dann wieder mit Anliegen kommen, wenn die Initiation vorbei ist", sprach Eric laut und deutlich, woraufhin alle Anwesenden nickten. „Dann können wir ja jetzt Feierabend machen."
Die Leute um den Tisch erhoben sich und verließen den Raum, während Eric's Vertretung neben ihm stehen blieb und die Hände in die Hosentaschen steckte.


„Danke, dass du mir diese Chance gegeben hast", meinte sie und schluckte. Man sah, dass sie es nicht gewohnt war, sich zu bedanken. Er drehte sich zu Fire um und zuckte mit den Schultern.
„Ich vertraue dir und du bist jetzt schon fast ein Jahr hier. Das packst du schon. Seit ich Max' Posten übernommen habe, ist meiner frei und ich glaube, du wärst eine fantastische Nachfolgerin."
„Danke, Eric", geschmeichelt sah sie auf den Boden und ließ ihre mittlerweile schulterlangen, dunkelbraunen Haare hinter ihr Ohr gleiten. „Noch niemals hat jemand an mich geglaubt. Mein Leben war nicht sehr leicht, bevor ich hier herkam. Ich möchte einfach nur, dass du weißt, dass ich diese Chance wahrnehmen werde und..."
„Fire, du musst mir nichts erklären und du musst dich auch nicht rechtfertigen. Denkst du, ich habe nicht nachgeforscht, bevor ich dich für das Amt des Anführers vorgeschlagen habe? Mir ist durchaus bewusst, dass du in keiner der Fraktionen eine Akte hast, die weiter zurückreicht, als die letzten paar Monate bevor entschieden wurde, welche Fraktion ihr wählt. Ich weiß, dass du irgendwo von der Straße kommst. Aber ich bin der Meinung, dass auch die Kinder der Fraktionslosen es verdient haben, eine Chance in einer Fraktion zu bekommen. Ich denke nicht, dass ich genau wissen möchte, was alles vorgefallen ist, dass du dich jetzt hier befindest."
Fire nickte stumm und biss sich unentschlossen auf die Unterlippe.


„Danke, Eric", wiederholte sie sich. „Ich denke, ich gehe dann auch mal. Ich bin sicher Cole ist schon Zuhause."
Eric packte seine Unterlagen und klemmte sie sich unter seinen Arm. Er lotste Fire zur Tür und schloss hinter den beiden ab. Auf dem Weg sprachen sie nicht miteinander. Sie beide hingen ihren Gedanken nach. Eric war sich sicher, dass er keinen Fehler gemacht hatte, als er Fire vorgeschlagen hatte. Sie war stark und würde sich sicherlich gut machen.
An einer Abzweigung trennten sie sich. Fire wohnte gemeinsam mit Cole einen Stockwerk unter ihnen. Direkt neben den Wohnungen von Kim und Daniel. Die beiden befanden sich zwar immer nur in einer der beiden, doch sie hatten beschlossen, dass es klüger war, vorerst beide in Anspruch zu nehmen. Tracy hatte hingegen keinerlei Bedenken gehabt, als sie mit Sack und Pack bei Eric eingezogen war. Natürlich war es nicht immer schön, mit einer anderen Person zusammenzuleben, aber er liebte sie und hatte mit der Zeit gelernt, Kompromisse einzugehen. Eine Eigenschaft, die Tracy sowieso noch von dem Gemeinschaftsschlafsaal der Initianten besaß.


Als Eric die Wohnung betrat, war sie noch dunkel. Mürrisch schaltete er das Licht an und schmiss seine Jacke von einem Meter Entfernung auf der Haken an der Wand. Ein kleines Triumphgefühl durchfloss ihn, als er sah, dass die Jacke hängen blieb, so wie er sie haben wollte. Seufzend ging er zur Theke und legte seine Unterlagen darauf. Er kickte seine Schuhe von den Füßen, wechselte von einer Jeans in eine Jogginghose und ließ sich rücklings auf die weiche Matratze seines Bettes fallen. Erschöpft schloss er die Augen bei dem Gedanken, dass morgen die neuen Initianten kommen würden. Wieder ein Haufen wild gewordener Vollidioten, die sich maßlos überschätzten und denen er erst einmal Benehmen würde beibringen müssen. Niemals wieder würde er eine Gruppe haben, wie die Letzte. So viele Menschen, mit denen er nun seinen Alltag teilte. So viele besondere Menschen. Naja... eigentlich nur Tracy, aber die anderen waren mittlerweile auch zu so etwas, wie Freunden geworden.


Er wusste nicht, wie lange er vor sich hin döste, bis ihn weiche Lippen auf seinen weckten. Er schmunzelte leicht in den Kuss hinein und hob seine Hände an die Wangen der Frau über ihm. Tracy lächelte ebenfalls und erhob sich wieder, was Eric dazu brachte, die Augen zu öffnen. Wehleidig seufzte er und strich eine der braunen Strähnen hinter ihr Ohr.
„Du bist ja schon da", meinte er mit seiner vom Schlaf noch rauen Stimme und setzte sich etwas auf.
„Schon?", lachte Tracy und setzte sich auf den Rand des Bettes. „Es ist schon fast zehn Uhr abends. Ich habe gerade nur schnell geduscht und mich umgezogen."
„Wenigstens macht dir dein Job Spaß", erwiderte er und zog sie zu sich. Vorsichtig lehnte sie ihren Kopf auf seine Brust und kuschelte sich an ihn.
„Ja, natürlich. Strategien entwickeln, Pläne schmieden für Extremsituation, alte Regeln erneuern und verbessern", murmelte sie schläfrig und vergrub ihre Nase in seinem Shirt. „Was gibt es bitte besseres, als das?"
Eric zuckte mit den Schultern: „Die anderen scheinen auch nicht gerade unzufrieden mit ihren Jobs zu sein. Kim als Helferin im Krankenhaus, Cole ab morgen als Trainer, Daniel in der Küche."
„Ja, sie sind wohl wirklich glücklich damit", nachdenklich malte sie mit ihrem Finger Kreise auf seinen Bauch.
„Wobei ich finde, dass Daniels Talent eindeutig verschwendet ist in der Küche", schimpfte Eric leise.
„Aber es macht ihm nun mal Spaß. Außerdem ist es ja auch nicht so, als würde er am Zaun arbeiten müssen, oder als gäbe es Stellen, an denen du dringend jemanden bräuchtest, weil es niemand machen will. Selbst wenn es o wäre. Es passt dir nur nicht, weil du ihn lieber als Trainer oder im Kontrollraum gehabt hättest."


Eric zog die Bettdecke über die beiden, während Tracy blind nach dem Lichtschalter neben dem Bett tastete und schließlich den Raum in Dunkelheit versetzte.
„Da hast du Recht. Vielleicht werde ich dich bei Capture the Flag dazu holen. Ich bin sicher, dass wir dort, wie jedes Jahr, ein paar mehr Leute benötigen könnten."
„Das ist gut", sie nuschelte mittlerweile nur noch in sein Shirt hinein und musste sich augenscheinlich bemühen, wach zu bleiben. „Das würde vermutlich wirklich Spaß machen."


Er lachte leise auf und zog seine Freundin näher zu sich, während er ihr einen Kuss auf ihr Haar hauchte. Sanft streichelte er über ihren Oberarm.
„Du scheinst wirklich müde zu sein. Schlaf doch einfach", flüsterte er ihr leise zu und sie murrte auf.
„Wir sehen uns so selten und wenn ich nach Hause komme, schlafe ich direkt ein", meckerte sie leise über sich selbst und krallte sich noch mehr an ihn. „Wann hört das endlich auf?"
„Es dauert sicher nicht mehr lange, bis wir wieder mehr Zeit füreinander haben. Bald hast du eine feste Anstellung, deinen Arbeitsplatz und geregelte Arbeitszeiten und wir können uns wird viel öfter sehen."


Er konnte ihr Lächeln an seiner Brust spüren und begann vorsichtig, mit ihren Haaren zu spielen. Sie waren kühl vom Duschen, weich und gut duftend.
Ein leises, pfeifendes Schnarchen riss ihn aus den Gedanken und sein Blick schoss in der Dunkelheit an die Stelle, an der er Tracy's Kopf vermutete. Sie war also wirklich eingeschlafen. Langsam schloss auch er seine Augen. Dieses Gefühl, sie in seinen Armen zu wissen und morgens neben ihr aufzuwachen, war unvergleichlich. Häufig beobachtete er sie noch, bevor sie aufwachte. Nicht, dass er ihr das gestehen würde. Wie hieß es so schön? Ein Gentleman genießt und schweigt.



~ The End

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 02, 2018 ⏰

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Tracy LevineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt