Die Stimmung bei Four und Tracy war gleichermaßen von Anspannung, als auch von Euphorie gefüllt. Tracy war sich sicher, dass ihr Plan aufgehen würde. Trotzdem hoffte sie, dass ihr Team die Fahne der Gegner schneller fand, als das die anderen darauf kamen, wo Four's Team ihre Fahne versteckt hatte. Denn auf der Insel waren sie vom Wasser gefangen und hatten dadurch auch nur eine klägliche Chance, sich zu verteidigen oder sich zurückzuziehen.
Tracy hatte die Fahne im Entennest zwischen den Jungen und der Mutter versteckt. Diese hatten sich zwar etwas beschwert, doch auch nicht zu sehr, als dass es aufgefallen wäre. Mittlerweile waren sie wieder eingeschlafen und während Four sich hinter dem Busch versteckt hatte, mit der Waffe in der Hand und auf die andere Seite des Sees gerichtet, war Tracy auf einen hohen und stabil aussehenden Baum geklettert, wo sie sich zwischen den dichten Blättern und Ästen im Verborgenen hielt. Gut nur, dass es windig war, sonst wäre wohl jedem ein wackelnder Baum aufgefallen. Da sich aber sowieso alle Äste und Blätter hier im Park von links nach rechts und wieder zurück bewegten, würde es niemandem auffallen, dass ein Mensch hier oben saß und nur darauf wartete, die Gegner mit der Waffe, von der Four gesagt hatte, dass sie weit genug schießen konnte, zu erledigen.
Während Four und Tracy auf der Insel festsaßen und darauf warteten, dass etwas geschah, hatten sich auch die anderen aus ihrer Gruppe aufgeteilt und waren an den Orten angekommen, an denen sie ihren Posten beziehen wollten. Die eine Gruppe war nun am Klettergerüst angekommen. Es war eine recht hohe, hölzerne Konstruktion zu der es viele Wege hinein und auch wieder hinaus gab. Umringt war das Klettergerüst von einem Sandkasten. Drum herum gab es viel freie Fläche. Nur die ganze rechte Seite war von Bäumen geschützt. Also konnte ihr Quartier dort gut geschützt werden. Cole hatte den höchsten Turm erklommen und den anderen angeordnet, unten in Deckung zu gehen und die Angreifer von dort außer Gefecht zu setzen. Er selbst würde von oben die Bäume in Sicht behalten und so viele, wie nur möglich abknallen. Er konnte nur hoffen, dass er sich trotz des Adrenalins, welches ihm durch die Adern schoss, konzentrieren und ordentlich schießen konnte. Denn sein ganzer Körper kribbelte vor Aufregung. Er hatte gerade richtig Lust auf dieses Spiel.
Die Gruppe, die sich bereits auf die Suche nach der Flagge der Gegner gemacht hatte, hatte ihre Suche, wie es ihnen gesagt worden war, beim Café gestartet. Sie schlichen sich hinter Büschen und Bäumen herum und versuchten sich gegenseitig den Rücken zu schützen. Es war eine gedrückte, merkwürdig angespannte Stimmung. Viele hatten überhaupt gar keine Lust gerade dieses Spiel zu spielen. Kevin wollte eigentlich am liebsten wieder in sein Bett zurückkriechen und weiterschlafen, aber das ging ja nicht. Also würde sie versuchen, das Spiel so schnell, wie möglich zu beenden und dazu würden sie ja einen großen Teil betragen müssen.
Kim hatte ihnen von Anfang an eingetrichtert, dass sie sich am besten versuchten, nur mit Zeichensprache zu verständigen, um so wenig Geräusche, wie möglich zu machen. Bis jetzt funktionierte das ja auch ganz gut.--- Eric POV ---
Auch wenn Eric Tracy nicht in seinem Team haben wollte, ärgerte es ihn, dass sie bei Four war. Das war total unsinnig, das war ihm auch klar, aber so waren eben seine Gefühle. Er war immer noch ein bisschen sauer, doch er wusste eben auch, dass Tracy eine starke Kämpferin war mit extrem vielen verrückten Ideen. Also erwartete er schon, dass dies kein normales Spiel werden würde.
„Eric!", schnauzte ihn Amber genervt an, als sie merkte, dass er keinem der Initianten zugehört hatte, als diese Ideen eingeworfen hatten. Die kleine hatte ziemlich Mut. Typisch für eine Ferox. Besonders für eine gebürtige Ferox. Trotzdem nervte es ihn. Sie hatte so nicht mit ihm zu sprechen!
„Pass auf, wie du mit mir redest, wenn du keine Probleme haben willst!", warnte er sie, woraufhin sie teils eingeschüchtert, teils widerwillig zur Seite blickte.
„Okay", murrte sie unzufrieden. „Sollen wir das machen, was Derek gesagt hat?"
Was hatte der denn gesagt? Eric hatte gar nicht mitbekommen, was er gesagt hatte. Vermutlich war es aber so was, wie: Gehen wir einfach drauf los, diese Winzlinge haben eh keine Chance gegen uns.
Dieser Junge konnte auch nicht rational denken. Aber egal. Er hatte heute nichts zu sagen. Die Initianten mussten einen Plan machen. Er durfte keine Ideen beisteuern. Nur Tipps zu bereits vorhandenen Ideen.
„Klar", meinte er dann unmotiviert. „Machen wir das."
Derek nickte zufrieden: „Gut. Dann bleiben zwei Leute hier und der Rest geht auf die Jagd nach der Flagge. Fangen wir beim Klettergerüst an."
Dieser Plan war ja noch dümmer, als Eric davor gedacht hatte.
„Und damit sind alle einverstanden?", wollte Eric wissen und blickte sich ein wenig hoffnungsvoll um. Bitte! Es musste doch jemanden mit Köpfchen geben.
„Vielleicht sollten wir ein paar Leute mehr hier lassen, die auf die Fahne acht geben."
Dieser Vorschlag kam von Daniel, einer der kleinen Freunde von Tracy.
„Finde ich gut", gab er zurück. Derek sah zwar nicht zufrieden aus, aber am Ende einigten sie sich darauf, dass sechs Leute mitkamen, um die Fahne der Gegner zu suchen und die restlichen vier hier im Café blieben. Beziehungsweise neben dem Café. Die Initianten hatten sich nämlich dazu entschieden, dass sie sich in den Büschen verstecken würden, um nicht in direkter Schusslinie der Gegner zu sein. Das wäre ihnen zu gefährlich gewesen. Eric war jedenfalls klar, dass diese Jugendlichen in einem echten Kampf elendig zugrunde gehen würden.
Gemeinsam mit fünf anderen Initianten begab sich Eric auf die Suche nach der Fahne des anderen Teams. Daniel, David, Brandon und Liv waren da geblieben, um ihre Fahne zu bewachen. Dass Daniel auch da war, beruhigte ihn allgemein. Sie war die beste Kämpferin von den Vieren.
Der Weg zum Klettergerüst, wo sie als erstes suchen wollten, war nicht weit. Es dauerte keine zwei Minuten, bis sie dort angekommen waren. Schon von weitem hörten sie Stimmen miteinander streiten. Das gegnerische Team war ja noch dümmer, als sein eigenes, wenn sie so auf sich aufmerksam machten. Eric konnte sehen, dass es drei Personen waren, die sich beim Spielgerüst aufhielten.
„Gehen wir alle von einer Seite auf sie los oder wollen wir von verschiedenen Seiten angreifen?", meinte Derek. Er hatte dieses unheimliche Funkeln in den Augen und man sah ihm an, dass er unbedingt jemanden abschießen wollte. Gut nur, dass die Waffen nicht mit echter Munition geladen waren. Klar, mit Pfeilen, die den Schmerz simulieren würden, aber sie würden keine bleibenden Schäden hinterlassen.
„Nein", widersprach Eric bestimmt. „Es greifen nur drei von uns an. Was ist, wenn das eine Falle ist. Willst du alle unsere Kämpfer opfern für drei schlechte Initianten?"
Derek schüttelte den Kopf und winkte Jason und Amber mit sich. Luna und Fire blieben bei Eric im Gebüsch sitzen. Von dort aus beobachteten sie wie ihre Mitspieler sich leise anschlichen, die Gewehre im Anschlag. Gerade, als sie die Gegner angreifen wollten, fiel Derek vor Schmerz schreiend auf den Boden und hielt sich das Bein. Die streitenden Gegner waren davon sofort aufgescheucht und zielten nun mit ihren Waffen auf Jason und Amber, die zuerst überfordert zu Derek blickten, dann stoisch zu den drei anderen sahen. Doch bevor auch nur einer der fünf schießen konnte, ging auch schon Amber schreiend zu Boden. Jason schien das nun zu viel zu werden und er ging sofort hinter einem Holzbalken in Deckung, bevor er mit einer schnellen Bewegung auf Devon schoss, der keuchend und jammernd zusammensank. Maddy und Aaron krallten sich ihren Kameraden und schliffen ihn hinter eine Deckung. Nicht, dass ihnen das etwas bringen würde, denn hinter dem Gebüsch hatte Eric sein Gewehr nun nach oben und damit auf Maddy gerichtet. Es dauerte keine Sekunde und sie lag genau, wie Devon am Boden. Von weitem hörte man gepresst klingende Laute aus ihrem Mund. Sie versuchte wohl einen Schrei zu unterdrücken.
Als Eric zur Seite zu Fire blickte, die angestrengt nach oben zum Gerüst sah, runzelte er die Stirn. Irgendwo her war der erste Schuss gekommen. Nur von wem? Auch er blickte nun hoch, konnte jedoch nichts sehen. Aaron hatte sich aus dem Staub gemacht und war irgendwo in den Büschen auf der anderen Seite verschwunden, um sich zu verstecken. Verständlich. Keiner fing sich freiwillig einen Pfeil ein.
„Ich geh die Fahne suchen," murmelte Fire schließlich. Immer noch blickte sie misstrauisch nach oben, während sie mit flinken Schritten das Gebüsch verließ, um wieder in den Schutz des Klettergerüstes zu kommen, wo die als erstes ihren Gegnern die Waffen aus den Händen nahm. Aber damit hätten die wohl eh nichts mehr tun können. Sie bekamen Fire's Anwesenheit ja kaum noch mit. Maddy hatte ihre Augen krampfhaft geschlossen und Davon weinte schluchzend vor sich hin. Der Pfeil hatte ihn an der Leiste getroffen. Vor Mitleid verzog Eric das Gesicht. Nur ein bisschen weiter links und... das wollte er sich gar nicht so genau vorstellen.
Nach ein paar Minuten kam Fire wieder. Sie schüttelte den Kopf: „Hier ist sie nicht. Hätten wir uns auch denken können. Das Versteck ist zu leicht, als dass einer von denen es aussuchen würde."
Eric nickte zustimmend und zog den Initianten bei denen er nun angekommen war die Pfeile aus dem Körper. Derek und Amber schnaufend ein 'Danke' vor sich hin, versuchten aber dann auch schnell wieder aufzustehen. Nicht, dass das gut funktionierte.
„Ihr könnt uns nicht helfen. Geht zurück zum Café und helft den anderen", entschied Eric dann leise und die Beiden verzogen sich mit unzufriedenen Mienen. So hatte sich das Derek vermutlich nicht vorgestellt.
Zu viert liefen sie weiter. Jason, Luna, Fire und Eric. Sie waren nun noch vorsichtiger. Den ganzen Park liefen sie ab, aber von den Gegnern fanden sie einfach keine Spur mehr. Es war wirklich frustrierend.
--- Cole POV ---
Cole hatte angespannt die Luft angehalten, bis die Gegner wieder weg waren. Aaron war abgehauen, Devon und Maddy lagen immer noch wimmernd auf dem Boden. Maddy hatte den Pfeil, der in ihrem Arm gesteckt hatte bereits rausgezogen, Devon hatte sich abgesehen von seinen Schluchzern, die seinen Körper vibrieren ließen, nicht geregt.
Was für eine Bande hatte er da eigentlich zugeteilt bekommen?! Leise stieg Cole vom Klettergerüst runter. Er würde zu der anderen Gruppe gehen. Seine Aufgabe hier hatte er, im Gegensatz zu den anderen, erfüllt. Tracy's Plan hätte besser geklappt, wenn seine Gruppe nicht aus Jammerlappen und Angsthasen bestehen würde. Allerdings taten diese Pfeile vermutlich weh, also konnte er verstehen, wenn seine Mitspieler erst einmal schrien oder zusammensanken. Aber Aaron hatte sich verpisst und Devon machte gar nichts. Maddy versuchte wenigstens, sich wieder aufzurichten.
Cole lief zu ihr und reichte ihr die Hand, an der sich sich hochzog.
„Geht's?", wollte er wissen, als er ihren verbissenen Gesichtsausdruck sah.
Maddy nickte: „Hast du gesehen, wer mich getroffen hat?"
„Eric, wieso?", er zögerte etwas mit seiner Antwort.
„Weil ich den jetzt fertig mache!", gab sie zurück.
„Du?", er sah sie erstaunt und auch skeptisch an. Maddy drehte sich mit zornigen Augen zu ihm um.
„Ja. Ich. Was dagegen?!"
Cole schüttelte schnell den Kopf. Er traute sich gar nicht erst, ihr zu widersprechen. Sie schien ziemlich wütend zu sein.
„Gut", sie lächelte ihn schmal an und tippte dann Devon mit dem Fuß an. „Hey! Wenn du wieder laufen kannst, kannst du ja an den Gleisen auf uns warten. Du scheinst heute nicht mehr viel zu taugen."
Devon keuchte, aber Cole und Maddy ignorierten es und setzten ihren Weg fort. Wo Aaron war, war gerade egal. Sie würden den Teufel tun und ihn jetzt suchen.
„Four hat ganz schön Pech mit diesem Team", durchbrach Cole dann die Stille. Auch, wenn er nur flüsterte, kam es ihnen in diesem Park vor, wie ein lauter Schrei, der die Aufmerksamkeit aller auf sie zog. Maddy nickte nur.
„Ich geh zur anderen Gruppe. Eric hat erwähnt, dass der Rest seiner Gruppe auch beim Café ist. Also da, wo die anderen suchen wollten. Sie werden vielleicht Hilfe brauchen."
Erneut nickte Maddy. Der Weg zum Café war schnell zurückgelegt und als die beiden ankamen, war bereits die Hölle los. Schon von weitem konnten beide Kampfgeschrei und Schüsse hören. Cole spannte sich nun noch mehr an und auch Maddy's Gesichtsausdruck wurde verbissener.
„Meinst du Eric ist auch da?"; wollte sie wissen, doch er zuckte nur mit den Schultern. Er vermutete eher nicht, aber wenn er es ihr sagte, so befürchtete er, dass sie wo anders nach ihm suchen würde, anstatt hier zu kämpfen.
„Schleichen wir uns von hinten an. Kein Geschrei!", warnte Cole, der jetzt einfach mal die Kontrolle übernommen hatte. Das Mädchen sagte nichts dagegen und folgte ihm.
Aus dem Dickicht, durch das sie liefen, konnte er Kim, Paige, Jordan und Kevin bereits kämpfen sehen.
„Meinst du, du schaffst es von hier ein paar Gegner zu treffen?", wollte er von ihr wissen.
„Aber natürlich!"
„Dann bleib du hier und versuch ein paar unserer Leute zu verteidigen. Ich laufe weiter, ja?"
Sie gab ihm ein Zeichen, dass sie verstanden hatte und Cole lief nun alleine weiter. Hoffentlich konnte sie gut zielen.
--- Tracy POV ---
Four und Tracy saßen immer noch auf der Insel fest. Ihre nasse Kleidung hing ihnen am Körper und sie zitterten nur so um die Wette. Von hier konnten sie die Anderen sehen und auch hören. Bisher hatte sie noch keiner entdeckt.
„Ich geh zu den anderen", entschloss sich Four plötzlich.
„Was?", fassungslos blickte Tracy ihn an. Er konnte sie hier doch nicht alleine lassen.
„Die kommen zu viert doch nicht gegen die alle an. Du bleibst hier. Und komm vom Baum runter. Ich glaube, dass man dich jetzt noch eher sehen würde. Es ist zwar Chaos da vorne, aber die Laternen sind angegangen und es ist jetzt heller", meinte er, bevor er sich seine Waffe nahm und den Weg durch den See zurück nahm.
Tracy rutschte den Baum wieder runter, doch auch von dort konnte sie alles konnte ganz genau beobachten, was auf der anderen Seite geschah. Sie konnte Kim kämpfen sehen. Sie konnte sehen, wie Eric und Fire zeitgleich mit Four beim Geschehen ankamen und sich unter die Leute mischten. Wie nacheinander einige zusammenbrachen, wenn ein Pfeil sie an einer ungünstigen Stelle getroffen hatte.
Zuerst sah es ziemlich schlecht aus für ihr Team, aber dann sah sie Cole, der sich am Rande aller hinter den Büschen entlang mogelte. Jetzt sah Tracy, wo er hin wollte. Sie konnte von hier einen hellen, Neongelben Schein ausmachen. Die anderen hatten ihre Flagge in der Eile wohl vergraben. Als sie angegriffen worden waren. Das hatte sie gar nicht bemerkt. Doch jetzt sah sie, wie Cole sich immer weiter auf die Flagge zubewegte. Er schien zu Schleichen, denn in dem Gebüsch, wo die Flagge verbuddelt war, saß noch einer vom Gegnerischen Team. Wenn sich Tracy nicht täuschte, dann war das sogar Daniel. Aber er saß mit dem Gesicht zum Café, wo die anderen sich bekämpften. Er konnte Cole also gar nicht sehen. Vielleicht war es gemein aus dem Hinterhalt anzugreifen, aber das war jetzt egal. Cole sah das wohl so ähnlich. Als er hinter Daniel stand, mit erhobenen Gewehr, drehte sich dieser plötzlich ruckartig um und hatte nur wenige Sekunden später einen Pfeil im Bein. Hatte er Daniel gerade wirklich angesprochen, nur um ihn nicht von hinten angreifen zu müssen? Tracy konnte nicht anders, als zu lachen. Sehr ehrenhaft. Wirklich!
Cole machte sich schnell daran, die Flagge, jedenfalls den Teil, der unter der Erde war, auszugraben. Als er sie dann wirklich ganz in der Hand hatte, sprang er jubelnd aus dem Busch. Nur langsam verstanden die anderen, was geschehen war, stürmten dann aber direkt auf ihn zu.
Von hier konnte Tracy sehen, wie die anderen gemeinsam feierten und jubelten. Auch sie grinste, wie verrückt vor sich hin. Sie freute sich so unheimlich über den Sieg. Auch, wenn sie nicht viel dazu hatte beitragen können. Cole hatte alles Recht, sich feiern zu lassen. Vielleicht hatte er sich gegen Ende nicht mehr an den Plan gehalten, aber man musste sich eben Situationen anpassen und das hatte er perfekt gemeistert.
Tracy konnte sehen, wie sehr sich Eric ärgerte. Er war kein guter Verlierer, aber wenigstens schrie er nicht so herum, wie andere Kinder es häufig in der Schule gemacht hatten, wenn es ihnen nicht passte.
Der Weg zurück durch den See war noch kühler, als davor. Vielleicht war es auch nur Einbildung, aber es kam ihr eben so vor. Sie zitterte und es war windiger geworden. Bis sie endlich am Ufer war, kam es ihr vor, wie Stunden. Four kam auf sie zu und klopfte ihr auf den Rücken: „Dein Plan war genial. Ohne ihn hätten wir es vermutlich nicht geschafft. Ich geh jetzt mal die Idioten suchen, die noch am Klettergerüst sind. Unglaublich, dass ich denen jetzt auch noch hinterher laufen muss."
Dann verschwand er auch schon und Tracy stand wieder alleine da. Sie wollte irgendwie nicht zu der jubelnden Menge. Kurz überlegte sie, zu Daniel und Kim zu gehen, die gemeinsam auf dem Rasen saßen, doch es sah gerade so vertraut aus, dass sie es niemals gewagt hätte, die Beiden zu stören.
Es war ein blödes Gefühl, hier alleine herumzustehen, doch sie konnte sich irgendwie nicht überwinden, sich weiter zu bewegen. Außerdem war ihr kalt und sie wollte am liebsten so schnell, wie es nur ging ins Warme und eine Dusche nehmen.
Plötzlich schlang sich von hinten ein weicher Stoff um ihre Schultern. Eine Jacke. Perplex drehte sie sich um und sah Eric in die Augen, der neben sie gehumpelt war.
„Ich hab gehört, dass es dein Plan war", meinte er leise und Tracy nickte nur. Was sollte sie schon sagen. Komischerweise spürte sie erst jetzt, dass sie absolut gar nicht mehr sauer war. Eigentlich hatte ja sowieso er mehr Grund dazu wütend zu sein.
„Bist du noch sauer?", wollte sie von ihm wissen und schaute auf ihre Füße, um ihn nicht anblicken zu müssen. Es dauerte ein Weile, bis er antwortete, doch schließlich schüttelte er einfach den Kopf.
„Ist schon okay. Wir haben wohl beide etwas übertrieben."
War das eine Art Entschuldigung gewesen? Tracy war klar, dass er niemals das Wort „Entschuldigung" in den Mund nehmen würde.
„Ich hätte nicht in deine Wohnung gehen sollen", stellte sie dann klar und er nickte. Das war eh keine Frage. Man ging einfach nicht in die Wohnungen anderer ohne deren Erlaubnis.
„Wieso humpelst du eigentlich?", fragte Tracy und runzelte die Stirn, als sie zu zweit wieder zurück zu den Gleisen liefen.
„Oh... ähm.. das", stammelte er und rieb sich nervös am Nacken. „Maddy hielt es für angebracht mir in den Fuß zu schießen."
Tracy grinste leicht. Bestimmt hatte er es verdient.
DU LIEST GERADE
Tracy Levine
FanfictionTracy Levine wächst bei den Candor auf, weiß aber schon seit sie klein ist, dass sie dort gar nicht hinpasst. Mit 16 Jahren trifft sie die endgültige Entscheidung und wechselt zu den Ferox, wo sie den strengen, aber doch gutaussehenden Anführer Eric...