Kapitel 20

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„Das, was ich da gesagt habe... ich habe es nicht so gemeint. Ich bin wirklich total bescheuert. Natürlich will ich dich in meiner Nähe haben. Ich liebe dich", meinte Eric, während Tracy ihn vollkommen verträumt musterte.
„Schon okay. Mir tut es ja auch Leid. Ich hätte deine Wohnung nicht betreten dürfen", entschuldigte sie sich und blickte schuldbewusst auf den Boden, während Eric sich ihr lächelnd nährte.
„Keine Sorge. Ist doch schon längst vergessen", hauchte er, drückte ihr Kinn sanft nach oben und nährte sich ihrem Gesicht. Tracy's Herz pochte wie wild, sodass sie glaubte, es ganz laut zu hören. Er kam ihr immer näher und sie schloss flatternd ihre Augen, als sie seinen warmen Atem auf ihren Lippen spürte.

„Aufstehen!", brüllte eine laute Stimme durch den Schlafsaal, sodass Tracy sofort aus Schock aufrecht im Bett saß. Was zur Hölle war denn hier los?! Wo war Eric denn hin? Hatte sie das gerade geträumt? Scheiße, war das peinlich. Sie spürte, wie sich das Blut in ihren Wangen sammelte und sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie rot ihr Gesicht gerade war. So etwas verrücktes hatte sie in ihrem Leben noch nie geträumt.
Verwirrt rieb sie sich über die Augen und blickte sich dann in dem hellen Schlafsaal um. Auch die anderen schienen noch recht müde zu sein. Nur Fire blickte aufmerksam zu Eric, der am Eingang stand und vollständig angezogen war.
„Zieht euch an. Wir gehen raus. Ihr habt fünf Minuten. Dann seid ihr in der Grube!"

So schnell, wie Eric gekommen war, verzog er sich auch wieder aus dem Raum und erst dann begannen sich manche zu rühren. Tracy seufzte leise und stand dann schnell auf. Fünf Minuten waren sehr wenig Zeit, also sollte sie sich vielleicht besser beeilen. Sie zog sich eine warme Sporthose, ein T-shirt und darüber eine gefütterte schwarze Jacke an, bevor sie sich ihre braunen Haare zu einem Pferdeschwanz band und machte, dass sie raus kam. Mit einigen anderen lief sie in Richtung Grube. Von weitem konnten sie sehen, dass auch schon einige andere Leute dort standen. Unter anderem Eric, Four und die gebürtigen Feroxinitianten. Es waren etwa vier der gebürtigen Ferox, die bereits da waren. Ein Junge war gerade dabei, sich den Schlaf aus den Augen zu reiben, einer gähnte gelangweilt vor sich hin und zwei Jugendliche, mit bunten, strubbeligen Haaren unterhielten sich doch recht lebhaft. Bei den beiden letzten handelte es sich offensichtlich um Zwillinge. Tracy lächelte leicht. Einer hatte rote und der andere hatte grüne Haare, doch beide waren momentan dabei, sich schwarze Mützen überzuziehen. Bei dem Grünhaarigen waren nun keine Haare mehr zu sehen, bei dem anderen blitzen vorne aber noch einige Strähnen hervor. Beide grinsten vor sich hin und schienen sich irgendetwas lustiges zu erzählen. Sie machten einen sympathischen Eindruck und deshalb, tat Tracy nun etwas, was sie normalerweise nie tat. Sie ging auf die beiden zu und begrüßte, sie mit einem freundlichen: „Hey!"
Die beiden blickten sofort zu ihr und während der Blick des Rothaarigen finsterer wurde, strahlte der Grünhaarige ihr entgegen.

„Ich bin Tracy", meinte sie dann aber und versuchte sich von dem missmutigen Blick nicht abschrecken zu lassen. „Wisst ihr, warum wir so früh geweckt wurden?"
„Aber sicher!", meinte der Grünhaarige. „Wir spielen Capture the Flag. Ist doch klar! Das ist hier eine Art Tradition. Four und Eric haben da seit einigen Jahren so etwas, wie einen Wettkampf am laufen. Letztes Jahr hat Eric gewonnen, aber ich glaube nicht, dass er es dieses Jahr wieder schafft. Four ist einfach fitter heute. Das siehst du doch auch so, oder Luna?"

Er wandte sich an den Rothaarigen, der, wie sich gerade herausgestellt hatte, ein Mädchen und kein Junge war. Peinlich! Gut nur, dass sie noch nichts in diese gesagt hatte.
„Weiß nicht so... Eric ist härter und kein Weichei. Aber ja. Four scheint einen guten Start in den Tag gehabt zu haben", meinte Luna mit einem Blick in Richtung der Ausbilder. Der Grünhaarige nickte und begann dann wieder zu grinsen. Da hatte wohl einer gute Laune.
„Und wie heißt du?", wollte Tracy wissen und sein Grinsen wurde tatsächlich noch breiter.
„Rate!", meinte er schließlich.
Tracy zog ihre Augenbraue nach oben: „Hm... Dumbo?"
Seine Schwester begann leise zu lachen, während er nur beleidigt aus der Wäsche sah.
„Er heißt Jason", ertönte dann eine Stimme hinter ihr und Tracy drehte sich schnell um. Vor ihr stand nun ein Mädchen, welches ihr recht ähnlich sah. Braune, lange Haare, grüne Haare, dafür aber etwas größer, als sie.
„Hey, ich bin Paige", stellte sie sich dann vor und reichte Tracy zur Begrüßung ihre Hand. Etwas überfordert nahm sie diese an und meinte dann: „Tracy."

Piage nickte, wendete dann aber ihren Kopf ab: „Wir sollten uns unsere Ausrüstung holen."
Die anderen nickten und holten sich von Four die Waffen. Auch Kim und Daniel waren mittlerweile da und gesellten sich zu Luna, Jason, Paige und Tracy.
Zusammen begannen sie aus dem Quartier zu joggen und erst jetzt fiel Tracy auf, dass sie seit ihrer Wahl für die Ferox das erste mal wieder draußen war.
Sie liefen zu den Gleisen, wo sie dann alle stehen blieben. Eric lenkte mit einem lauten Pfiff die Aufmerksamkeit der Initianten auf sich und begann dann zu erklären: „Also für alle, die noch immer nicht wissen, was wir hier machen: Wir werden heute Nacht Capture the Flag spielen. Bei dem Spiel werdet ihr in zwei Teams aufgeteilt. Ich und Four wählen. Gewählt wird im Zug. Er kommt dahinten. Die Prozedur kennt ihr ja schon. Ihr springt alle in einen Wagon! Wir bleiben zusammen!"

Der Zug kam mit rasantem Tempo angeschossen und Tracy glaubte auch nicht daran, dass er anhalten würde. Vielleicht ein wenig bremsen, aber mehr sicher nicht. Damit hatte sie auch recht. Von weitem hörte sie die Bremsen laut quietschen, doch viel an Geschwindigkeit verlor das Fahrzeug nicht. Trotzdem rannten sie los und versuchten mit dem Zug Schritt zu halten, um sich an einem der Türgriffe ins Innere ziehen zu können. Tracy lief neben Four her, der sich nun an einen der Griffe hangelte und mit einem Druck auf den Schalter die Tür des Wagons öffnete. Als erstes sprang Four hinein, bevor er seinen Arm nach draußen streckte und Tracy helfend seine Hand darbot. Verwundert blickte sie sie an, hatte aber keine Zeit zu überlegen und griff zu. Hinter ihr kamen nun auch noch die anderen. Eric und Four standen drinnen an der Tür und halfen allen rein. Tracy grinste Kim zu, die sich mit den anderen zu ihr gesellt hatte.

„Jetzt beeil dich!", hörten sie Four rufen und alle blickten zu ihm, der seine Hand immer noch nach draußen gerichtet hatte. Eigentlich hatten sie gedacht, dass alle Initianten es bereits geschafft hatten, in den Zug zu springen, doch scheinbar hatten sie sich geirrt. Neugierig blickte Tracy an Eric vorbei nach draußen. Abby! Scheiße!
Vorsichtig lief sie zur Tür und versuchte sich an der Wand festzuhalten.
„Abby!", schrie sie. Tracy wusste, dass Abby nicht sonderlich gut beim Ranking abgeschnitten hatte. Vielleicht könnte ihr dieses Spiel hier noch helfen? „Lauf Abby! Du schaffst das!"
Sie sah, dass Abby bereits am schnaufen war und immer weiter zurückfiel, doch Tracy wollte es nicht wirklich wahr haben. Abby war ihr, auch wenn die beiden nicht viel miteinander zu tun hatten, doch irgendwie wichtig. Sie kamen beide von den Candor und waren auf diese Weise irgendwie miteinander verbunden. Das hörte sich sicher komisch an, aber es fühlte sich so an. Trotzdem konnte Tracy sehen, dass Abby es nicht mehr schaffen würde. Sie stolperte mehr, als dass sie rannte und als sie dann auch noch hinfiel und sie als Person immer kleiner wurde, schluckte Tracy schwer. Dieses Mädchen würde es nicht mehr in die zweite Phase schaffen. Sie würde als Fraktionslose enden. Es schmerzte Tracy, das zu wissen, doch Abby war wirklich nicht gut genug gewesen.

„Tracy", flüsterte Kim und zog sie an ihrem Arm zurück, um sie von der Tür weg zu bekommen. „Ist doch okay. Oder?"
Tracy zuckte mit den Schultern: „Ich hatte gehofft, dass sie es vielleicht trotzdem noch in die zweite Phase schafft. Weißt du?"
Kim nickte, antwortete aber nicht darauf. Sie verstand es vermutlich gar nicht so richtig.

Eric rieb sich am Nacken und seufzte dann, bevor er wieder anfing zu reden: „Tja.. Also eine hat es nicht in den Zug geschafft. Ist eigentlich, wenn ich so darüber nachdenke, auch besser, dann haben wir eine gerade Anzahl an Spielern. Anders wäre es wohl unfair gewesen für ein Team."
„Also für mich wäre das kein Problem gewesen. Ich hätte dich auch besiegt, wenn du einen mehr in deinem Team gehabt hättest", grinste Four ihn an und Eric gab nur ein tiefes Knurren von sich. Als würde es hier nur um dieses dämliche Spiel gehen, dachte Tracy verärgert, hielt aber die Klappe.
„Du fängst an, zu wählen!", meinte Eric und Four nickte leicht, bevor er seine Augen über die Initianten schweifen ließ.
„Jordan", begann er dann und Eric nickte.
„Daniel."
„Cole."
„Fire."
„Tracy", meinte dann Four und erschrocken blickte diese zu ihm. Sie hatte nicht gedacht, dass er sie wählen würde. Vor allem nicht, nachdem sie mit Tris gekämpft hatte. Eigentlich dachte sie, dass er ziemlich wütend auf sie war und sie am Ende sogar nach Devon gewählt worden wäre. Eric war sauer auf sie und Four war.. nun.. sie dachte wütend.
„Luna."
„Kim."

So ging das noch ein wenig weiter, bis endlich alle aufgeteilt waren.

Team Eric: Daniel, Fire, Brandon, Jason, Luna, Liv, Amber, Derek und David
Team Four: Devon, Kim, Kevin, Cole, Paige, Jordan, Aaron, Maddy und Tracy

Tracy war relativ zufrieden mit dieser Aufteilung, auch wenn es cool gewesen wäre, wenn Jason, Luna und Daniel noch bei ihnen gewesen wären. Aber so war es nun eben und damit konnte sie auch gut leben.
„Springt ihr zuerst?", wollte Four von Eric wissen, der kurz nach draußen in die Dunkelheit sah: „Kann ich machen."
Er wirkte ein wenig abgelenkt und schien über irgendetwas nachzudenken. Tracy zuckte desinteressiert mit den Schultern und wand sich dann Paige zu, die Kim gerade erklärte, wie dieses Spiel überhaupt genau funktionierte.
„Und dieses Dinger da simulieren wirklich den realen Schmerz einer Schusswunde?", wollte Kim erschrocken und gleichzeitig interessiert wissen.
„Jap", meinte Paige stolz und grinste. „Versuch, dich nicht treffen zu lassen. Das tut echt scheiße weh."

Tracy achtete nicht viel auf ihre Unterhaltung. Sie war sich doch recht sicher, dass sie wusste, wie man Capture the Flag spielte. Außerdem war sie tatsächlich noch ein wenig zu müde, um sich jetzt in ein Gespräch zu stürzen.
Allmählich sah das Team von Four Eric's dabei zu, wie sie aus dem Zug sprangen und Four schien sich dadurch zu lockern.
„Okay. Wir werden auch bald abspringen, aber als erstes möchte ich euch noch einmal daran erinnern, dass das hier ein taktisches Spiel ist. Kapiert? Wir ballern nicht wild drauf los. Wenn das einer von euch macht, werde ich ihm einen der Pfeile in den Hintern jagen, verstanden?", meinte er und er schien es wahrhaft ernst zu meinen. Unwillkürlich begann Tracy zu grinsen. Wie oft hatte er wohl schon Initianten gehabt, die unsinnig durch die Gegend gefeuert hatten?

Es dauerte nicht mal zwei Minuten, bis auch Four's Team ebenfalls absprang. Tracy landete, anders, als beim letzten Mal, auf ihren Füßen und stolperte noch einige Schritte weiter, um nicht umzukippen.
„Okay!", meinte Four und winkte uns hinter ihm her. „Ich denke, jeder von euch weiß mittlerweile, worum es bei Capture the Flag geht? Das Ziel ist eigentlich, dass wir die Flagge des anderen Teams stehlen, bevor sie unsere Flagge in die Hände bekommen. Das Team, das die gegnerische Flagge erobert, hat das Spiel gewonnen. Jeder von euch hat ein Gewehr und ausreichend Munition. Jetzt ist es an euch, euch eine Strategie zu überlegen. Bitte denkt nicht, dass es etwas bringt, einfach planlos auf das andere Team zuzustürmen und zu hoffen, dass sie keinen von euch erwischen. Das wäre bescheuert und es ist alles andere, als effektiv."

Sofort begann eine laute Diskussion. Jeder rief irgendeine Idee dazwischen, von der eine dümmer war, als die andere. Tracy stand daneben und dachte nach. Sie glaubte nicht, dass es etwas bringen würde, sich hier zu streiten. Auch Cole stand eher abseits und starrte Gedankenverloren zu den Bäumen, die dicht nebeneinander standen. Tracy war sich ziemlich sicher, dass sie relativ nah am Gelände der Candor waren. Hier in diesem Park war sie schon häufiger gewesen. Es war kein sehr großes Gelände, aber die Bäume standen so dich aneinander, dass sie gute Versteckmöglichkeiten baten und eigentlich deshalb auch perfekt für dieses Spiel waren. Aber natürlich bestand der Park nicht nur aus Bäumen, sondern auch aus verschiedenen Spielplätzen und Tracy wusste, dass in der Mitte des Areals noch ein Gebäude war, in dem, aber da war sie sich nicht so ganz sicher, ein recht großes Café mit Außenbereich war. Ansonsten gab es noch viele Grünflächen, einen Fußballplatz und einen See, auf dem häufig Enten schwammen.

„Ähm", Cole schien etwas sagen zu wollen, traute sich aber nicht so recht. Komisch. Er war doch in letzter Zeit wirklich aufgetaut. Schließlich räusperte er sich doch nochmal und versuchte seine Stimme wieder selbstbewusst klingen zu lassen. „Kann mir mal einer sagen, was genau es hier in diesem Park eigentlich gibt, damit ich mit überlegen kann? Ich war hier noch nie."
„Wiesen, Bäume, Spielplatz mit Klettergerüst, See und ein Café mit Außenbereich."
Tracy ratterte alles schnell hinunter, bevor sie dann ihre Hand hob: „Warte... ich hab vergessen zu sagen, dass es auch Enten gibt."
Cole grinste leicht und nickte dann dankend.

„Wie wäre es, wenn wir die Fahne beim Klettergerüst verstecken?", schlug er dann vor, doch Jordan schüttelte den Kopf.
„Besser nicht. Das ist zu auffällig. Genau das werden die doch von uns erwarten."
Da musste Tracy ihm recht geben. Viel zu offensichtlich. In ihrem Kopf bahnte sich eine Idee an, doch wenn sie ehrlich war, war sie selbst nicht sehr begeistert davon. Nicht deshalb, weil der Plan nicht gut war, sondern weil es für den, der den wichtigsten Part ausführen müsste sehr unangenehm werden konnte und sie war sich sehr sicher, dass das wohl kaum jemand freiwillig mitmachte. Aber hier ging es gerade mehr, als darum, was sie wollte oder nicht. Die Fahne zu verstecken war eben bedeutend wichtig.

„Ich hätte eine Idee", meldete sie sich schließlich zu Wort und die anderen blickten sie abwartend an. „Ich finde, dass Jordan Recht hat. Das Klettergerüst ist viel zu auffällig. Aber genau das könnte für uns ein Vorteil werden. Natürlich wird Eric kein Idiot sein, sondern dort zuerst nachsehen. Deshalb würde ich sagen, dass wir dort besonders viele Leute postieren, um 'die Fahne zu bewachen'."
Als sie das sagte, machte sie mit ihren Fingern Anführungszeichen.

Four blickte interessiert zu ihr und schien darauf zu warten, dass sie weitersprach.
„Die Fahne verstecken wir woanders. Der Ort ist nicht unbedingt sehr harmonisch und ich kann verstehen, wenn manche von euch da nicht hin wollen, aber er ist schwer zu erreichen und sie werden wohl erst spät darauf kommen. Damit meine ich diese kleine Insel, die vom See umgeben ist."
Die anderen blickte Tracy fassungslos an. Der See war aber wirklich eine schwere Hürde. Es wäre kalt und man konnte dort nur begrenzt stehen. Mit Tracy's Größe durfte das wohl schon wieder etwas komplizierter werden.

Four stand nun auf: „Das reicht aber nicht. Das Spiel ist erst beendet, wenn eine der beiden Fahnen vom gegnerischen Team erobert wurden. Dein Plan beinhaltet nur das Verstecken unserer Fahne, beziehungsweise das Ablenkungsmanöver, das jedoch auch nicht sehr lange halten wird. Wir brauchen aber auch Leute, die die Fahne der anderen suchen und erobern."
Tracy stimmte ihm zu: „Dann müssen wir uns in drei Gruppen aufteilen. Ich würde vielleicht sagen, dass zwei mit unserer Fahne auf die Insel gehen und der Rest sich in zwei gleich große Teams teilt. Das eine Team geht los und sucht nach dem Versteck der Gegner, die anderen müssen auf jeden Fall hier bleiben und für die Ablenkung sorgen."
Ihr Team stimmte zögernd zu und schon nach kurzer Zeit war entschieden, wer nach der Fahne suchte und wer für die Ablenkung sorgte. Nur fand sich niemand, der freiwillig durch das Wasser waten wollte, um die Fahne zu verstecken.
Genervt seufzte Four: „Zwei müssen auch noch unsere Fahne verstecken und wir sollten uns vielleicht mal etwas beeilen, denn bald geht es los. Wir haben noch knapp fünf Minuten. Vielleicht auch etwas mehr."

Tracy blickte überlegend auf ihre Finger. Dann seufzte sie und meldete sich freiwillig. Es war ihre Idee gewesen. Da konnte sie nicht von den anderen erwarten, dass sie das für sie taten.
Four nickte ihr zufrieden zu und sah dann abwartend zu den anderen, die aber allesamt unbeteiligt in der Gegend herum starrten. Four hätte sich am liebsten die Hand vors Gesicht geschlagen. Er wollte keinen schlechten Kämpfer mitschicken und die Guten wurde hier auch gebraucht. Also entschied er sich, einfach selber mitzukommen. Von ein bisschen Wasser würde auch er nicht sterben. Hoffentlich war den Initianten aber auch bewusst, dass es nicht unbedingt den besten Eindruck machte, sich auch vor den blöden Jobs zu drücken. In dem Fall, konnte er aber kaum jedem Punktabzug geben. Dafür waren sie zu viele. Besser war es also wohl, wenn Tracy einfach Pluspunkte bekommen würde, entschied er.

„Okay", meinte er dann. ,,Jeder weiß, was zu tun ist und wo er hin muss?"
Alle nickten und dann liefen sie los. Tracy und Four gingen eine Weile mit dem Team mit, das die Flagge der anderen finden und erobern sollte mit. Mit der Suche würden sie wohl beim Café beginnen. In dem Team waren unter anderem Kim, Kevin, Paige und Jordan. Das Team, das für die Ablenkung sorgen sollte, bestand aus Devon, Maddy, Cole und Aaron. Das zweite Team hatte, soviel Tracy mitbekommen hatte eher die schlechteren Kämpfer. Nur Cole gehörte zu den Stärkeren.

Am See trennen sich ihre Wege und Tracy und Four wateten mit ihrer neongelben Flagge in das kühle Wasser hinein.
„Scheiße!", fluchte Tracy leise und klapperte mit den Zähnen. „Das ist so verdammt kalt!"
Four erwiderte nichts darauf, doch Tracy konnte auch sehen, dass er angestrengt die die Zähne aufeinander biss.
„Gib mir deine Waffe", meinte er dann und streckte seien Hand verlangend nach ihr aus. „Ich bin größer, als du und sie sollte besser nicht nass werden."
Tracy nickte, gab ihm das Gewehr und nahm selbst die Flagge an sich. Es waren bestimmt dreißig oder vierzig Meter, die sie durch das Wasser zurücklegen mussten und Tracy verfluchte sich wirklich für diese bescheuerte Idee. Wieso hatte sie das bloß vorgeschlagen? Ihren Körper konnte man nur noch vom Hals an nach oben aus dem Wasser ragen sehen. Four ging das Wasser bis zur Brust. Dennoch kamen sie schnell voran.
Als sie endlich an der Insel angekommen waren, stampften sie immer noch zitternd an Land.
„Manchmal hasse ich es, wenn Initianten gute Ideen haben", murmelte Four und schüttelte sich einmal ordentlich aus.
Tracy achtete nicht groß darauf. Sie hatte noch eine weitere verrückte Idee. Ein Grinsen zierte ihr Gesicht und als Four sich aufrichtete und es bemerkte, schüttelte er abwehrend den Kopf. Dieses Grinsen sah irgendwie gefährlich aus.

„Siehst du das Vogelnest da?", wollte sie schließlich wissen und deutete auf ein riesiges Nest, das in einiger Entfernung hinter einem Busch auf dem Boden lag und in dem eine Entenfamilie zu schlafen schien. Four nickte und blickte sie fragend an. Tracy wedelte nur mit der Fahne und schritt dann darauf zu. Four seufzte. Dieses Mädchen war verrückt geworden. Wenn sie es denn nicht schon davor gewesen war.

Tracy LevineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt