Kapitel 31

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--- Eric POV ---


Als Eric auf sie zugegangen war und sie angesprochen hatte, war ihm fast klar gewesen, dass sie nicht mit ihm reden würde. Er konnte es ihr auch kaum verdenken, immerhin war er nicht sehr umsichtig gewesen und seine Ausdrucksweise hatte sie vermutlich fühlen lassen, als wären große Hämmer auf ihre Gefühle eingestampft. Wie musste sie sich nach ihrem Gespräch gefühlt haben? Zurückgewiesen und verletzt.


Er schämte sich für seine Worte, doch als sie dieses Gespräch geführt hatten, hätte er ihr unmöglich sagen können, dass er in sie verliebt war, denn er war sich seiner Gefühlen wirklich nicht sicher gewesen. Aber die letzten Tage waren so schrecklich gewesen. Sie zerrten an seinen Nerven und auch nachts konnte er sich nicht ausruhen, weil es ihm schwer fiel, die Augen zu schließen. Niemals hätte er gedacht, dass es ihm so schwer fallen würde, ohne Tracy in einem Bett zu schlafen. Sie nicht um sich zu haben, war merkwürdig. Normalerweise verbrachten sie so viel Zeit zusammen und jetzt, diese ganze Woche lang, hatte sich so gezogen und war einfach nur langweilig gewesen.


Was sich alles änderte, wenn man die Zeit ohne die Person verbrachte, die einem so viel bedeutete. Wieso hatte er nur nicht früher gemerkt, wie sehr er sie brauchte. Er wusste, dass er ihr seine Gefühle gestehen musste. Ganz aufrichtig. Denn in dieser Woche, in der er jeden Tag alleine auf seiner Couch gesessen und jede Nacht alleine in seinem Bett gelegen hatte, war ihm endlich klar geworden, dass er seinen Alltag gar nicht ohne sie verbringen konnte. Er liebte sie und er konnte nichts dagegen tun. Er wollte es aber auch gar nicht. Vielleicht war es besser so, als wenn er praktisch alleine leben würde. Er konnte unmöglich sagen, dass er früher ohne jemanden um sich, zufrieden war. Er war nur nicht unzufrieden gewesen.


Nun saß er hier, wie die letzten Tage auch und starrte emotionslos auf seinen Fernseher. Es lief der gleiche Film, den er noch vor wenigen Wochen mit Tracy geguckt hatte. Er hatte den Namen des Filmes herausgefunden und ihn dann besorgt. Viele Orte, die in dem Film zu sehen waren, hatte er noch niemals irgendwo in der Umgebung gesehen und er wünschte sich manchmal wirklich, solche Orte auch mal in echt besuchen zu können. 'Die nackte Wahrheit' war eigentlich ein sehr lustiger Film, musste er zugeben und nicht mal unbedingt kitschig, wie er zu aller erst gedacht hatte, als er nur das Ende gemeinsam mit seiner Initiantin angesehen hatte.


Frustriert schüttelte er den Kopf und seufzte schwer. Es war einfach nicht mehr das Gleiche. Doch er konnte jetzt nicht einfach so, ohne Vorwarnung zu Tracy spazieren. Sie würde ihm nicht vergeben. Was sollte er denn nur tun? Verdammt! Er war überfordert. Er wollte unbedingt, dass sie ihm vergab. Er wollte sie für sich und die Angst, dass sie ihn nicht mehr haben wollte, machte ihn absolut fertig.


Wie gerne wäre er zu ihr gerannt, hätte sie an sich gepresst und seine Lippen auf ihre warmen, weichen gedrückt. Doch er konnte diesem Drang nicht nachgeben. Er durfte auch gar nicht. Mal von der Sache abgesehen, dass sie ihm klargemacht hatte, dass er sich von ihr fern halten sollte, war da ja auch noch diese kleine, nicht gerade nebensächliche Tatsache, dass Tracy seine Initiantin und er ihr Trainer war. Es gab keine wirkliche Richtlinie, die besagte, dass er mit einer Initiantin keine Beziehung führen durfte, aber es wurde sicher nicht gerne gesehen. Der Verdacht, er hätte sie durch ihre Initiation geschmuggelt, würde vor allem in der zweiten Phase heiß diskutiert werden.


Eric seufzte. Sein Kopf dampfte schon fast. Er dachte zu viel nach, aber er konnte auch nicht anders. Frustriert ließ er seinen Körper in die Couchkissen fallen und fuhr sich mit seiner Hand über die geschlossenen Augen. Sein Körper war Müdigkeit eigentlich gewohnt, aber die letzten Tage und Nächte waren wohl doch zu extrem gewesen, denn er spürte langsam aber sicher, wie er immer mehr in den Schlaf abdriftete.

Tracy LevineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt