Kapitel 24

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--- Eric POV ---


Tracy war vollkommen durch den Wind. Irgendwo verständlich. Am liebsten hätte Eric diesem verdammten Initianten in den Arsch getreten. Aber es hatte eben nur seine bescheuerte Fresse erwischt. Wenn er sich richtig erinnerte, war sein Name Derek. Four hatte sich einige Male über ihn beschwert, doch er schien es ja trotzdem weiter in die nächste Runde geschafft zu haben. Wenn auch nur sehr knapp, wie er sich erinnerte.


Vorsichtig, um Tracy nicht fallen zu lassen, öffnete Eric seine Wohnungstür und brachte Tracy zu seinem Bett, wo er sie sanft ablegte. Sie hatte sich auf dem Weg hier her wieder etwas beruhigt und war nur kurz bevor sie hier in der Wohnung angekommen waren eingeschlafen. Eric fühlte sich auch um einiges wohler, jetzt da sie endlich schlief. Denn es fiel ihm schwer, mit weinenden Menschen umzugehen. Viele waren der Meinung, dass Ferox ihre Gefühle nicht auf diese Art und Weise zu zeigen hatten. Dass sie stark sein mussten. Die meisten dachten auch, dass Eric eben dieser Meinung war. Gefühle hätten hier nichts zu suchen in dieser Fraktion, doch er sah das etwas anders.


Eric fand nämlich, dass Gefühle gezeigt werden durften. Ferox durften Weinen, Schreien, Flirten, Schimpfen und Verzweifeln. Solange es sie nicht daran hinderte, im Ernstfall, wenn sie und ihre Kollegen in Gefahr waren, zu handeln, sodass sich ihre Partner auf sie verlassen konnten. Das würde auch ein wichtiger Part der zweiten Phase werden, die übermorgen begann. In schwierigen und Angst einflößenden Situationen noch kontrolliert handeln zu können. Er war gespannt, wie seine Initianten damit umgehen konnten. Er hoffte, dass Tracy durch diesen Vorfall gerade keinen Nachteil einzustecken hatte.


Die zweite Phase war sowieso schon schwierig genug. Aber wenn man dann auch noch einen solchen Vorfall erlebte, keine zwei Tage vor dem Beginn der nächsten Phase, dann konnte es doppelt so schwer werden. Für viele wären diese Geschehnisse traumatisch und auch, wenn Tracy eine starke Person war, konnte sich Eric gut vorstellen, dass dieses Erlebnis noch einige Zeit an ihr haften würde. Fast zu vergewaltigt zu werden, war ja auch nichts, was man einfach so mal wieder vergaß.


Tracy murrte und drehte sich von einer Seite auf die andere, ohne aufzuwachen. Dabei rollte sie sich ganz eng zusammen und legte ihre Arme schützend um sich, als wolle sie alles, was ihr etwas antun könnte von sich fern halten. Eric sah sich ihr Gesicht an und verzog das Gesicht. Ihre ganze Schminke war verschmiert. Das war sicherlich Derek gewesen. Wieder durchzuckte Eric das Bild von diesem Arschloch, wie er sich über die schreiende und sich wehrende Initiantin her machte. Aber Tracy war nicht nur eine Initiantin. Sie war eben Tracy und er wollte nicht, dass ihr so etwas schreckliches noch einmal geschah.


Es ärgerte ihn, dass sie sich nicht hatte wehren können. Er war nicht sauer. Nur enttäuscht. Eric war sich bewusst, dass der Alkohol, den sie in sich hineingekippt hatte, dabei durchaus eine Rolle spielte. Doch das sollte er nicht. Wie konnte er sich denn sicher sein, dass ihr nichts Schlimmes geschah, wenn sie sich unter dem Einfluss von Alkohol nicht im Griff hatte. Er hatte gesehen, wie schwach ihre Arme und Beine waren, als sie sich gegen ihn gestemmt hatte. Wie langsam ihre Reaktionen waren. Er wollte unter keinen Umständen, dass das nochmal passierte.


Eric seufzte und ließ sich kurz auf seine Couch sinken, nur um wenige Sekunden später sofort wieder aufzustehen und in die Küche zu laufen. Er trank ein Glas Wasser und ließ dabei seinen Blick durch die vollkommen aufgeräumte Wohnung schweifen. Er hatte erst vor kurzem wieder vollkommen ausgemistet. Was genau ihn dazu bewegt hatte, konnte er nicht sagen. Aber er hatte sich eine Menge Gedanken darüber gemacht, dass Tracy zusammen mit Fire in dieser Wohnung gewesen sein musste und die ganze Unordnung gesehen hatte. Es war ihm irgendwie unangenehm gewesen.

Tracy LevineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt