Tracy war unglaublich aufgeregt, als sie mit Eric gemeinsam eine schmale Leiter nach oben stieg. Eric hatte sie vorgeschickt und kletterte deshalb nun genau hinter ihr hoch.
„Die Klappe dort oben musst du öffnen", wies er sie an und sie blickte zu einer Luke, die sich über ihrem Kopf befand. Vorsichtig löste sie eine Hand von der Leiter und drückte die Metallplatte zur Seite. Mit ihrer vollen Kraft zog sie sich an den Kanten nach oben und stemmte sich von der Leiter durch die Decke. Eilig machte sie Eric Platz, der ihr folgte. Er war schneller draußen, als sie es gewesen war. Das lag wohl zum einen daran, dass er häufiger hier oben war und deshalb Übung hatte, aber auch, weil er sehr viel stärker war. Und wie stark er war. Das sah man an seinen Muskeln.
Tracy starrte eine Weile auf seine kräftigen Arme, bevor sie kräftig schluckte und sich wieder abwendete. Sie wollte und sollte ihn nicht so ansehen. Am Ende würde sie noch anfangen zu sabbern. Eilig schüttelte sie das Bild von sich selbst, sabbernd und mit großen Hundeaugen, aus ihrem Kopf. Dieser Gedanke war wirklich vollkommen verrückt. Hoffentlich hatte Eric nichts von ihrem Blick auf ihn gemerkt. Das wäre ja noch peinlicher.
Endlich schaute sie weg und blickte sich um. Dieses Dach, auf dem sie sich befanden, kam ihr irgendwie bekannt vor. Die umliegenden Gebäude waren eigentlich, wenn sie sich das so ansah, noch höher, als dieses hier. Stirnrunzelnd ging sie an den Rand des Daches. Waren das da vorne Schienen?
Eric hinter ihr lachte leise, als er ihr dabei zusah, wie sie versuchte sich zu orientieren.
„Wo sind wir hier?", fragte sie aber schließlich, weil sie nicht länger darüber nachdenken wollte, woher sie diesen Ort hier kannte.
Eric grinste: „Erkennst du es denn nicht? Hier seid ihr an eurem ersten Tag angekommen. Da vorne sind die Schienen des Zuges und dort, siehst du diese riesige Platte? Dort musstet ihr runterspringen. Die Platte ist fast immer nach vorne gefahren, wenn keine neuen Initianten kommen. Aber man kann sie natürlich auch ganz einfach wieder öffnen."
Innerlich schlug Tracy sich gegen die Stirn. Wie hatte sie das bloß nicht erkennen können?
„Aber wir müssen später doch nicht da runterspringen, oder? Wir werden die Leiter nehmen", wollte sie sicher gehen, da sie gerade eigentlich keine Lust hatte, aus über 15 Metern Höhe in irgendein Netz zu fallen, das sie von oben nicht einmal sehen konnte. Jedenfalls hatte sie jetzt keine Lust auf ein solches Spektakel.
Eric stieß ein raues Lachen aus und schüttelte dann den Kopf: „Wir müssen nicht springen, nein. Außer du möchtest, aber ansonsten können wir auch ruhig die Leiter nehmen."
„Dann nehme ich mir doch lieber die Leiter", kicherte sie und ließ sich auf den Schotter auf dem Dach sinken. Kaum, dass sie auf den unbequemen Steinen Platz genommen hatte, stand sie wieder auf und legte ihre Jacke hin, damit sie es etwas angenehmer hatte. Eric tat es ihr gleich und hockte sich neben sie. Gemeinsam lehnten sie sich an die Steinmauer hinter ihnen. Wohlig seufzte Eric auf und Tracy musste unwillkürlich lächeln, als sie es hörte.
Am Stand der Sonne konnte man erkennen, dass es später war, als Tracy gedacht hatte. In etwa einer halben Stunde würde es sicherlich schon Abendessen geben, doch wenn sie ehrlich war, hatte sie überhaupt keine Lust, sich von hier weg zu bewegen.
In ihren Knochen konnte sie die Müdigkeit spüren. Sie hatte zwar heute nicht viel gemacht, aber sie war trotzdem erschöpft. Sie stieß ein leises Gähnen aus und schmiegte sich an Eric an, der nach einem kleinen Zögern seinen Arm um sie legte und sie noch näher an sich zog. Tief atmete sie seinen Duft ein und kuschelte sich eng an seine Brust.
Verträumt fuhr sie eine Naht an seiner Jacke nach und grummelte leise. Sie merkte selbst immer, wenn sie anhänglich wurde, doch sie konnte es gerade nicht ändern. Sie wollte es auch eigentlich gar nicht. Sie wollte gerade nur hier mit Eric sitzen und genießen, dass sie mal wieder an der frischen Luft war.
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Tracy Levine
FanfictionTracy Levine wächst bei den Candor auf, weiß aber schon seit sie klein ist, dass sie dort gar nicht hinpasst. Mit 16 Jahren trifft sie die endgültige Entscheidung und wechselt zu den Ferox, wo sie den strengen, aber doch gutaussehenden Anführer Eric...