--- Eric POV ---
Abwartend beobachtete er das Geschehen auf seinem Bildschirm. Er war froh über die neue Regelung, dass die Initianten abwechselnd zuerst beim einen und danach beim anderen Ausbilder die Simulationen machen mussten, um auf jeden Fall alle Unbestimmten zu entlarven. Aber dafür interessierte er sich gar nicht mehr. Ihm ging es nun darum, mehr in die Gefühlswelt einer bestimmten Initiantin einsehen zu können und dafür war das hier die perfekte Gelegenheit.
Er sah sich nun schon seit knapp elf Minuten Tracy's Simulation an. Ihm war bewusst, wodurch diese Angst ausgelöst worden war. Es waren nicht die in der Ecke liegenden Puppen, die ihr Angst machten, das flackernde Licht oder die knirschenden Geräusche, sondern das enorme Gefühl der Hilflosigkeit. Sie konnte sich nicht bewegen und sich nicht gegen das wehren, was ihr bevorstand. Vermutlich war diese Angst verbunden mit dem Übergriff von Derek auf Tracy. Anders konnte er sich diese Simulation auch nicht erklären. Es war unwichtig, was dort die Treppe hoch kam. Das, worum es ging, war die Tatsache, dass sie nichts gegen diese Situation tun konnte. Sie konnte nicht kämpfen, sie konnte sich nicht verstecken.
Es war nicht schön dabei zuzusehen, wie sich die Braunhaarige auf ihrer Matratze leicht wand. Sie rutsche kaum einen Millimeter vor oder zurück. Aber Eric konnte erkennen, dass sie versuchte, ihre Muskeln anzuspannen, aufzustehen oder sich sonst wie zu bewegen. Es war hoffnungslos.
Eric ließ seine Augen nun von dem Bildschirm zum Stuhl gleiten. Die echte Tracy, die sich gerade nicht in ihrer Angstsimulation befand, sondern regungslos mit geschlossenen Augen und ohne den hektischen Atem da lag, schien viel entspannter. Ihm war klar, dass es gleich stoppen würde. Diese Simulation wäre gleich vorbei. Wenn man einige Male hier vor dem kleinen Computer saß und sich die Ängste der Initianten ansah, konnte man das irgendwann einschätzen. Nicht mal mehr eine Minute und dann...
--- Eric POV Ende ---
Tracy schreckte mit panischem Gesichtsausdruck hoch. Ängstlich sah sie sich in dem Raum um. Die weißen hellen Kacheln der Wände und des Bodens brachten sie schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Eine Simulation. Wieso vergaß sie, wenn sie ihren Ängsten begegnete nur immer, dass es nicht real war? Es war so unendlich frustrierend. Jedes Mal kam sie mit schnell schlagendem Herzen und rasenden Puls aus diesen Simulationen, völlig orientierungslos.
Ihre Augen huschten im Raum umher, blieben kurz an Eric hängen, der sie abwartend musterte, huschten weiter und huschten dann auch wieder zurück. Eric sah sie immer noch an. Er saß auf einem kleinen, unbequem wirkenden Hocker. Seine Hand lag auf dem Tischchen, auf dem auch der Computer stand.
Tief atmete sie ein und versuchte sich wieder zu beruhigen. Ihr Puls schlug immer noch in rasanten Tempo und nur ihre Atmung ließ sich etwas verlangsamen und kontrollieren.
„Alles okay?", fragte Eric und reichte ihr eine Flasche Wasser, die er hinter dem Tisch stehen hatte.
Tracy seufzte erleichtert und riss sie ihm schon praktisch aus der Hand. Schnell schraubte sie denn Deckel auf und wollte trinken. Kurz vor ihrem Mund stoppte sie die Flasche noch einmal und sah misstrauisch zu Eric: „Haben da die anderen draus getrunken?"
„Ist das wichtig?", wollte er verwirrt wissen. Sie seufzte und schloss die Flasche wieder. Sie war kein Fan davon, den Speichel auf so eine extrem unnötige Weise zu teilen.
„Ich mag es nicht, wenn andere davor aus einer Flasche getrunken haben", erklärte sie und reichte ihm das Wasser. Er jedoch verschränkte seine Arme und sah sie mit festem Blick an: „Da hab nur ich draus getrunken und wir haben schon mal rumgemacht, also sollte das bei mir ja kein Problem sein."
Tracy sah ihn aus für ihn unergründlichen Augen an und nahm dann wieder die Flasche zu sich. Rumgemacht? So nannte er das also. Ihr eigenes Versprechen fiel ihr wieder ein. Sie musste ihn darauf ansprechen und sie würde wohl kaum eine bessere Gelegenheit dazu finden, als jetzt.
DU LIEST GERADE
Tracy Levine
FanfictionTracy Levine wächst bei den Candor auf, weiß aber schon seit sie klein ist, dass sie dort gar nicht hinpasst. Mit 16 Jahren trifft sie die endgültige Entscheidung und wechselt zu den Ferox, wo sie den strengen, aber doch gutaussehenden Anführer Eric...