Kapitel 25

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--- Tracy POV ---


Die Nervosität war fast greifbar, als sie alle gemeinsam mit den gebürtigen Ferox in dem Flur warteten. An dem einen Ende des Flurs befand sich die Tür durch die sie hier reingekommen waren. Am anderen Ende waren zwei Türen. Dahinter schienen sich Räume zu befinden. In dem linken Raum, in dem Tris saß, hatte Tracy einen Stuhl sehen können. Ähnlich denen, auf denen sie auch bei dem Test der Bestimmung hatten sitzen müssen. Sie erinnerten sie immer an Arztpraxen.


Die Initianten wurden der Reihe nach aufgerufen und in einen der beiden Räume, entweder zu Eric oder zu Tris, geschickt. Leider wurden die Initianten nach dem Ergebnis aufgerufen, welches sie am Ende der ersten Phase gehabt hatten. Aber nicht vom ersten bis zum vierzehnten Platz, sondern genau anders herum. Deshalb musste Tracy gefühlte sechs Stunden warten, bis sie an der Reihe war. Vermutlich waren es eher eineinhalb Stunden, doch sie konnte sich mit nichts beschäftigen. Das einzige, was sie tat, war dabei zuzusehen, wie immer wieder bleiche Mitinitianten aus den Räumen kamen und, an der Wand abgestützt, bis zum Ausgang taumelten. Ihnen allen stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Manchen ging es besser, als anderen, aber wirklich gut ging es keinem.


Kim war schon durch und nun kam auch Daniel aus dem linken Zimmer. Er hatte rote Augen und sah vollkommen aufgelöst aus.
„Daniel", Tracy stand auf und hielt ihn am Arm fest. „Was ist da drinnen passiert?"
Er schluckte schwer: „Wir werden das die nächsten Wochen noch viel häufiger machen müssen."
Damit konnte Tracy nun wirklich nichts anfangen: „Wovon redest du?"
„Du bist jetzt dran, ich soll dich rein schicken. Sie erklärt dir, was sie dort machen, wenn du drinnen bist."
Dann verließ er den Flur und Tracy machte sich auf den Weg in den Raum zu Tris. Seit sie mit Tris im Training gekämpft hatte, war sie ihr nicht noch einmal begegnet. Sie schloss die Tür hinter sich und blickte zu Tris, die gerade dabei war, eine Spritze vorzubereiten. Still setzte sie sich auf den Stuhl und lehnte hinten an.


Während Tris schweigend alles vorbereitet hatte, was sie scheinbar brauchte, hatte Tracy sie einfach nur gemustert. Sie hätte schwören können, dass ihr Bauch auch mal flacher war. Bevor sie sie aber weiter mustern konnte, drehte sich Tris um und hielt die Spritze nach oben.
„Die zweite Phase geht, wie wir vorhin ja schon erwähnt hatten, auf die Psyche. Dieses Serum regt den Teil deines Gehirns an, der für Gefühle, wie zum Beispiel Angst zuständig ist. Es ruft eine Art Halluzination hervor. Ein bewegliches Bild. Du wirst dich deinen größten Ängsten stellen müssen. Du bleibst so lange in deiner Angst, bis deine Pulsfrequenz zurückgeht und du dich wieder beruhigt hast. Während du in deiner Halluzination bist, wirst du denken, dass das alles, was geschieht, echt ist. Du wirst nicht wissen, dass das alles nur durch dieses Serum hervorgerufen wird. Okay? Bist du bereit?"


Alles, was Tris erklärt hatte, hatte Tracy irgendwie Angst gemacht. Was würde ihr gleich da drinnen begegnen? Sie konnte sich gar nichts vorstellen, was ihr wirklich richtige Angst bereitete. Natürlich gab es ein paar Dinge, die ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließen, doch nicht wirklich etwas, wo sie vor Angst erstarren würde. Oder?


„Lehn' dich zurück", meinte Tris, was Tracy auch tat. „Mach dir keine Gedanken. Ich kann dich auf dem Bildschirm da verfolgen und weiß immer, was gerade passiert. Denk daran, dass dir nicht wirklich etwas geschehen kann und versuche dich zu beruhigen."
Dann hob sie die Spritze und schob die Nadel mit dem Serum in die zarte Haut ihres Halses.
„Die Halluzination setzt in etwa sechzig Sekunden ein."

Tracy LevineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt