Kapitel 35

288 11 0
                                    

Eric's Arme waren um ihren Oberkörper geschlungen und pressten sie eng an sich. Sie kuschelte sich unter der Decke näher an ihn und lehnte sich mit dem Rücken an seine breite Brust. Obwohl er noch schlief, schien er sie nicht loslassen zu wollen. Selig schloss Tracy ihre Augen und stieß leise die angestaute Luft aus ihren Lungen. Sie konnte selbst kaum glauben, dass das hier real war. Dass sie tatsächlich vor wenigen Stunden das erste Mal mit einem Mann geschlafen hatte. Und nicht mit irgendeinem Mann. Nein, es war Eric. Ihr Anführer, ihr Ausbilder und derjenige, in den sie wirklich verliebt war. Noch nie hatte sie solche Gefühle für jemanden gehegt und jetzt da es so war, konnte sie sich nicht vorstellen, dass es mal anders gewesen war oder irgendwann einmal wieder anders sein konnte. Sie hoffte es nicht, denn sie fühlte sich unsagbar wohl an seiner Seite.


Träge drehte sie sich in seinen Armen um, sodass sie mit ihrem Gesicht zu ihm gewandt da lag. Sie konnte ihren warmen Atem an seiner Haut auf ihre Wangen zurückprallen spüren und lächelte leicht. Sie war ihm so nah. Vorsichtig strich Tracy über seine nackte Brust. Auch sie hatte kein Stück Stoff mehr unter der Decke an ihrem Körper. Es war ein aufregendes Gefühl und sie wusste nicht genau, wie sie damit umgehen sollte. Schließlich war das hier komplettes Neuland.


Umso glücklicher war sie, dass Eric sie, als er aufwachte, nicht komisch ansah, sie von der Bettkante schubste oder sonst etwas doofes tat, sondern sie noch enger an sich zog. Als sie später im Flur mit ihren Freunden saß und verträumt an die Decke starrte, hatte sie immer noch im Kopf, wie er seine Lippen auf ihren zerzausten Haarschopf gedrückt hatte. Es schien ihn überhaupt nicht gestört zu haben, wie sie am Morgen aussah. Schon häufiger hatte sie gehört, wie einige Jungs über die wilden Haare der Mädchen im Schlafsaal gelacht hatten. Nicht, dass es ihr sonderlich nahe gegangen wäre, doch es freute sie trotzdem, dass sich Eric dafür nicht interessiert hatte.


Aber es war nicht nur das gewesen, was sie freute. Es war sein ganzes Verhalten, das er an dem Morgen zeigte. Er schien wie befreit, glücklich und offen zu sein. Zwar waren sie nicht zusammen aus der Wohnung gegangen, aus Angst, dass ihre Beziehung entdeckt wurde, aber man merkte, dass ihm die Beziehung sicherlich nicht peinlich war. Es ging schlicht und einfach darum, dass er sich immer noch in einer Position befand, in der es sich eigentlich nicht gehörte, mit Initiantinnen zu schlafen. Es war zwar störend, doch Tracy versuchte es einfach zu ignorieren. Es ging immerhin gar nicht anders.


Den ganzen Tag fühlte Tracy die Spannung, die zwischen ihr und Eric hing, ohne, dass es anderen aufzufallen schien. Seit sie beide seine Wohnung verlassen hatten, hatten sie keinen intimen Moment mehr genießen können. Immer war jemand im Raum gewesen und er durfte ihr ja auch keine besondere Aufmerksamkeit schenken, weshalb er nun noch mehr versuchte, sie zu ignorieren. Davor hatte er ihr mehr Aufmerksamkeit geschenkt. So kam es Tracy jedenfalls vor. Davor hatten sie aber nichts getan, wofür einer von ihnen hätte bestraft werden können. Vermutlich war dies der Grund, aus dem Eric nun noch vorsichtiger wurden. Jetzt gab es etwas, wofür es Konsequenzen geben konnte.


Als sie gemeinsam mit ihren Freunden im Flur wartete, bis sie zu ihrer Simulation aufgerufen wurde, spürte sie Kim's und Fire's Blicke auf sich ruhen. Die Neugier ihrer Freundinnen brachte sie augenblicklich zum Grinsen. Ihnen war offensichtlich aufgefallen, dass sie gestern wieder nicht im Schlafsaal geschlafen hatte. Tracy sah zu den beiden und biss sich fest auf die Unterlippe, um zu verhindern, dass ihr Lächeln noch größer wurde. Doch das Strahlen in ihren Augen reichte Kim und Fire aus, um zu wissen, wie es am Abend davor ausgegangen war. Kim's Mund bildete ein „Ach du scheiße!", bevor sie sich die Hände vor den Mund schlug.
„Also seid ihr...?", flüsterte sie leise und bekam einen schrägen Blick von Daniel ab.
Tracy nickte wild und schaffte es nun auch nicht mehr, das Grinsen zu unterdrücken.
„Und ihr habt...?", sie versuchte unauffällig eine eindeutige Bewegung zu machen, um zu signalisieren, was sie meinte. Sofort wurde Tracy rot und sie spürte die Hitze in ihrem Gesicht aufsteigen. Dann nickte sie ganz vorsichtig und Kim quietschte los.
„Reg dich doch mal bitte ab. Alle starren zu uns", ermahnte Fire leise und schlug Kim sachte gegen den Arm.
„Ist ja gut. Aber komm schon. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet unsere Tracy es schafft, das große, böse Monster zu zähmen?", kicherte sie, weshalb Tracy sie böse ansah.
„Er ist kein großes, böses Monster!", verteidigte sie ihn. „Nenn ihn nicht so!"
„Ach, Süße, so meine ich das ja nicht", besänftigte Kim ihre Freundin.

Tracy LevineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt