Kapitel 8

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Kurz entschlossen ging ich ins Wohnzimmer, wo ich die Jungs fand. "Wisst ihr wo der Verbandskasten ist?", brachte ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Alle Köpfe schossen in meine Richtung und die Blicke glitten auf meinen Finger. "Scheiße, Aayana. Was hast du gemacht?", fragte Erik und stand auf um auf mich zuzukommen. "Ich hab mir in den Finger geschnitten.", sagte ich gequält lächelnd. Mario und Matthi hatten sich mittlerweile hinter Erik gestellt, hielten sich aber zurück, was wohl an meinen Worten lag. "Hier ist der Kasten.", rief Marco aus der Küche. "Komm mit.", forderte mich Erik auf und ich folgte ihm in das Esszimmer, wo er mich auf einen Stuhl drückte. Dann kniete er sich vor mich, wenn ich nicht so Schmerzen gehabt hätte, hätte ich wahrscheinlich geschmunzelt und ihn gefragt ob das ein Antrag werden sollte.

Aber durch die Schmerzen konnte ich ihm nur zusehen und den Schmerz ignorieren. Erik nahm mir das Zewa vom Finger und wischte das Blut weg. Mittlerweile blutete es nicht mehr so stark, aber immer noch mehr als normal. Dann sprühte er ernsthaft Desinfektionsspray auf die Wunde. Zischend zog ich die Luft ein. "Scheiße man. War das jetzt wirklich notwendig?", fragte ich mit glasigen Augen, da es wirklich unnormal krass brannte. "Ja.", antwortete Erik einsilbig. Er wickelte noch eine Binde um meinen Finger, da das Messer tiefer durch meinen Finger schnitt als ich zuerst dachte und er wohl so Stabilität bekommen sollte. "Danke.", lächelnd sah ich Erik an. "Gerne.", lächelte er zurück und für einen Moment konnte ich mich nicht von seinen traumhaften blauen Augen lösen. Erst Romans Worte brachten mich dazu mich von Eriks Augen zu lösen, der mir auch nur in die Augen schaute. "Anscheinend kann man dir kein Messer geben.", Roman schmunzelte.

"Ja, anscheinend.", brachte ich nur heraus, da ich noch zu verwirrt von dem intensiven Blickkontakt zwischen Erik und mir war. "Am besten wir wischen erstmal das Blut weg.", meinte Erik, der sich anscheinend schneller erholt hatte als ich. Ich nickte, da es mir irgendwie unangenehm war, dass ich mich geschnitten hatte.
"Und dann helfen wir dir.", beschloss Roman.

In Teamarbeit entstand ein wirklich leckeres Essen.

Wir packten alle unsere Sachen und ich wollte noch mit Matthi und Mario reden, wegen dem Streit, der mir jetzt irgendwie komplett übertrieben vorkam. Vorsichtig klopfte ich zuerst an Marios Tür. Als ein "Herein" ertönte, öffnete ich die Tür und sah Mario direkt in die Augen. "Mario, ich wollte mich entschuldigen, wegen vorhin. Ich weiß echt nicht was mit mir los war. Es tut mir wirklich leid.", hoffnungsvoll schaute ich ihm in die Augen, bis er auf mich zu kam und mich in seine Arme nahm.

Es tat gut zu wissen, dass er mir verziehen hat und ich könnte mich echt ohrfeigen, dass ich vorhin so reagiert hatte. Mit einem breiten Lächeln lösten wir uns von einander. "Es ist alles gut zwischen uns , Aayana. Mir tut es auch leid, dass ich mich immer einmische, aber du bist mir wichtig und ich möchte nur das beste für dich. Verstehst du mich?", fragte er mich. "Ich verstehe das und es tut mir so leid wie ich reagiert habe.", lächelte ich leicht. Mario zog mich noch einmal in seine Arme.

Nachdem ich mich bei Mario entschuldigt hatte, ging ich rüber zu Matthi. Es war für mich immer schwieriger mich bei Matthi zu entschuldigen als bei allen anderen, denn Matthi war unglaublich nachtragend. Ich hatte echt Angst, dass er nach meiner Entschuldigung immer noch sauer oder enttäuscht von mir war. Ich meine, selbst ich war sauer und enttäuscht von mir. Meine Reaktion war vollkommen übertrieben und unnötig. Aber was passiert ist, ist passiert.

Etwas ängstlich klopfte ich an Matthis Zimmertür. Ein gedämpftes "Hmm..." erklang und ich ging ins Zimmer hinein. Mein bester Freund stand mit dem Rücken zu mir und packte seine Sachen in den Koffer, der auf dem Bett lag. "Matthi?", fragte ich zaghaft. Er drehte sich langsam zu mir um und hatte dabei einen undefinierbaren Glanz in den Augen. "Ich wollte mich für vorhin entschuldigen. Ich habe über reagiert. Ich weiß nicht was mit mir los war. Es tut mir ehrlich leid.", ich senkte meinen Kopf und schaute auf den Boden. Ich hob ihn erst wieder als ich merkte wie Matthi ein paar Schritte auf mich zukam. "Ich kann dich verstehen, Aayana. Wir hätten uns nicht einmischen dürfen. Schließlich ist es dein Leben und nicht Marios oder meins. Aber wir haben dich lieb und deshalb wollen wir dich von allem fern halten, das dich verletzten oder traurig machen könnte.", sagte er und schaute direkt in meine Augen. Ich nickte. "Ich weiß. Und ich bin auch dankbar, dass ihr mich beschützen wollt. Aber manchmal übertreibt ihr es ein bisschen.", ich warf mich schon fast in seine Arme. "Ich hab dich lieb, Matthi.", flüsterte ich in der Umarmung. "Ich dich auch, Yana.", flüsterte er zurück.

Als ich mich von ihm löste, stieß ich mit meinem weiß eingewickelten Finger an Matthis Schulter. "Scheiße.", rief ich und zog zischend die Luft ein. "Oh man. Sowas kann auch nur dir passieren.", bemerkte Matthi mitleidig lächelnd. Lachend nickte ich und schaute auf meinen Finger. Als ich wieder hoch schaute, fiel mein Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch. "Shit. Wir müssen los. Beeilung.", platzte ich heraus und rannte in den Flur, wo ich volle Kanne gegen Erik rannte. "Alter, heute ist echt nicht mein Tag.", seufzte ich und versuchte mich vom Boden aufzurappeln. Ich nahm dann allerdings Eriks Hand dankend an, da ich irgendwie nicht aufstehen konnte. "Danke.", grinste ich ihn an und mied extra seine Augen, damit ich mich nicht wieder darin verlieren konnte. Deshalb starrte ich auf seine Nase. "Wir müssten uns ein bisschen beeilen, damit wir nicht zu spät kommen.", brachte ich dann schnell hervor und schaute immer noch auf seine Nase. Oh man, wenn er das bemerken würde. Dann wäre das oberpeinlich für mich.

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