Kapitel 26

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"Ann weißt du überhaupt wen du da auf dem Arm hast?", fragte Mario seine Freundin schmunzelnd. "Natürlich. Ähm... Das ist Leon.", sie wirkte sehr überzeugt von ihrer Antwort.

Es war eine 50 50 Chance den richtigen Namen zu nennen. Deshalb fing ich an zu Lachen. Sie hatte tatsächlich den falschen Namen genannt.

"Das ist Luis.", stellte ich kichernd richtig. Anns Blick fiel auf den Kleinen auf ihrem Arm. "Wie kannst du die beiden bitte auseinander halten? Die sehen total gleich aus.", Ann legte Luis wieder in sein Bettchen. "Leon hat ein kleines Muttermal am Handgelenk. Außerdem bin ich die Mutter der beiden. Ich kann sie von Natur aus auseinander halten.", erklärte ich.

"Wirst du uns jemals sagen, wer der Vater ist?", fragte Matthi und ein trauriger Unterton schwang in seiner Stimme mit. "Ihr werdet es bestimmt irgendwann erfahren.", ich versuchte sie zu beschwichtigen, was kaum funktionierte, denn Mario und Matthi nickten beide leicht, sahen aber immer noch etwas traurig aus.

"Ihr habt das übrigens super hin bekommen mit meiner Wohnung. Hier sieht es aus, als ob hier schon immer Babys gelebt hätten. Danke. Was hätte ich nur ohne euch gemacht?", ich war den Tränen nahe, da ich mich so glücklich schätzen konnte, dass ich so tolle Freunde hatte.

Ann merkte das wahrscheinlich, denn sie nahm mich sofort in den Arm. Mario und Matthi schlossen sich an und ein Gruppenkuscheln entstand.

*

Mario hatte mich so lange angebettelt, bis ich eingewilligt hatte mit den Zwillingen zum Training zu kommen.

Ich hatte Angst. Angst davor Erik wiederzusehen, Angst davor, dass Erik erkennt, dass Luis und Leon seine Söhne sind. Ich wollte nicht zum Training, aber ich konnte Mario noch nie einen Wunsch abschlagen.

Ich hatte gewaltiges Muffensausen. Vielleicht war Erik ja krank oder keine Ahnung, irgendwie anders verhindert. Jaja, ich glaube es ja selber nicht.

Mit zitternden Händen setzte ich die Zwillinge in ihre Kindersitze und fuhr los. Erik wird irgendwann wissen, dass es seine Söhne sind.

Sie sehen aus wie er als Kind, sind 9 Monate nach dem Zeitraum, in dem wir miteinander geschlafen haben, geboren und Ann wird es Mario nicht mehr lange verschweigen können. Und wenn Mario es weiß, dann weiß es einen Tag später Marco und dann weiß es bald Roman und dann Julian und dann irgendwann auch Erik.

Ich weiß, dass er es erfahren wird und ich weiß auch, dass ich es ihm sagen will und nicht, dass er es über andere erfährt. Aber ich bin noch nicht wirklich bereit dazu. Ich möchte mir Zeit lassen und mir genau überlegen, was ich sagen könnte. Ich möchte einfach darauf vorbereitet sein.

Meine Hände zitterten immer mehr je näher wir dem Trainingsgelände kamen.
Ich hatte unglaubliche Angst, dass ich jeden Moment einen Unfall bauen könnte, deshalb nahm ich fast die ganze Zeit relativ unbefahrene Nebenstraßen und tatsächlich kamen meine Babys und ich heile in Brackel an.
Nur meine Hände hatte ich nicht unter Kontrolle. Ich brauchte zehn Minuten um den Kinderwagen aufzuklappen, wofür ich normaler Weise nicht mal zwei Minuten brachte.

Ich war fertig mit den Nerven und beruhigte mich nur minimal als ich Eriks Auto nicht auf dem Parkplatz sah. Eventuell hatte ich doch noch Glück.

Nur hatte ich nie Glück. Das bekam ich auch zu spüren als ich mich mit dem Kinderwagen dem Trainigsplatz näherte. Ich sah ihn bei Matthi stehen und lachen. Mein Herz zog sich zusammen und ich musste schwer schlucken.

Ich hielt mich erst im Hintergrund, da ich das Training nicht stören wollte, aber in einer Trinkpause entdeckte Mario uns und kam mit einem kleinen Aufschrei auf uns zu gelaufen.
Natürlich hatte er somit alle Aufmerksamkeit auf mich und die Zwillinge gelenkt. Mario gab mir einen Kuss auf die Wange und wendete sich dann den Zwillingen zu.

Er nahm kurz Leons Handgelenk und schaute ich dann an. "Guter Tipp mit dem Muttermal.", lachte er und schnallte Leon ab und nahm ihn auf den Arm.
Ich nickte nur und starrte Erik an, der wiederum Leon auf Marios Arm anstarrte. Ich wusste es. Er sah die Ähnlichkeit zu ihm. Gleich wird er mich darauf ansprechen. Scheiße, scheiße, scheiße.

Alle Spieler versammelten sich um den Kinderwagen und Mario, der immer noch Leon auf dem Arm hatte. Für Luis war das wahrscheinlich zu viel, denn er fing augenblicklich an zu weinen.

Mein Mutterherz brach immer wenn einer meiner Babys anfing zu weinen. Liebevoll nahm ich meinen Schatz auf den Arm und wiegte ihn hin und her. Sanft strich ich ihm die Tränen weg und küsste ihn auf die Stirn. Langsam beruhigte Luis sich wieder und ich war wieder glücklich.

Luis war allgemein sehr quenglig und weinte oft. Er wollte immer bei mir sein und wenn ich nur mal kurz weg war, fingt er sofort an zu schreien. Leon dagegen war immer happy und lachte oder grinste fast durchgängig.

Die beiden waren der Grund dafür, dass ich nach dem Streit mit Erik nicht einfach aufgegeben habe.

Als ich den Blick von Luis löste und aufschaute, traf mein Blick den von Erik. Ich konnte diesen Blick nicht wirklich deuten. Ich wollte es auch nicht, denn ich wollte nicht die Erkenntnis in seinem Blick sehen. Deshalb schaute ich schnell wieder weg.

Nach weiteren fünf Minuten, in denen ich Eriks Blick auswich und mich auf Luis konzentriert, der schon wieder etwas quengelig wurde, was diesmal aber wahrscheinlich am Hunger lag, setzten die Jungs ihr Training fort und ich fragte nach einem ruhigen Platz zum Stillen, da ich merkte das die Zwillinge Hunger bekamen.

Ich zog mich in eine leere Umkleidekabine zurück und stillte meine Babys. Ich vergaß einfach wo ich war und, dass Erik in meiner Nähe war und, dass das Leben mit zwei Babys nicht immer leicht ist.

Ich war einfach eine glückliche Mutter.

Als ich Luis und auch Leon fertig gestillt hatte, legte ich beide wieder in ihren Wagen und setzte mich noch ein wenig auf die Bank.

Ich erschrak ein wenig als es klopfte. Ich löste meinen Blick von den Zwillingen und schaute direkt in Eriks wunderschöne Augen.

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