Kapitel 1

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Wie jeden beschissen Morgen um halb sieben klingelte mein bescheuerter Wecker. Und wie jeden Morgen wollte ich ihn am liebsten gegen die Wand schmeißen, ließ es dann aber, da mein Wecker auch mein Handy war.

Genervt drehte ich mich auf die Seite und schaltete meinen Wecker aus. Dann drehte ich mich zurück auf den Rücken, fuhr mir durch mein Gesicht und die Haare und stand dann schwerfällig auf. Ich ging ins Bad und duschte erstmal ausgiebig. Duschen machte mich erst richtig wach und half mir ungemein beim entspannenen. Vollkommen entspamnt ging ich zurück in mein Schlafzimmer und suchte mir Klamotten, aus meinem ,zugegeben sehr überfüllten, Kleiderschrank, raus.

Dann putzte ich meine Zähne, schminkte mich dezent, kämmte meine Haare und band diese zu einem hohen Zopf zusammen. Zufrieden mit meiner morgendlichen Leistung ging ich in die Küche und machte mir einen Kaffee und ein Nutella Brötchen.

Morgens brauchte ich immer meinen Kaffee und mein Nutella Brötchen. Ohne ging einfach nicht. Nachdem ich fertig war, war es bereits halb acht. Ich musste um Acht in Brackel sein, deshalb machte ich mich so langsam startbereit. Ich zog mir eine Jacke an und meine Sonnenbrille durfte auch nicht fehlen, denn obwohl es nicht sehr warm war für Juli, schien die Sonne echt krass.

Ich schnappte mir noch meine Tasche und meinen Hausschlüssel, dann ging ich nach draußen zu meiner Garage. Die angrenzende Garage war einer der Gründe warum ich die Wohnung genommen hatte. Aber auch der obercoole Balkon, von dem man eine spitzen Aussicht auf Dortmund hat, hat dazu beigetragen.

Ich öffnete die Garage und stieg in meinen heißgeliebten, kleinen rosanen VW Beatle, den ich wahrscheinlich nie mehr hergeben werden, es sei denn ich muss, denn ich liebte dieses Auto, vor allem weil es ein Cabrio war. Meine Tasche schmiss ich auf den Beifahrersitz und fuhr aus der Garage und dann weiter nach Brackel.

Ich mochte die Strecke, die einmal quer durch Dortmund führte. Es ging natürlich sehr viel langsamer als wenn ich um Dortmund herumfahren würde.
Um Zehn vor Acht kam ich am Trainingsgelände an, das noch ziemlich verlassen dalag. Um Neun Uhr ging erst das erste Training los, deshalb war auf dem Gelände noch nicht sehr viel los.

Ich parkte vor dem Verwaltungsgebäude, in dem auch der Kindergarten war. Ich liebte meinen Job und die Kinder. Ich fuhr gerne zur Arbeit, aber das frühe Aufstehen dämpfte meine Freude immer sehr.

Ich betrat das Verwaltungsgebäude und lief die Treppen hoch zum Kindergarten. Ich hätte auch mit dem Fahrstuhl fahren können, aber ich musste ja irgendwie fit bleiben. Ein bisschen außer Atem kam ich in der dritten Etage an und schloss die schwere Glastür zur Kita auf. Wie eigentlich immer war ich die erste hier und bereitete alles soweit vor. Ich setzte mich noch kurz ins Büro und erledigte ein bisschen Papierkram.

Um kurz nach Acht kam meine Kollegin Janine. Sie war immer zu spät. Aber es störte mich nicht, weil ich wusste, dass sie ihre eigenen Kinder erst in die Schule bringen musste und dann erst in die Kita kam. "Hey, Aayana. Sorry, dass ich wieder zu spät bin.", sagte sie und zog ihre Jacke aus. "Kein Problem. Ich bin es ja nicht anders gewohnt.", zwinkerte ich ihr zu. Ich hörte wie die schwere Tür am Eingang ins Schloss fiel, stand auf und verließ das Büro.

Im Flur traf ich auf den kleinen Curtys und seinen Vater. Auba begrüßte mich in seinem sympathischen gebrochenem Deutsch "Guten Morgen, Aayana.", grinste er mich fröhlich an. "Hi, ihr zwei.", grinste ich zurück. Curtys kam zu mir gerannt und ich nahm ihn auf den Arm. Ich liebte den kleinen Kerl. Er war einfach immer fröhlich. Es gab nicht einen Tag, an dem er nicht lachte.

Auba verabschiedete sich nach wenigen Minuten wieder und überließ mir seinen Sohn. Wir verbrachten gut 10 Minuten allein, als die anderen Kinder langsam aber sicher nacheinander eintrafen.

Als es 12 Uhr war, wollte ich Pause machen und ging deshalb zu Janine rüber. "Nine, ich mach Pause. Du kommst klar, oder?", fragte ich lächelnd.

"Natürlich. Wir kommen klar. Die Rabauken machen gleich Mittagsschlaf und dann ist es ruhiger.", antwortete sie und drehte sich zur kleinen Maja, die irgendwas von ihr wollte. Ich warf noch ein "Tschüss" in den Raum und verschwand dann.

Matthi und ich verbrachten unsere Pause eigentlich immer zusammen. Manchmal gesellten sich auch noch Mario, Marco oder Erik zu uns. Wobei Erik meistens von Matthi gezwungen wurde und Marco von Mario.

Als ich aus dem Gebäude trat und mir meine Sonnenbrille aufsetzten wollte, kam Matthi auf mich zu gestürmt. "Aayana, Aayana, Aayana. Weißt du welcher Tag heute ist?", fragte er mich aufgeregt wie ein kleines Kind. "Freitag?", fragte ich nach, obwohl ich wusste, dass er das nicht gemeint haben konnte.

"Nein, du Spast. Es ist der 13. Juli.", sagte er mit voller Begeisterung, die ich noch nicht teilen konnte. Ich wusste ehrlich nicht was er meinte. "Ja, das weiß ich. Und?", harkte ich nochmal nach. "Boa, du bist heute aber schwer von Begriff. Heute vor 2 Jahren sind wir Weltmeister geworden. Mensch, dein zweitbester Freund hat das Siegtor geschossen und dein Bruder wurde niedergetackelt. Das musst du doch wissen.", meinte er fast entsetzt.

"Ich bin ihr bester Freund, du Hirni." Mischte sich Mario ein, der mit Ann, Erik und Marco weiter hinten stand. "Na klar. Mit wem verbringt sie denn mehr Zeit?", hielt Matthi dagegen. "Das tut doch jetzt überhaupt nichts zur Sache.", sagte Mario empört. "Und ob das was zur Sache tut. Du hast es eingesehen, dass sie mehr Zeit mit mir verbringt als mit dir.", schloss Matthi diese äußerst unnötige Diskussion.

Ich verdrehte über die beiden nur die Augen und ging zu Ann. "Hey.", ich umarmte sie kurz zur Begrüßung und winkte Marco und Erik zu. "Ich konnte die beiden noch nicht mal begrüßen. Da streiten sie schon wieder.", sagte ich zu ihr mit einem Blick auf Matthi und Mario. "Ach, du kennst die beiden doch.", sagte Ann beschwichtigend und lächelte mich warm an. "Jetzt gehen wir erstmal was Essen. Ich habe Kohldampf.", fügte sie noch hinzu und rieb sich zur Unterstützung ihrer Worte den Bauch.

Als sich die beiden Streithähne einig waren, dass sie wohl beide meine besten Freunde waren, gingen wir ins Vapiano und aßen etwas. Ich wäre wahrscheinlich gestorben, wenn ich nicht bald was zwischen die Zähne bekommen hätte. Aber Gott sei Dank gab es das Vapiano und das wirklich gute Essen dort. "Guckt mal, da sind Roman, Lisa und der kleine Leonard.", sagte Matthi irgendwann total aufgeregtund zeigte zur Tür.

Dort standen tatsächlich ein unglaublich stolzer Roman (Weidenfeller) mit dem grinsenden Leonard auf dem Arm und neben den beiden stand Lisa, die ein breites Lächeln auf ihren Lippen trug. Ann und Matthi winkten wie blöde, um die drei auf uns aufmerksam zu machen.

Was, wie auch nicht anders zu erwarten, ziemlich schnell geschah. Die kleine Familie kam auf unseren Tisch zu. "Hey ihr. Wir setzten uns mal zu euch, ja?", fragte oder eher beschloss Lisa, nahm ihrem Mann Leonard ab und gab ihn mir. "Kannst du kurz auf ihn aufpassen, während wir was zu essen holen?", fragte sie mich und diesmal war es wirklich eine Frage. "Natürlich.", grinste ich.

Der kleine Leo ist so süß. Er ist erst 4 Monate alt und kleine Kinder sind ja eh immer zu anbeißen.

Mit riesigen Babyaugen schaute Leo mich an und fing dann an zu grinsen. Auch ich musste grinsen und setzte ihn auf meine Seite, damit ich weiter essen konnte. Ann saß neben mir und schaute Leo ganz verzückt an. "Ohh, er ist so zuckersüß.", quietschte Ann und streckte ihre Finger nach Leo aus. Dieser schaute Ann erst mit großen Augen an, stieß dann einen spitzen Schrei aus und fing dann an zu Lachen. Als ich Ann anschaute, sah ich, dass ihre Augen glänzten und sie breit lächelte. "Tja, Mario. Ich glaube Ann will auch ein Baby.", sagte ich lachend zu meinem besten Freund.

Ann stieß mir ihren Ellenbogen in die Seite und ich musste augenblicklich lachen. Da hatte ich wohl genau ins Schwarze getroffen. Auch Mario verdrehte die Augen und das nahm ich ebenfalls als Bestätigung meiner Worte. Entweder hat ihn Anns Reaktion auf Leonard auch auf den Gedanken gebracht, dass sie vielleicht auch bald Mutter werden will oder er möchte ebenfalls ein Baby.
Ich vermutete Zweiteres, da er Leo zuvor auch verzückt angeschaut hatte.

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