Kapitel 4

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Ich schlage die Auge auf und...weiß. Um mich herum wuseln die Leute hin und her. Hin und her. Hin und her. Die ganze Zeit. Und sie stecken Geräte in mein Knie. Alle sind türkis gekleidet. Nur einer nicht, der ist komplett in weiß und gibt den türkisenen Leuten Anweisungen, was sie tun und lassen sollen. Keiner beachtet mich, bis.... "Aaaaaaaaah! Sie ist wach!", kreischt plötzlich eine der Frauen und erstarrt vor Schreck. Die anderen sind auf einmal total aufgeregt. Einer leuchtet mir mit einer Lampe ins Auge, ein anderer kommt schon mit einer Spritze auf mich zu. Ich habe jedoch keine Lust mehr, das alles hier ist mir zu viel. Ich drehe mich zu einer Seite und rolle mich aus dem Bett. Die gesamte Meute schreit auf, als ich unsanft auf dem Boden lande und wollen mich wieder ins Bett legen, doch da erinnere ich mich an alles, was Mom mir jemals zum Mut machen gesagt hat. "Wenn du fällst, steh wieder auf.", murmle ich und schiebe alle hilfsbereiten Hände von mir fort. "Auch die Stärksten können mal fallen. Die Kunst besteht darin, wieder aufzustehen und weiterzumachen.", rede ich weiter und hieve mich mühsam auf. Als ich mich auf mein linkes Bein stellen will, zucke ich vor Schmerz wieder zusammen und dann kommen sie. Alle Erinnerungen von der Nacht kehren wieder. Ich stehe erneut in der Höhle und Dave kommt auf mich zu. "Nein! Geh weg! Lass mich in Ruhe! Ich habe dir nichts getan! Lass mich doch endlich in Frieden, du hast bekommen was du wolltest. Jetzt geh! Geh weg und komm nie wieder!", weinend schlage ich um mich bis alle weg sind. Die Höhle verblasst und ich sinke schluchzend und kraftlos auf dem Boden zusammen. Wieso nur? Wieso gerade ich? Und hat er noch mehr Mädchen das angetan? Plötzlich wird mir was klar und eine ungeheure Wut steigt in mir auf und sorgt dafür, dass Adrenalin meinen Körper durchströmt. Sofort bin ich wieder auf den Beinen und schleppe mich zu dem Tisch mit dem Verbandszeug. Ein paar Minuten später habe ich mir einen provisorischen Verband gezaubert und ziehe mir meine Sachen an. Nun.....Krücken.... In der hintersten Ecke des Zimmers finde ich, wonach ich suche. Ich nehme sie und laufe damit, so schnell es geht, aus dem Krankenhaus. Die Ärzte müssen inzwischen wissen, dass ich nicht mehr da bin, denn soeben geht die Alarmanlage an. So schnell wie nur möglich humpele ich Richtung Wald, um mich zu  verstecken.
Es sind nur ungefähr zwei Kilometer, doch ich bin fix und fertig, als ich dort angekommen bin. Hinter einem großen Gebüsch fühle ich mich sicher und mache eine Pause. Auf einmal höre ich Sirenen ganz nah am Wald vorbei fahren. Entschlossen es zu schaffen, raffe ich mich auf und mache mich auf den Weg. Normalerweise brauche ich für den Weg nur acht Minuten, doch heute sind es fast drei Stunden.
Davor angekommen, muss ich erstmal innehalten, um es zu betrachten. Es hat sich seit meinem letzten Besuch überhaupt nicht verändert. Von einem auf den anderen Moment ergreift mich Panik und ich greife hektisch an meinen Hals.
Zum Glück, meine Kette hat man mir nicht abgenommen. Ich stehe noch eine Weile da und mir rinnt eine Träne über die Wange. Die Erinnerung an die Errichtung dieses schönen Platzes ist so wundervoll und gleichzeitig doch so schmerzhaft, dass ich sie schnell wieder verdränge. Ich trete näher heran und gehe die Verandatreppe hinauf. Eine schöne Veranda. Dort steht die Hollywoodschaukel, in der Mama mich immer in den Schlaf sang, als ich noch klein war. Und rechts daneben  steht Opas alter Schaukelstuhl,er ist leider schon vor zwölf Jahren von uns gegangen. Wenigstens durfte ich ihn kennen lernen, Tom jedoch kam erst zwei Jahre später zur Welt und musste deswegen ohne Großeltern aufwachsen. Jetzt ist er zehn und nach den Sommerferien kommt er in die vierte Klasse. Ich habe ihm versprochen, dass ich morgen mit ihm in den Zoo gehe, daraus wird jetzt wohl nichts mehr. Über der Eingangstür hängt immer noch Papas alte Lampe. Die wollte Mom schon vor Ewigkeiten zu uns nach Hause holen, doch es fällt ihr zu schwer hierher zu kommen. Ich mag die Lampe, sie symbolisiert für mich das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Es war unsere Festung. Papas, Moms, Opas und meine Festung. Seit Opas Tod wohnen wir aber in dem Haus nahe der Stadt. Ich hasse es dort. Alles dort hasse ich. Den Lärm, die verpestete Luft, die Autos, den Beton, den Müll, die Leute, einfach alles. Mom sage ich das natürlich nicht, sie ist glücklich dort und Tom kennt es nicht anders. Ich komme so oft hierher, dass ich fast alle meine Sachen, die mir wichtig sind, hier habe. Mom weiß nicht, dass es das Haus noch gibt, sie hat beantragt, dass es abgerissen wird, doch Papa und ich haben es gerettet. Die Schule langweilt mich, deswegen komme ich auch nur zu den Test und da ich gute Noten habe, sagen die Lehrer meiner Mom nichts davon, dass ich fast nie da bin, dass ist nun mal der Kompromiss. Ich stehe mittlerweile vor der alten, aus Eichenholz gefertigten, Tür und überlege, ob ich das letzte Mal abgeschlossen habe oder nicht. Schließlich entscheide ich mich doch dafür, aufzuschließen. Ich nehme meine Kette ab und stecke den Schlüsselanhänger in das Schloss. Zweimal nach links drehen und dann dreimal kräftig rütteln, erinnere ich mich. Die Tür geht auf und ich trete ein. Seit eineinhalb Jahren bin ich nun zum ersten Mal wieder hier. Ich habe es vermisst. Das Gefühl von Heimat durchströmt mich und ich merke, wie eine schwere Last von  meinen Schultern abfällt, so als würde die Last nicht mit in das Haus eingelassen. Ich muss lächeln und schließe die Augen. Das Knarren und Knarzen des Holzes klingt an meine Ohren, der Geruch von Holz liegt in der Luft, es riecht immer noch so wie am ersten Tag. Ich gehe in die Knie und taste mit der Hand nach den Holzfasern. Plötzlich ist da noch etwas. Es ist wieder dieser Geruch von der Person, die mich zum Krankenhaus, wie ich vermute, brachte. Ich stehe auf, öffne die Augen und schrecke zurück. Draußen in der Nacht steht jemand und beobachtet mich durch die immer noch offene Tür...
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Das Bild oben ist die Veranda 😊Feedback? ☺️❤️

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